Keimschleuder Kaffeemaschine Sind die Bakterien in Kapsel-Maschinen gefährlich?

Düsseldorf · Kaffeemaschinen, die das Heißgetränk aus der Kapsel brühen, waren im vergangenen Jahr ein Verkaufsschlager. Doch eine aktuelle Studie zeigt: An den Geräten bilden sich bis zu 67 verschiedene Keime. Wie gefährlich das für die Konsumenten ist, und ob man nun wieder auf Pulverkaffee umsteigen sollte, beantwortet ein Mikrobiologe.

Kaffeekapseln im Test: Sind die Maschinen gefährliche Keimschleudern?
Foto: Alekseev Ivan /Shutterstock.com

Die Küche hält man möglichst sauber — das ist eine Regel, die Kinder schon sehr früh lernen. Doch egal, wie viel geputzt wird, in so mancher Ritze bilden sich trotzdem Stellen, die man lieber nicht zu sehen bekommen möchte. Eine dieser Stellen ist das Innere der Kaffeemaschine — denn egal, wie sehr sie von außen glänzt, Wasserauffangbecken und Tresterbehälter, so vorhanden, entwickeln immer ein Eigenleben.

Weil das viele Maschinenbesitzer wissen, lassen sie die Behälter lieber so lange unbeachtet, bis sie überquellen oder der Kaffeautomat Protest anmeldet. Dabei würde sich der Putzaufwand schon deutlich früher lohnen: Wie Forscher der spanischen Universität Valencia jetzt herausfanden, bilden sich an Kaffeemaschinen sehr große Bakteriengruppen von 35 bis zu 67 Keimen.

Für ihre Tests untersuchten die Forscher zehn verschiedene Kapselmaschinen der Marke Nespresso, die alle schon ungefähr ein Jahr in Betrieb waren. Die Automaten stammten aus Privathaushalten, Firmen sowie Universitäten und wurden jeweils bis zu 20 Mal am Tag benutzt.

Das Team um Cristina Vilanova fand eine erstaunlich hohe Anzahl von Bakterien in jeder einzelnen Untersuchung. Neben einigen Bakterien, die typischerweise dort vorkommen, wo es nass ist, oder die sogar dazu da sind, Koffein abzubauen (zum Beispiel Pseudomonas), wurden allerdings auch Keime entdeckt, die in großer Zahl etwa zu Magen-Darm-Erkrankungen führen können (Enterokokken). Aber bedeutet das wirklich, dass Kapselmaschinen gefährlich für die Gesundheit sind?

"Nein, überhaupt nicht", sagt Collin MacKenzie, Professor für Mikrobiologie an der Uni-Klinik Düsseldorf. "Tatsächlich ist es so, dass sich überall in unserer Umwelt Gesellschaften von Bakterien befinden und die Menschen davon trotzdem nicht ständig krank werden." Anlass zur Sorge sieht der Wissenschaftler aus diesem Grund nicht. "Medizinisch gesehen, halte ich das für völlig uninteressant, nur mikrobiologisch ist es spannend, dass sich auf einer Kaffeemaschine so viele verschiedene Bakterienstämme befinden können, das wussten wir vor dieser Studie nicht."

Medizinisch uninteressant — das bedeutet für den begeisterten Kaffeekapsel-Nutzer, dass er sich nun keine neue Maschine zulegen muss. Nicht einmal zu vermehrten Putzen oder zu speziellen Desinfektionsmitteln rät der Experte, weil diese die Bakterienbildung nicht verhindern. "Außerdem ist es so, dass die Bakterien, die in der Studie auf den Kaffeeautomaten gefunden wurden, fast vollständig ungefährlich für den Menschen sind, selbst für Menschen mit schwachem Immunsystem."

Der Wissenschaftler erklärt das damit, dass Bakterien nicht immer krank machen, sondern natürlich überall — auch im Körper — vorkommen. "E.Coli-Bakterien beispielsweise sind verantwortlich für Harnwegsinfektionen, gleichzeitig kommen sie aber auch im Darm vor. Trotzdem hat nicht jeder Mensch ständig Harnwegsinfektionen, dazu kommt es nur, wenn die Umstände es begünstigen", erklärt MacKenzie. Mit anderen Worten: Vermeidbar sind Bakterien nirgends. Wo es Oberflächen gibt, dort bildet sich früher oder später auch ein sogenanntes Mikrobiom, eine Zusammensetzung aus Bakterien.

Wer nun versucht auszurechnen, wie viele Bakterienstämme sich wohl inzwischen auf seiner fünf Jahre alten Kaffeemaschine befinden, kann das Knobeln direkt wieder einstellen. Die spanischen Wissenschaftler fanden auch heraus, dass sich die Bakteriendichte schon nach etwa zwei Monaten einpendelt. Das bedeutet, ab dann haben sich die Keime so sehr an den Lebensraum angepasst, dass für weitere Bakterienkulturen kein Platz mehr ist. Jene Bakterien, die sich im zweiten Monat auf einer Kapselmaschine befinden, unterscheiden sich folglich in Anzahl und Art kaum von denen, die auf einem älteren Modell sitzen.

Den Kampf kann man den Bakterien aber natürlich dennoch ansagen. Dafür sollte vor allem der Auffangbehälter des Automaten regelmäßig gereinigt werden und möglichst wenig Feuchtigkeit auf Knöpfe und Ritzen kommen.

(ham)
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