Gesundheit Sind IGe-Leistungen mehr schädlich als nützlich?

Berlin · Die in den Arztpraxen angebotenen Selbstzahler-Leistungen bringen häufig mehr Schaden als Nutzen. Zu diesem Ergebnis kommt der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDS) in seiner Bilanz nach fünf Jahren Igel-Monitor.

IGel-Leistungen: Sinnvoll oder nicht?
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Sinnvoll oder nicht? - Was die gängigsten IGel-Angebote bringen

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Foto: Shutterstock.com/ Pop Paul-Catalin

"Auch Früherkennung kann schaden", so das Fazit nach fünf Jahren, in denen der MDS über den sogenannten Igel-Monitor wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfen anbietet. Die Gesamtbilanz der bisherigen Bewertungen von Igel-Leistungen "fällt nicht gut aus", so das Fazit der Wissenschaftler. Bei vier Igel-Leistungen sehen sie den Schaden deutlich höher an als den Nutzen - wie zum Beispiel bei der durchblutungsfördernden Infusionstherapie gegen Hörsturz. 17 Igel-Leistungen wurden mit "tendenziell negativ" bewertet, mit einem deutlich höheren zu erwartenden Schaden als Nutzen.

Bei 15 weiteren Bewertungen kommt das Wissenschaftlerteam zum Schluss, dass die Schaden-Nutzen-Bilanz mit "unklar" zu bewerten ist. Nur drei Igel-Leistungen wurden mit "tendenziell positiv" bewertet, keine einzige erhielt die Bewertung "positiv". So schnitten etwa Früherkennungstests wie "Lungen-Check" und EKG "tendenziell negativ" ab.

Viele Patienten fühlten sich bei der Entscheidung über die angebotenen Leistungen alleingelassen, sagte MDS-Geschäftsführer Peter Pick bei der Vorstellung der Bilanz. "Es ist nicht hinnehmbar, wenn Patienten unter Druck gesetzt werden oder wenn sie vor der Behandlung weder ausreichende Informationen noch eine nachvollziehbare Kostenaufstellung erhalten", betonte er. "Auch wenn manches besser geworden ist - es ist nicht alles gut."

Demnach gab nur jeder Vierte bei einer Befragung des Igel-Monitors an, zufrieden über Informationen zu möglichen Schäden zu sein. Täglich informieren sich dem MDS zufolge rund 2000 Nutzer auf der Internetseite über die Leistungen. Der MDS berät den Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung in allen medizinischen und pflegerischen Fragen, die diesem qua Gesetz zugewiesen sind.

Die Stiftung Patientenschutz übte scharfe Kritik an dem Igel-Angebot. Es gehe "ums Geldverdienen, selbst wenn es dem Patienten schadet", erklärte Vorstand Eugen Brysch. Er forderte eine zweiwöchige Bedenkzeit zwischen dem Angebot des Arztes und der Leistungserbringung. "Was für Haustürgeschäfte gilt, muss auch für Igel-Leistungen gelten", so Brysch.

(AFP)
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