Nationale Akademie Leopoldina Wissenschaftler für Neuordnung der Transplantationsmedizin

Berlin · Nach mehreren Skandalen um die Organtransplantation hat die Nationale Akademie Leopoldina Vorschläge für eine Neuordnung der Transplantationsmedizin vorgelegt. In einem Diskussionspapier empfehlen die Wissenschaftler mehr Rechte für Patienten, ein Gesetz zur Organverteilung, neue Strukturen und eine Konzentration der Transplantationskliniken.

Naturforscher Leopoldina: Neuordnung der Transplantationsmedizin
Foto: dpa, jka vfd kde

Laut Diskussionspapier sollten Patienten eine Möglichkeit erhalten, gegen oder für die Aufnahme auf Wartelisten für Organe zu klagen. Dabei müssten rasche Entscheidungen möglich sein. Zudem soll der Gesetzgeber die Verteilungskriterien vorschreiben, nicht mehr die Bundesärztekammer. Es müsse stärker als bisher berücksichtigt werden, dass medizinisches Wissen zwar eine zentrale Rolle spiele, die Verteilungskriterien aber auch eine stark normative Dimension hätten. "Regelungen können deshalb nur vom demokratisch legitimierten Parlament vorgenommen werden."

Zudem schlagen die Wissenschaftler Änderungen in der Organisationsstruktur der Transplantationsmedizin vor. Bislang überwache die Bundesärztekammer mit ehrenamtlichen Experten die Abläufe und ihre Qualität. Dies solle künftig eine unabhängige Institution mit hauptamtlichen Mitarbeitern tun, empfehlen sie. Transparentere Strukturen und Arbeitsweisen sollten "das Vertrauen in die Transplantationsmedizin nachhaltig sichern".

Schließlich sprechen sich die Wissenschaftler dafür aus, die Anzahl der Kliniken zu verringern, an denen Transplantationen durchgeführt werden. An diesen Transplantationszentren sollte dabei neben dem chirurgischen Eingriff auch die Vor- und Nachsorge sowie eine entsprechende Forschungstätigkeit angesiedelt sein.

Das Diskussionspapier wurde von Mitgliedern der Leopoldina nach eigenen Angaben im Anschluss an ein Symposium verfasst, an dem Vertreter der Ständigen Kommission Organtransplantation und der Vertrauensstelle Transplantationsmedizin der Bundesärztekammer sowie der Stiftung Eurotransplant und der Ethikkommission der Deutschen Transplantationsgesellschaft teilgenommen haben.

Die Leiterin der Vertrauensstelle Transplantationsmedizin, Ruth Rissing-van Saan, und der Vorsitzender der Ständigen Kommission Organtransplantation, Hans Lilie, wandten sich in einer Stellungnahme gegen den Eindruck, das Papier der Leopoldina mitzutragen. Entgegen einer anderslautenden Zusage "wurde das Positionspapier veröffentlicht, ohne weitere Absprache mit uns zu nehmen oder Gelegenheit für schriftliche Änderungsvorschläge zu geben", beklagten sie. Ein solches Verhalten widerspreche "den Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens und bewährten demokratischen Verfahrensregeln".

(KNA)
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