Epidemie Neues Ebola-Mittel geht nach Westafrika

Düsseldorf · Der 75-jährige Spanier, der aus Westafrika nach Madrid geflogen worden war und mit "ZMapp" behandelt wurde, ist gestern gestorben. Deutschland ist auf einen möglichen ersten Fall gut vorbereitet - auch die Düsseldorfer Uniklinik.

Der Ebola-Ausbruch in Westafrika verursacht in der internationalen Medizin derzeit eine Krisenlage, die an ähnlich gelagerte Fälle mit tödlichem Keimtransfer (Aids, Ehec, Sars, Mers) erinnert: Es gibt die schnelle Aufgabe von Zulassungsbarrieren für ungeprüfte Medikamente; es gibt den ersten deutschen Verdachtsfall; es gibt scheinbare Rückschläge im Therapieverlauf, weil Medikamente angeblich nicht ansprechen; und es gibt das unausgesprochene Eingeständnis, dass Intensivmedizin sehr viel, aber nicht alles kann - vor allem kann sie Patienten mit schwerstem Ebola-Krankheitsbild nicht planbar retten.

Von einer Teilniederlage möchte man zunächst bei dem Ebola-Fall in Spanien sprechen. Ein erkrankter Priester war in der vergangenen Woche aus Westafrika nach Madrid geflogen worden; dort ist der 75-Jährige gestern gestorben; die Ärzte hatten ihn dort mit dem experimentellen Ebola-Mittel "ZMapp" behandelt. Das ist aber nicht als Rückschlag zu werten; der Mann litt auch an Typhus und war schwer herz- und nierenkrank. Jedenfalls sollen mehrere Dosen des Medikaments morgen nach Liberia gebracht und für selbst erkrankte Ärzte verwendet werden, berichtete der Sender CNN.

Die von Ebola betroffenen Länder Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria haben inzwischen mehr als 1800 bestätigte Verdachtsfälle an die Weltgesundheitsorganisation WHO gemeldet; mehr als 1000 Menschen starben. Vor allem in Liberia hatte es in den vergangenen Tagen viele neue Todesfälle gegeben. Nach Konsultationen mit Medizin-Ethikern hat die WHO gestern entschieden, dass der Einsatz experimenteller Wirkstoffe ethisch vertretbar ist.

Wie schnell das Thema auch nach Deutschland gelangen kann, zeigte sich ebenfalls gestern. Ein deutscher Student war in Ruanda wegen Verdachts auf Ebola in Quarantäne gebracht worden, dann gab es aber Entwarnung: Er leidet an der symptom-ähnlichen Malaria und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Wäre er an Ebola erkrankt gewesen, hätte die Frage im Raum gestanden, ob er nach Deutschland gebracht würde - und wenn ja, wohin?

In Deutschland gibt es eine Reihe von Behandlungszentren mit Sonderisolierstationen für Patienten mit Verdacht auf hochansteckende, lebensbedrohliche Krankheiten wie Ebola. Sie sind so verteilt, dass ein Krankentransport sie von jedem Ort der Bundesrepublik aus binnen weniger Stunden erreichen kann. Solche Zentren gibt es in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt (Main), Hamburg, Leipzig, München, Saarbrücken und Stuttgart. In NRW kämen Patienten in die Düsseldorfer Universitätsklinik, deren hochmodernes Leber- und Infektionszentrum bestens ausgerüstet ist - "eines der modernsten Häuser dieser Art überhaupt", wie Professor Dieter Häussinger sagt, Direktor der verantwortlichen Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie. "Unsere hochspezialisierte Hochsicherheits-Isolierstation mit drei Betten könnten wir quasi von jetzt auf gleich für einen Ebola-Patienten bereitstellen; wir können über verschiedene Druckniveaus diese Station in ein kleines, separates und völlig isoliertes Krankenhaus umwandeln." Eine solche Sonder-Isolierstation bietet überdies die größte Sicherheit für alle anderen Patienten einer Klinik.

Dass sich diese Station gerade in Düsseldorf befindet, hat nicht nur mit der exponierten Lage der Stadt etwa als Zentrum einer Wirtschaftsregion zu tun. "Düsseldorfs Flughafen ist der größte in NRW", sagt Häussinger, "da können wir nicht die Augen vor den längst global zirkulierenden Viren verschließen. Längst haben wir mit dem Flughafen, der Feuerwehr, dem Land und dem Gesundheitsamt eine sehr gute Regelung, wie wir auf mögliche Ebola-Fälle perfekt reagieren können." Die Gefahr schätzt Häussinger sehr pragmatisch ein: "Auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte, kann ich persönlich nicht ausschließen, dass irgendwann in absehbarer Zeit auch der erste Ebola-Verdachtsfall auf Düsseldorf zukommen könnte. Aber wir können sagen, dass wir in der Düsseldorfer Uniklinik auf diesen Moment bestens vorbereitet sein werden."

(RP)
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