MRSA in Ställen entdeckt Resistente Keime in fast allen Schweineställen

Berlin · Der potenziell gefährliche multiresistente Keim MRSA kommt in fast allen Schweineställen vor und "besiedelt" 40 Prozent der Menschen, die sich dort regelmäßig aufhalten. Aber zu einer gefährlichen Erkrankung kommt es nur sehr selten.

So schützt man sich vor krank machenden Keimen
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Foto: Shutterstock/hxdbzxy

Das sind Ergebnisse neuer Studien zur Ausbreitung des Bakteriums, der mit herkömmlichen Antibiotika nicht zu bekämpfen ist, wie Professor Thomas Blaha von der Tierärztlichen Hochschule Hannover am Montag der dapd Nachrichtenagentur sagte.

Insgesamt hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vor drei Jahren fünf Projekte in Auftrag gegeben, wie Blaha berichtete. Die Hochschule in Hannover untersuchte die Ausbreitung des MRSA (Methicillinresistenter Staphylococcus aureus) in der Schweinemast und Schweinezucht in Deutschland, die Freie Universität Berlin das Vorkommen des Erregers im Staub innerhalb und außerhalb der Tierställe, und das Bundesinstitut für Risikobewertung übernahm die molekularbiologische Feintypisierung der Bakterienstämme in Proben aller beteiligten Experten.

Man unterscheidet drei MRSA-Typen, die in Kontakt mit Menschen kommen: HA-MRSA verbreitet sich im Krankenhaus ("Krankenhauskeim"), CA-MRSA in der Umwelt und ST398 in der Tierhaltung.

Unter dem Strich könne man Entwarnung geben, sagte Blaha, der die Außenstelle Epidemiologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover leitet. 98 bis 99 Prozent der untersuchten Keime gehörten zu einem einzigen Bakterienstamm, nämlich ST398, der in den Tierbeständen stark verbreitet sei, bei Menschen aber "sehr, sehr selten Erkrankungen verursacht".

Der Professor erklärte, zwar wurde der Keim an 40 Prozent der Menschen nachgewiesen, die den Tieren in den Betrieben nahekommen, aber er sterbe im Magen-Darm-Trakt ab und könne erst im Kontakt mit offenen Wunden gefährlich werden.

Ökobetriebe nicht besser geschützt

Eines der wichtigsten Ergebnisse der Studien ist, dass die Keime nicht über die Luft auf Menschen übertragen werden, wie der Professor hervorhob. Er bestätigte einen Bericht des NDR, dass bei bis zu 60 Prozent der untersuchten konventionellen Betriebe MRSA-Keime im Staub nachgewiesen wurden.

Bei den ökologischen Betrieben waren es nur 25 Prozent. Professor Blaha erklärte, der Grund dafür sei, dass Ökobetriebe weniger Tierhandel betrieben. Es habe nichts damit zu tun, dass sie besser gegen die Ausbreitung des Erregers abgeschirmt wären.

Das Radioprogramm NDR Info berichtete am Montag unter Berufung auf eine schriftliche Auswertung der Untersuchungen, in Bodenproben im Umkreis der Ställe seien Keime teilweise noch in einer Entfernung von bis zu 500 Metern nachweisbar gewesen. Die Forscher haben zudem bundesweit 13 Stichproben aus Geflügelbetrieben untersucht. Nach Ministeriumsangaben seien in den meisten Fällen MRSA-Keime festgestellt worden.

Eine weitere Studie ergab nach dem Radiobericht, dass der Erreger auch in Schlachthöfen verbreitet ist; dabei handelt es sich aber nicht um den sehr gefährlichen Erreger. "Dass MRSA-Keime auf dem Fleisch feststellbar sind, heißt aber nicht, dass sie für den Menschen gefährlich sein müssen", wird ein Ministeriumssprecher zitiert. Trotzdem müsse die Hygiene auch in Schlachthöfen verbessert werden.

Professor Blaha zeigte als Konsequenzen der Studien auf: Vor Operationen sollten Menschen mit Kontakt zu Vieh gegen den MRSA-Keim behandelt werden. Um die Ausbreitung in Kliniken einzudämmen, könnte eine generelle Handdesinfektion an Eingang helfen.

(APD)
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