Flüchtlinge kehrten zurück Ebola-Bilanz der WHO - "Ausbruch ist nicht unter Kontrolle"

Monrovia · Liberia hat die meisten Ebola-Toten, Sierra Leone die meisten Infizierten. Eine Nachricht aus Liberia gibt zumindest ein bisschen Grund zur Hoffnung, das die Epidemie mit einem Medikament in den Griff zu bekommen ist.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine ernüchternde Zwischenbilanz der seit vergangenem Dezember in Westafrika grassierenden Ebola-Epidemie gezogen. "Der Ausbruch ist nicht unter Kontrolle", teilte die WHO am Dienstag in Genf mit und veröffentlichte alarmierende Zahlen. 1229 Menschen seien bisher in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria dem Virus erlegen. Mehr als 2200 hätten sich infiziert.

In Liberia schürte die Flucht von Ebola-Verdachtspatienten aus einem Krankenhaus die Angst vor einer weiteren Ausbreitung des Virus. Erst vier Tage später kehrten die letzten Geflohenen am Dienstag wieder in die Klinik zurück. Eine andere Nachricht aus Liberia gibt dagegen Grund zum Optimismus: Drei Liberianern, denen ein ungetestetes Medikament gegeben wurde, geht es mittlerweile deutlich besser.

Die drei medizinischen Mitarbeiter wurden mit den letzten bekannten Dosen des Mittels ZMapp behandelt, das zuvor zwei Amerikanern und einem Spanier verabreicht worden war. Während sich der Zustand der US-Patienten verbessert hatte, starb der Europäer. Ob ZMapp gegen Ebola hilft, ist bislang unklar, weil es nie am Menschen getestet worden war.

"Die medizinischen Experten haben unser Ministerium informiert, die Fortschritte (der Patienten) seien "außerordentlich"", teilte das liberianische Informationsministerium am Dienstag mit. Sie würden "sehr positive Zeichen der Erholung" zeigen.

Eingeschlossen in die WHO-Zahlen seien 84 Tote, die es unter 113 Neuerkrankungen allein zwischen dem 14. und 16. August gegeben habe. Die betroffenen westafrikanischen Länder reagierten auf die Epidemie mit verstärkten Quarantänemaßnahmen und Reisebeschränkungen in die betroffenen Gebiete. Das führt laut WHO allerdings auch dazu, dass Dörfer und Regionen mit vielen Ebola-Fällen nur noch eingeschränkten Zugang zur Lebensmittelversorgung hätten.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen teilte mit, es wolle in den kommenden drei Monaten Lebensmittel an eine Million Menschen in den Ebola-Gebieten verteilen. Die Wachsamkeit in den betroffenen Ländern sei sehr hoch, sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib auf einer Pressekonferenz in Genf. "Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal eine Million Menschen in einer Quarantäne-Situation mit Lebensmitteln versorgt haben."

In der WHO-Erklärung wurde eine inzwischen "weniger alarmierende Lage" in Guinea als in Liberia und Sierra Leone konstatiert. In Guinea hatte die bislang folgenschwerste Ebola-Epidemie ihren Ausgang genommen. Liberia habe inzwischen die meisten Ebola-Toten zu beklagen und Sierra Leone die meisten Infizierten.

Es gebe ebenfalls "vorsichtigen Optimismus", dass Ebola in Nigeria gestoppt werden könne. Alle Fälle stünden im Zusammenhang mit einem Mann, der bereits infiziert von Liberia nach Nigeria geflogen war. Es sei vermutlich gelungen, alle seine Kontaktpersonen aufzuspüren und zu isolieren.

Eine Gefahr bestand dagegen in der liberianischen Hauptstadt Monrovia, wo am Dienstag erst nach vier Tagen alle aus einer Quarantänestation geflohenen mutmaßlichen Ebola-Infizierten wieder in stationärer Behandlung waren. Sie waren geflüchtet, als die Station am Samstag von einer Menge geplündert wurde. Die Plünderer nahmen blutgetränkte Laken und Matratzen mit. Deren Verbleib war bis Dienstag unbekannt.

Patienten flüchteten in den dicht besiedelten Slum West Point, in dem die Quarantäne-Station liegt. Die letzten 17 seien am Dienstag zurückgekehrt und würden nun auf Ebola getestet, sagte der liberianische Informationsminister Lewis Brown.

(dpa)
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