Uniklinik Gießen Seelische Störungen Hauptgrund für Frührente

Gießen · Etwa ein Viertel der Deutschen ist nach Expertenangaben von psychischen und psychosomatischen Störungen betroffen. Sie seien der häufigste Grund für einen früheren Rentenbeginn, sagte der Direktor der Gießener Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Johannes Kruse. Die Klinik feiert Ende der Woche ihr 50-jähriges Bestehen. Sie wurde 1962 als eine der bundesweit ersten ihrer Art gegründet und behandelt zum Beispiel Menschen mit diffusen Schmerzen, Depressionen, Angstzuständen oder Burnout-Syndrom.

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Noch sei nicht restlos geklärt, ob es wirklich immer mehr psychosomatische Störungen gebe oder insbesondere der Umgang damit sensibler geworden sei. Fest steht nach Angaben des Mediziners aber: "Die Bedeutung nimmt zu." In den vergangenen zehn Jahren habe sich wegen dieser Entwicklung deutschlandweit in dem Bereich die Bettenzahl auf 6000 verdoppelt.

Betroffene sehen Berufsleben als Ursache für Erkrankungen

Häufiger als früher werde von den Betroffenen der Grund für die Erkrankungen im Berufsleben gesehen. "Es gibt viele Arbeitssituationen, die es extrem schwierig machen, darunter seelisch gesund zu bleiben", sagte der Professor. Die Gießener Psychosomatiker erforschen auch, welche Rolle die Seele bei körperlichen Erkrankungen spielt. "Eine aktuelle Studie zeigt: Ein Trauma, also eine posttraumatische Belastungsstörung, erhöht die Wahrscheinlichkeit, Diabetes zu bekommen".

Patienten müssen damit rechnen, dass ihre Behandlung auch Jahre dauern kann, betonte Kruse. Forschungen an der Klinik hätten aber gezeigt, dass die psychodynamische Psychotherapie sehr wirksam sei. Dabei geht es unter anderem darum, im Gespräch Verständnis für die Ursache der Störung zu entwickeln sowie "eigene Ressourcen zu mobilisieren, um einen Weg aus der seelischen Krise zu finden".

(dpa)
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