Epidemie Leipzig kämpft um Leben des Ebola-Kranken

Leipzig · Es gilt die höchste Sicherheitsstufe: In einem Leipziger Spezialklinikum wird seit gestern ein Ebola-Patient aus dem Sudan behandelt. Zwei Erkundungsteams des Deutschen Roten Kreuzes bereiten die Hilfe in Westafrika vor.

Die wichtigsten Fakten zu Ebola
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Foto: AP/Frederick Murphy

Im Leipziger Klinikum Sankt Georg wird seit gestern ein Ebola-Patient aus Liberia versorgt. Der Zustand des Mannes sei "hochgradig kritisch, wenngleich stabil", sagte der leitende Oberarzt Thomas Grünewald bei einer Pressekonferenz des Klinikums Sankt Georg. Der 56 Jahre alte UN-Mitarbeiter sei aber ansprechbar. Er war am Morgen per Flugzeug nach Leipzig gebracht worden. Er ist der dritte Ebola-Patient aus Westafrika, der in Deutschland behandelt wird.

Der Patient wird auf der Sonderisolierstation der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin behandelt. Teams aus jeweils einem Arzt und einer Pflegekraft in Schutzanzügen seien rund um die Uhr zur Betreuung des Mannes im Einsatz, teilte das Krankenhaus mit. Den Spezialisten steht nach Klinik-Angaben aber auch ein experimentelles, nicht zugelassenes Medikament zur Verfügung. Ob es tatsächlich zum Einsatz kommt, war zunächst offen.

Der Patient war gestern um kurz nach 5 Uhr mit einem Spezialflieger am Flughafen Leipzig/Halle eingetroffen. Am Flughafen wurde der Mann von Helfern in Vollschutzanzügen in Empfang genommen. Er trug selbst einen Schutz, nur sein Gesicht war nicht bedeckt. Er wurde von Helfern gestützt und mit einem Krankenwagen und unter Polizeibegleitung in die Klinik gebracht.

Der spanischen Pflegehelferin, die sich in Madrid bei einem Ebola-Patienten angesteckt hatte, geht es inzwischen sehr schlecht. Dies berichtetet der Bruder der Frau, der Mediziner in der Carlos-III-Klinik ist. In der Klinik wurden vier weitere Kontaktpersonen der Frau unter Quarantäne gestellt. Es soll sich um Ärzte und eine Pflegerin handeln.

Zwei Erkundungsteams des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) trafen gestern in Sierra Leone und Liberia ein, um die deutsche Hilfe für die Ebola-Opfer vorzubereiten. Beim DRK haben sich inzwischen rund 1500 Interessenten gemeldet, die zu einem Hilfseinsatz in Westafrika bereit wären. Tatsächlich infrage kommen nach Angaben von DRK-Präsident Rudolf Seiters bei 281 konkreten Bewerbungen bisher allerdings nur 97. Die Bewerber müssten tropentauglich sein und sehr gut Englisch sprechen. Gesucht werden unter anderem Ärzte, Hebammen, Krankenpfleger. Der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, will am kommenden Sonntag nach Westafrika reisen und sich rund eine Woche lang vor Ort ein Bild von der Situation machen. "Die Lage in den Staaten ist extrem schwierig", sagte der Sonderbeauftragte, der vor seiner Ernennung Botschafter in Venezuela war. "Wir müssen Ebola isolieren", sagte Lindner.

Im Kampf gegen das Virus ist die internationale Gemeinschaft nach den Worten des Weltbank-Präsidenten Jim Yong Kim "kläglich gescheitert". Nachdem die Krise nun auch Spanien und die USA betreffe, sei die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass das Virus auch andere europäische Länder erreiche, warnte Kim in der britischen Zeitung "The Guardian". Er wünsche sich die Unterstützung der westlichen Regierungen für einen neuen, 20 Milliarden Dollar schweren Gesundheitsfonds für Notfälle.

Aus Furcht vor einer Ansteckung mit Ebola ist ein aus Sierra Leone stammender Neunjähriger in einer britischen Grundschule vom Unterricht ausgeschlossen worden. Die St.-Simon's-Grundschule in Stockport bei Manchester fällte die Entscheidung.

Unterdessen ist in Mazedonien nach Angaben aus Regierungskreisen ein Brite mit Verdacht auf Ebola gestorben. Bei einem Landsmann von ihm seien zudem Symptome der Seuche aufgetreten, hieß es.

Die USA haben die Kontrollen an den Flughäfen in New York, Newark, Chicago, Washington und Atlanta verschärft. Auch Großbritannien kündigte ähnliche Schritte an. Bei den Kontrollen wird die Körpertemperatur von Reisenden aus Westafrika gemessen. Außerdem sollen sie einen Fragebogen ausfüllen. Nun prüft auch die Europäische Union verschärfte Kontrollen an Flughäfen.

(dpa)
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