Anatomische Beweise Italiener finden den G-Punkt

London (RPO). Italienische Forscher wollen bei der Frau anatomische Beweise für die Existenz des G-Punkts gefunden haben. Die als hocherregbar geltende Zone, die manchen Frauen zu intensiven sexuellen Höhepunkten verhelfen kann, soll sich in der vorderen Wand der Vagina befinden.

Die Existenz des G-Punkts ist umstritten, da es bisher nicht gelang, ihn eindeutig einer anatomischen Struktur zuzuordnen. Nun stellten Emmanuele Jannini von der Universität L'Aquila und sein Team jedoch fest: Bei Frauen, die nach eigenen Angaben allein durch vaginale Stimulation zum Orgasmus kommen können, ist das Gewebe zwischen Vagina und Harnröhre messbar dicker als bei Frauen ohne diese Fähigkeit. Das deute definitiv auf die Existenz eines G-Punktes hin - und zeige gleichzeitig, dass nicht jede Frau einen solchen besitzt, schreibt das Magazin "New Scientist" (23. Februar, S. 6).

Auf der Suche nach dem G-Punkt scannte das Team mit Hilfe eines Ultraschallgeräts bei insgesamt 20 Frauen den Bereich der Vagina, der nach vorne in Richtung Bauchhöhle zeigt und der den G-Punkt beherbergen soll. Neun der Teilnehmerinnen hatten bereits vaginale Höhepunkte erlebt, die anderen elf nicht.

Zwischen den beiden Gruppen habe es messbare Unterschiede gegeben, was die Ausdehnung des Gewebes zwischen der weiter vorne liegenden Harnröhre und der Vagina betrifft, berichten die Forscher. Für Studienleiter Jannini ist die Konsequenz dieses Befunds eindeutig: "Jetzt ist es erstmals möglich, mit einer einfachen, schnellen und billigen Methode festzustellen, ob eine Frau einen G-Punkt hat oder nicht", versichert er.

Andere Wissenschaftler sind nicht so euphorisch. So sei durch die Ergebnisse immer noch nicht geklärt, was der G-Punkt eigentlich ist, lautet ein Einwand. In der Vergangenheit wurde beispielsweise diskutiert, ob ein interner Teil der Klitoris oder auch die Paraurethraldrüse, eine Art weiblicher Prostata, für die intensiven Gefühle verantwortlich sein könnten.

Auch die Annahme, Frauen ohne das verdickte Gewebe besäßen keinen G-Punkt, stößt auf Kritik. Es könnte auch genau umgekehrt sein, nämlich dass vaginale Orgasmen die vordere Scheidenwand sozusagen trainieren und sie deswegen vergrößert sei, kommentiert etwa die Psychologin Leonore Tiefer von der New York University.

Jannini lässt sich davon nicht beirren. Seine Ergebnisse decken sich mit denen früherer Studien, die ebenfalls auf einen anatomischen Unterschied zwischen Frauen mit und ohne vaginale Orgasmen hingedeutet hatten. Er will nun in größeren Studien herausfinden, wie viele Frauen über einen G-Punkt verfügen und wie viele nicht.

Das Argument, damit rede er einem Teil der Betroffenen ein, an einer sexuellen Störung zu leiden, lässt er nicht gelten: Die Frauen, die noch nie einen vaginalen Höhepunkt erlebt haben, sollten sich vielmehr erleichtert fühlen, meint er - schließlich sei das vollkommen normal, wenn die Anatomie einfach nicht dafür ausgelegt ist.

(afp)
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