Wegen Gefahr für Embryos Meldepflicht für Zika-Virus geplant

Düsseldorf · Die durch eine Mücke übertragene Krankheit breitet sich in Südamerika weiter aus. Auch eine Reisende aus Köln ist an dem Virus erkrankt. Die Weltgesundheitsorganisation erwägt, den globalen Gesundheitsnotstand auszurufen.

 Überall in Südamerika werden Spritzmittel gegen die Gelbfiebermücke ausgebracht, die neben Dengue-Fieber und Gelbfieber auch das Zika-Virus überträgt.

Überall in Südamerika werden Spritzmittel gegen die Gelbfiebermücke ausgebracht, die neben Dengue-Fieber und Gelbfieber auch das Zika-Virus überträgt.

Foto: ap

"Eine Ansteckungsgefahr innerhalb von Deutschland ist nicht gegeben", sagt Professor Ortwin Adams, Leiter der Virologischen Diagnostik am Uniklinikum Düsseldorf. "Aber wir müssen damit rechnen, dass in der nächsten Zeit immer Fälle importiert werden." Das heißt: Menschen, die in betroffene Länder reisen und sich dort infizieren, können das Virus mit zurück nach Deutschland bringen. So ist es einer Reisenden aus Köln passiert, die mit dem Zika-Virus aus Haiti zurückkehrte. Sie wurde in eine Hamburger Spezialklinik überwiesen. Zika wird von der tropischen Gelbfiebermücke Aedes aegypti übertragen, die auch das bekanntere Dengue-Fieber überträgt. Eine Übertragung geschieht nur durch Blutaustausch.

Laut der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC zeigt nur eine von fünf angesteckten Personen überhaupt Symptome, die in der Regel sehr mild sind. Auftreten kann die Krankheit in Form von Fieber, Ausschlag, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen oder roten Augen. Die Inkubationszeit ist nicht bekannt, sie wird auf drei bis sieben Tage geschätzt. Aus diesem Grund raten Experten Reisenden, die aus Risikoländern kommen und entsprechende Probleme haben, sich nach der Rückkehr unbedingt untersuchen zu lassen.

Auch wenn das Virus in den meisten Fällen kaum Auswirkungen hat, kann ein ungeborenes Kind dadurch schwere neurologische Schäden erleiden. In Brasilien sind bereits 68 Babys an der sogenannten Mikrozephalie gestorben. Einige Regierungen der betroffenen Länder raten dazu, geplante Schwangerschaften aufzuschieben - in El Salvador wird sogar empfohlen, bis 2018 zu warten.

Schwangere dürfen Reisen nach Mittel- und Südamerika in die vom Zika-Virus betroffenen Länder kostenlos umbuchen oder stornieren. Das gilt bei Tui und Thomas Cook für alle Reisen mit Anreise bis 31. März 2016. Voraussetzung sei der Nachweis der Schwangerschaft, erklären die Veranstalter. Auch DER Touristik bietet Schwangeren kostenloses Umbuchen und Stornieren an. Das Auswärtige Amt rät Schwangeren von vermeidbaren Reisen in die Verbreitungsgebiete ab.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bereitet eine Meldepflicht für Zika-Fälle und andere Viruserkrankungen in Deutschland vor. Er habe einen solchen Schritt für sogenannte Arboviren auf den Weg gebracht, sagte eine Sprecherin in Berlin. Arboviren können unter anderem durch Mücken übertragen werden. Dazu zählt auch der Erreger des Denguefiebers. "Durch diese Meldepflicht kann das Infektionsgeschehen in Deutschland besser überwacht werden", sagte die Sprecherin.

Die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, spricht von einer explosionsartigen Ausbreitung. Möglicherweise gibt es nach Angaben der WHO allein in Brasilien schon 1,5 Millionen Zika-Fälle. Die Dunkelziffer ist sehr hoch, weil nur rund 20 Prozent eine Infektion überhaupt merken und die Diagnosemöglichkeiten dort gerade in ländlichen Regionen unterentwickelt sind. Die WHO prüft die Ausrufung eines globalen Gesundheitsnotstands.

Im August stehen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro an. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kündigte Verhaltensrichtlinien zum Schutz der Sportler an. IOC-Präsident Thomas Bach versprach: "Wir werden alles tun, um die Gesundheit der Sportler und Besucher zu sichern." Wegen des Zika-Erregers sollen Verhaltensrichtlinien an die nationalen Verbände geschickt werden. Die Tatsache, dass die Spiele im brasilianischen Winter stattfinden, könnte laut Bach die Auswirkungen mildern. Ähnlich äußerte sich auch Rios Bürgermeister Eduardo Paes. "Im Monat August gibt es keine Verbreitung dieses Moskitos."

(ham / mso)
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