Zufällige Entdeckung bei Tierversuchen Rätsel der Dauer-Erektion gelöst

Wiesbaden · Durch eine zufällige Entdeckung bei Tierversuchen sind US-Forscher dem Rätsel der Dauer-Erektion auf die Schliche gekommen. Der Zustand quält Betroffenen oft stundenlang und führt auf Dauer zum Verlust der Erektionsfähigkeit.

Bei Versuchen mit Mäusen identifizierten die Forscher eine Substanz, die eine wichtige Rolle bei der Erektionsfähigkeit des Penis spielt, wie der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) mitteilte.

Das sogenannte Adenosin ist ein Botenstoff, der im Penis offenbar zur Erschlaffung der Blutgefäße und so zu einer besseren Durchblutung der Schwellkörper führt. Deshalb könne Adenosin grundlegend an Priapismus beteiligt sein, eine Erkrankung, bei der es ohne sexuelle Erregung zu Dauerektionen von mehr als drei Stunden kommt, erklärte der Verband unter Berufung auf die im "Journal of Clinical Investigation" veröffentlichte Studie.

Ihre Entdeckung gelang den Wissenschaftlern eher zufällig bei der Untersuchung genetisch veränderter Mäuse, denen ein Enzym zum Abbau von Adenosin fehlte. Die Geschlechtsteile der männlichen Mäuse seien dauerhaft erigiert gewesen. Verschiedene Gewebeuntersuchungen ergaben schließlich eine Anreicherung des Adenosins im Penis - was offenbar zu den langanhaltenden Erektionen führte. Versorgten die Forscher die Mäuse dagegen mit dem abbauenden Enzym, verschwanden auch die Erektionen.

Leukämie oder Krebs als Ursache

Beim Mensch kann Priapismus unter anderem durch Leukämie, Sichelzellanämie, Entzündungen des Penis sowie Penis- oder Prostatakrebs ausgelöst werden, auch manche Medikamente können für diesen Zustand verantwortlich sein. In den meisten Fällen ist die Ursache jedoch unbekannt. Bei den Erektionen kommt es weder zu einem Samenerguss noch zu einem Orgasmus. Die Erkrankung verändert mit der Zeit das Penisgewebe und führt zu einem unwiderruflichen Verlust der Erektionsfähigkeit.

Die Studie liefere wichtige Ansatzpunkte für eine Behandlung des Priapismus, erklärte der Ärzte-Verband. Denn es gebe starke Hinweise darauf, dass Adenosin auch beim Menschen die Erektionsfähigkeit reguliere. Wenn es in vergleichbarer Weise gelänge, das Adenosin-abbauende Enzym zu blockieren, könne dies eine Alternative zu den bislang verfügbaren Medikamenten darstellen.

(ap)
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