Sucht- und Drogenbericht 2014 So konsumiert Deutschland

Düsseldorf · Alkohol, Zigaretten und Medikamente gehören zum Alltag in Deutschland dazu - für viele jedoch in gefährlichen Mengen: Rund 3,3 Millionen Deutsche haben Alkoholprobleme, die Abhängigkeit von Tabletten ist gestiegen, und Crystal Meth breitet sich immer weiter aus.

Das sind die gefährlichsten Drogen der Welt
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Foto: dpa, David Ebener

Das ergab der aktuelle Drogen- und Suchtbericht 2014, der heute von der Drogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) vorgestellt wurde. 1,77 Millionen der Deutschen zwischen 16 und 64 gelten als alkoholabhängig, bei 1,61 liegt ein Alkoholmissbrauch vor. Wie Studien zur "Gesundheit von Erwachsenen in Deutschland" des Robert-Koch-Instituts zeigten, sind davon vor allem Männer betroffen: Sie sind in 41,6 Prozent der Fälle suchtgefährdet, in 25,6 Prozent der Fälle Frauen. Als risikoreicher Konsum wird hier eine Menge von sechs oder mehr alkoholischen Getränken bei einer Gelegenheit gewertet.

Auch junge Menschen konsumieren Alkohol nach wie vor in größeren Mengen: So heißt es in dem Bericht, dass 15,1 Prozent der zwischen 11 und 17-Jährigen einen riskanten Konsum zeigen. 11,6 Prozent der Jugendlichen trinken sich mit sechs oder mehr Getränken mindestens einmal im Monat einen Rausch an. Zudem trinkt aktuell jeder zweite junge Mann und jede vierte junge Frau (zwischen 18 und 25 Jahren) regelmäßig Alkohol. Alarmierend bleiben die Zahlen der jungen Männer, die wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen: Sie lag 2012 bei 14.382 Fällen. Im Jahr 2000 waren es noch 4.762 Fälle.

Tabakkonsum

Etwa 110.000 Todesfälle gehen jedes Jahr auf die Zigarette zurück, so der Bericht. Knapp 30 Prozent der 18- bis 79-jährigen Deutschen sind Raucher. Etwa ein Viertel davon konsumieren 20 Zigaretten oder mehr pro Tag. Erfreulich ist der Trend unter Kindern und Jugendlichen: seit dem Jahr 2001 rauchen immer weniger Deutsche im Alter von 12 bis 17. Damals waren es 27,5 Prozent, im Jahr 2012 sank der Wert auf 12 Prozent. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gab es kaum.

Medikamente

Insgesamt zeigt sich in Deutschland nach wie vor ein steigender Trend zu Medikamentenabhängigkeit. Vor allem Schmerzmittel, Antidepressiva und Schlafmittel werden zu häufig konsumiert. Derzeit stehen etwa 2,31 Millionen Menschen in Abhängigkeit von mindestens einem der genannten Mittel. Wie aus den Studien der Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) der Universität München hervorgeht, steigt die Einnahme mit dem Alter und liegt am höchsten bei Menschen über 50. Dann unterscheidet sich auch der Konsum zwischen den Geschlechtern: in höherem Alter nehmen Frauen bis zu dreimal mehr Beruhigungsmittel und sogenannte Z-Drugs, die als Schlafmittel und Muskelrelaxanzen wirken.

Cannabis, Crystal Meth, Ecstasy

Die mit Abstand am häufigsten konsumierte Droge in Deutschland ist nach wie vor Cannabis. Wie der Drogenbericht zeigt, hat jeder vierte Deutsche im Alter zwischen 18 und 64 schon einmal etwas davon konsumiert. Hochgerechnet weisen etwa 319.000 Menschen in Deutschland eine Abhängigkeit von Cannabis, Kokain oder Amphetamin auf. Im Vergleich zu den vorangegangenen Erhebungen zeigt sich demnach für Gesamtdeutschland aber kein zunehmender Gebrauch von Amphetaminen, wozu auch Methamphetamin (Crystal Meth) zählt. Laut Statistiken des Kriminalamtes werden allerdings immer mehr Menschen erstmals beim Konsum Crystal (wozu auch Crystal Meth) gehört auffällig. Diese Zahlen passen zu den wesentlich gestiegenen Beschlagnahmungen der beiden Substanzen durch die Polizei. So wurden im Jahr 2013 1.923 Konsumenten in Nordrhein-Westfalen wegen Crystal Meth erstmals auffällig, in Bayern 2.965, die zweithöchste Zahl entfiel auf Kokain mit 568 Fällen in NRW und 561 Fällen in Bayern. Mit 77,3 Kilogramm wurde 2013 die bislang höchste Menge von Crystal Meth aus dem Verkehr gezogen. Gestiegen ist auch die Zahl der Drogentoten: Sie war 2013 gegenüber 2009 um sechs Prozent höher, Hauptursache ist nach wie vor Heroin. 83 Prozent der Rauschgifttoten waren Männer, 17 Prozent waren Frauen.

Glücksspieler sind häufig auch psychisch krank

Hochgerechnet auf die 16- bis 65-jährigen Deutschen zeigten im Jahr 2013 rund 368.000 Menschen ein problematisches und rund 443.000 Menschen ein pathologisches Suchtverhalten für Glücksspiel. Mehr als jeder Dritte hat zusätzlich zur Sucht noch eine psychische Erkrankung. Laut einer bundesweiten Befragung des Bundesamtes für gesundheitliche Aufklärung wird vor allem Lotto von vielen gespielt (68,9 Prozent). Besonders anfällig für Suchtverhalten sind Menschen die an Geldspielautomaten spielen. Ihr Risiko für eine Abhängigkeit ist 30 mal höher, als das anderer Glücksspieler. Ebenfalls als kritische gelten Sportwetten und Casino-Spiele.

(ham)
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