Robert-Koch-Institut Deutschland impft zu selten und zu spät

Berlin · Lücken bei Masernimpfungen, sinkender Grippeschutz bei Senioren: In Deutschland wird in vielen Fällen nach wie vor zu selten oder zu spät geimpft. Auch in NRW schwanken die Impfungen stark - je nach Erkrankung. Ein Überblick.

Diese Impfungen braucht man wirklich
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Foto: dapd, dapd

Das RKI wertete Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen aus, um die Impfquoten zu analysieren. Im Alter von 24 Monaten waren demnach bundesweit 150.000 der im Jahr 2013 geborenen Kinder nicht vollständig und weitere 28.000 überhaupt nicht gegen Masern geimpft. Die Problemregionen liegen vorwiegend in den Ballungszentren. In Dresden, Hamburg, Köln, Leipzig und München hatten unter den Zweijährigen jeweils zwischen 2000 und 4100 Kinder des Jahrgangs 2013 keinen ausreichenden Masernimpfschutz, in Berlin sogar 7300.

"Schlimm, dass Deutschland inzwischen in Europa das Schlusslicht der Masernelimination darstellt", erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler. Ursprünglich hatte sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel gesetzt, die Masern bis 2010 in Europa auszurotten. Wegen unzureichender Impfraten in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, wurde dies bislang aber nicht erreicht.

Die erste Masernimpfung wird im Alter von elf bis 14 Monaten empfohlen, die zweite Impfung im Alter von 15 bis 23 Monaten. Immerhin ist dem RKI zufolge für die zweite Masernimpfung "ein starker Aufwärtstrend" zu beobachten. Während bei den 2004 Geborenen erst knapp 59 Prozent die zweite Impfung haben, sind dies beim Geburtsjahrgang 2013 bereits fast 74 Prozent. Dies sei vermutlich auch auf eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit durch den großen Masernausbruch 2014/2015 zurückzuführen.

Impflücken gibt es aber auch beim Influenzaschutz älterer Menschen. Immer weniger lassen sich impfen. Waren in der Saison 2009/2010 noch fast die Hälfte (47,7 Prozent) der mindestens 60-Jährigen geimpft, sank der Anteil in der Saison 2015/2016 auf ein Drittel (35,3 Prozent).

Auch die Quote bei der für Mädchen im Alter zwischen neun und vierzehn Jahren empfohlene HPV-Impfung stieg zwar leicht, liegt aber nur bei 30,5 Prozent. Eine Infektion mit humanen Papillomviren gilt als wichtigster Auslöser für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Die Impfung schützt vor Krebsvorstufen am Gebärmutterhals, weshalb Fachleute eine Senkung der Krebsrate auf lange Sicht für sehr wahrscheinlich halten.

Ausgewertet wurden auch Daten zur Rotavirusimpfung. Zwei Drittel der Kleinkinder bekamen demnach eine vollständige Impfung gegen den Brechdurchfall bekommen. Die Impfung wird für Babys seit 2013 von der Ständigen Impfkommission empfohlen.

(ham / AFP)
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