Neuer Beautytrend Kryolipolyse Fettpölsterchen einfach wegfrieren - klappt das?

Düsseldorf/Bergisch Gladbach · Es gibt sie, diese Fettröllchen, denen weder mit Diät noch mit Sport beizukommen ist. Ein neues Verfahren verspricht, sie durch Eiseskälte einfach zum Schmelzen zu bringen. Wie das funktionieren soll und für wen es geeignet ist.

 Fett per Kryolipolyse wegzufrieren klappt nur, wenn das Polster nicht zu dick ist.

Fett per Kryolipolyse wegzufrieren klappt nur, wenn das Polster nicht zu dick ist.

Foto: Shutterstock.com/ poo

Gerade über dem Hosenbund wölbt sich ein Polster vor, das sich beharrlich weigert zu verschwinden. Auch die Fetthubbel unter den Achseln oder das Polster am Oberschenkel ist wie hingemeißelt. Doch trotz sportlicher Bemühung und Low-Carb-Angriffe haften sie da, wo sie nicht sein sollen. Als einzige Chance, diese hartnäckigen Depots los zu werden, galt lange Zeit das Fettabsaugen. Nun soll ein neues Verfahren die Fettwulst verschwinden lassen — und das ganz ohne OP, statt dessen aber mit Eiseskälte.

Kryoliolyse nennt sich das Verfahren, bei dem gezielt einzelne Fett-Depots in die Mangel genommen und auf Temperaturen zwischen null und vier Grad herunter gekühlt werden. Am häufigsten kommt dabei das "Coolsculpting" zum Einsatz. Dahinter verbirgt sich eine Methode, bei der das Unterhautgewebe mitsamt der Fettzellen wie von einem Handstaubsauger mit Unterdruck eingesaugt und dann quasi auf Eis geleget wird. So bringt man Love-Handles und Fettdepots zum Schmelzen. "Möglich ist das auf einer Fläche, die etwa so groß ist wie zwei Zigarettenpäckchen", sagt Gerhard Sattler, Dermatologe und Chef der Rosenpark-Schönheitsklinik.

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Was in den dann bevorstehenden 30 bis 60 Minuten passiert, ist entscheidend für den Fettweg-Effekt: "Durch die Kühlung wird die Blutversorgung der Fettzellen unterbrochen. Die Zellen sterben teils ab", erklärt Sattler. Das Unterhautgewebe entzündet sich, wodurch das Immunsystem Alarm schlägt. Es aktiviert die Abwehrzellen des Körpers, die in den kommenden Wochen und Monaten für den Abtransport der abgestorbenen Fettzellen über die Lymph- sowie Blutgefäße und die Leber sorgen. "Die Haut hingegen bleibt bei richtiger Behandlung ohne Schaden", sagt Sattler. Auch wenn man das unmittelbar nach der Behandlung kaum glauben mag.

Denn gerade aus dem Vakuum befreit, wirkt das "eingefrorene" Gewebe zunächst bläulich-violett und steht steif vom Körper ab. "Die Wulst ist zunächst vollkommen taub", sagt Sattler. Wie nach einer Schneeballschlacht ohne Handschuhe, wird sie jedoch nach einiger Zeit erneut durchblutet.

Bereits in den 80er Jahren gab es Berichte darüber, dass Fettzellen sehr empfindlich auf Kälte reagieren", sagt Lutz Kleinschmidt, Schönheitschirurg aus Bergisch Gladbach und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische und Plastische Chirurgie. Dermatologen wie Rox Anderson und Dieter Manstein von der Harvard Medical School wollten es genauer wissen und untersuchten den wundersamen Vorgang der Fettschmelze zunächst an Schweinebäuchen. Das war 2008. Danach machten sie sich daran ein Gerät zu entwickeln, das den Effekt auch beim Menschen erzielt. Heute stehen solche Kryolipolyse-Geräte mit vielen Aufsätzen in den Praxen der Schönheitschirurgen und frieren lästige, sportresistente Fettpolster weg. "Vom Prinzip gibt es kaum eine Zone, an der das nicht denkbar wäre, sagt Kleinschmidt.

Allerdings mit Einschränkungen. Denn wer hofft, seine jahrelang angefutterten Fettröllchen auf diese Art und Weise wegzufrieren, der irrt. Bei Adipösen ist die Behandlung nicht möglich und auch Menschen mit Stoffwechselerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Schwangeren oder Käteurtikaria und Narbengewebe wird von einer Behandlung abgeraten.

"Im Fokus stehen eher gesunde Menschen mit Normgewicht, die Sport treiben" sagt Kleinschmidt. Ihnen kann man durch Coolsculpting oder ähnliche Kälteverfahren, bei denen mit Wickeln statt Vakuum gearbeitet wird, helfen und an unperfekten Stellen die Silhouette modellieren, ohne das Messer ansetzen zu müssen. Auch bei Frauen in der hormonellen Umstellungsphase etwa zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr, die ihre Körperform durch den Übergang zur Menopause verändern, ist das Coolsculpting effektiv", sagt Sattler.

Warum aber schmilzt bei ihnen weg, was nach drei Jahren Weihnachtsgans und Urlaubsschlemmerei bei Übergewichtigen nicht weg will? Schönheitsexperte Sattler erklärt es so: "Gerade in einer hormonellen Umstellungsphase verfügen die Betroffenen über frisch gewachsenes Fettgewebe. Das lässt sich aus den Bindegewebsstrukturen leichter entnehmen, ohne dass der Körper es wieder mit neuen Fettzellen auffüllt." Adipöse Menschen hingegen tragen chronisches Fettgewebe mit sich herum.

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Fettwegerfolg, der auf sich warten lässt

Mit Pölsterchen in die Behandlung und ohne wieder raus gehen jedoch auch normalgewichtige Personen nicht. Denn der Erfolg einer Kryolipolyse-Behandlung zeigt sich frühestens nach sechs bis acht Wochen, sagt Kleinschmidt. Geduld ist also angezeigt und das Vertrauen darauf, dass sich der schlabbrig hängende Bauchlappen in den nächsten Wochen durch die fleißige Arbeit des Stoffwechsels über die Leber abgebaut.

So ungeduldig mancher auch über die Wochen hinweg auf ein besseres Aussehen warten mag. Kleinschmidt sieht Vorteile darin: "Nach dem Absaugen von Fett hängt die Haut eher. Bei der Kryolipolyse hingegen verläuft der Abbau der Fettzellen langsam und die Haut kann sich anpassen — umgekehrt wie bei einem wachsenden Bauch in der Schwangerschaft, bei dem sich das Gewebe und die Haut langsam dehnen."

Während Frauen im Allgemeinen eher über ihr schlappes Bindegewebe klagen, ist es bei der Kryolipolyse in gewisser Weise tatsächlich einmal von Vorteil. "Männer haben ein zu festes Bindegewebe. Dadurch lässt es sich nicht so gut einsaugen", sagt der Düsseldorfer Schönheitschirurg. Unmöglich ist es allerdings auch bei ihnen nicht.

Das sind die Risiken der Kältebehandlung

Auch wenn das Verfahren nach mehr als 60 Studien grundsätzlich als unbedenklich gilt, können sich jedoch unangenehme Nebeneffekte zeigen: Manch Behandelte berichtet über kleine Hämatome, die durch das Ansaugen entstehen können. Andere empfinden über mehrere Tage hinweg ein Taubheitsgefühl, starkes Brennen und Jucken im behandelten Bereich. Schönheitschirurg Kleinschmidt vergleicht das Gefühl danach mit einem Knutschfleck, der etwas schmerzt oder Muskelkater. "Ist die Fettfalte zu gering, besteht das Risiko einen Nerv oder Muskelgewebe mit anzusaugen und sie zu quetschen", sagt Sattler.

Nicht nur aus diesem Grund raten die Experten davon ab, sich einer Behandlung in Beautysalons, Wellnessbereichen von Hotels oder Sonnenstudios zu unterziehen. Einige chronische Erkrankungen und auch Durchblutungs- oder Wundheilungsstörungen schließen eine Behandlung aus. "Das zu beurteilen und auch bei Kreislaufproblemen oder auftretenden Allergien richtig zu reagieren, kann nur ein Arzt sicherstellen", sagt Kleinschmidt.

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Eine weitere Gefahr: "Bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes kann es zu Erfrierungen kommen und die Haut bildet Blasen. Ist es hingegen deutlich über vier Grad, wird die Behandlung keinen Effekt zeigen", sagt Kleinschmidt. Dermatologe Gerhard Sattler weist noch auf ein anderes Problem hin, über das der Laie außerhalb der Praxen plastischer Chirurgen stolpern könnte: "Auf dem Markt sind Geräte, die bei denen beispielsweise nur die Gehäuse CE-zertifiziert sind, nicht aber der Inhalt." Das sei von Laien kaum zu durchblicken.

(wat)
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