NRW-Studie zur Sucht Lieber Computer als Sex

Düsseldorf · Worauf wollen die Menschen einfach nicht verzichten? Diese Frage stellte die pronovo BKK in einer bundesweiten Umfrage. Die Antworten der Menschen in NRW stachen dabei besonders ins Auge.

 Die Deutschen können echte Sexmuffel sein (Symbolbild).

Die Deutschen können echte Sexmuffel sein (Symbolbild).

Foto: Shutterstock/Maridav

Nirgendwo sind Süßigkeiten populärer als im Westen Deutschlands: Mehr als ein Drittel der Menschen in Nordrhein-Westfalen gibt an, auf Schokolade, Bonbons und ähnliches Naschwerk unter keinen Umständen verzichten zu können. Im Bundesdurchschnitt liegt dieser Wert nur bei 30 Prozent. Passend dazu ist auch die Akzeptanz von Übergewicht im größten deutschen Bundesland besonders hoch. 35 Prozent der Menschen können damit leben, bundesweit finden nur 25 Prozent der Einwohner die Extra-Kilos in Ordnung. Dies sind Ergebnisse der aktuellen pronova BKK Studie "Die Süchte der Deutschen 2017".

Die ungesunde Ernährung im Westen Deutschlands beschränkt sich nicht nur auf offensichtliche Zuckerbomben. Auch Fastfood ist ungewöhnlich populär: 57 Prozent der Befragten geben an, dass der regelmäßige Verzehr von Fertiggerichten, Burgern oder Pommes ein allgemein akzeptierter Lebensstil sei. Bundesweit bestätigen dies nur 53 Prozent. Noch größer ist die Differenz bei Energy Drinks. Deutschlandweit erklären 48 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, dass sie den regelmäßigen Konsum dieser Getränke als normal betrachten. In Nordrhein-Westfalen sind es dagegen 55 Prozent. Und dies, obwohl eine Dose Energy Drink genauso viel Zucker wie eine Dose Cola enthält.

Nicht nur ein ungesunder Lebensstil, sondern auch seine Folgen gelten im bevölkerungsreichsten Bundesland als hinnehmbar. So wird Übergewicht nach Ansicht von 35 Prozent der Befragten aus Nordrhein-Westfalen von der Öffentlichkeit akzeptiert. Bundesweit vertreten nur 25 Prozent diese Meinung. Wer einen gesundheitsbetonten Lebensstil pflegt und nach einem trainierten und muskulösen Körper strebt, findet im westlichsten Bundesland hingegen weniger Verständnis als im Rest der Republik.

"In der Folge einer solch ungesunden Lebensweise können schwere Erkrankungen auftreten, die man mit bewussterer Ernährung leicht verhindern könnte", sagt Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK. Diese Warnung hat einen sehr realen Hintergrund: Mehr als die Hälfte der Menschen in Nordrhein-Westfalen leidet inzwischen unter Übergewicht. Dies bestätigt auch eine Analyse der pronova BKK, deren Basis die Behandlungsdaten von 34.000 NRW-Versicherten sind. Die Krankenkasse kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Behandlung typischer Folgeerkrankungen einer ungesunden Ernährung wie Diabetes, Herz-Kreislauf- und Gefäßkrankheiten in Nordrhein-Westfalen deutlich häufiger als im Rest der Republik abgerechnet wird.

Gleichzeitig stehen die Menschen in NRW dem Rauchen gelassener gegenüber. 42 Prozent können dieses Laster akzeptieren, im Rest von Deutschland teilen nur 36 Prozent diese Auffassung.

Bundesweit ist den Menschen in Deutschland ihr Smartphone wichtig. Nicht nur schauen sie regelmäßig darauf, es ist auch bei rund 40 Prozent das erste, auf das morgens der Blick fällt. Allerdings gibt es auch einiges, was noch wichtiger ist als der digitale Begleiter. Der Partner fällt bundesweit auf Platz eins der Dinge, auf die niemand verzichten möchte. Direkt dahinter liegen Computer, Laptop oder Tablet, gefolgt von Sex auf Platz 3. Das Smartphone landet in dieser Liste erst auf Platz 4.

Ein Leben ohne Alkohol ist allerdings für jeden achten Bundesbürger unvorstellbar. Laut der Umfrage trinken 84 Prozent der Bürger gelegentlich Alkohol. 20 Prozent tun dies mindestens einmal pro Woche, und 13 Prozent aller Befragten können sich ein Leben ohne Alkohol nicht mehr vorstellen, darunter doppelt so viele Männer wie Frauen.

Alkohol führt der Krankenkasse zufolge weltweit am häufigsten zu Suchterkrankungen. Dennoch seit die gesellschaftliche Akzeptanz von Alkohol ungebrochen: Mehr als 70 Prozent der Bürger unter 50 Jahren sind der Meinung, dass Alkoholkonsum gesellschaftlich akzeptiert ist.

Allerdings sprechen sich 91 Prozent der Befragten für schärfere Strafen bei Alkohol am Steuer aus. 64 Prozent befürworten sogar die Einführung einer Nullpromillegrenze. Zudem sprechen sich 75 Prozent dafür aus, alkoholische Getränke nur an Volljährige zu verkaufen.

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Foto: MCDONALDS CORP., AP

Die Studie "Die Süchte der Deutschen 2017", auf der die beschriebene NRW-Regionalanalyse basiert, wurde im August 2017 im Auftrag der pronova BKK online durchgeführt. Dafür wurden 1.000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Studie ist repräsentativ nach Geschlecht, Alter und Bundesland.

(ham)
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