Narkotika im OP Studie: Anästhesisten schneller drogenabhängig

San Diego (rpo). Anästhesisten werden häufiger drogenabhängig als andere Mediziner, da sie im Kontakt mit den Patienten ständig geringen Dosen von Narkosemitteln ausgesetzt sind. Diese These vertritt der amerikanische Mediziner Mark Gold. Die von den Patienten in geringen Dosen ausgeatmeten Substanzen könnten schon ausreichen, Veränderungen im Gehirn hervorzurufen, die anfällig für Drogenmissbrauch machen.

Anästhesisten werden im Vergleich mit anderen Ärzten in den USA viermal häufiger drogenabhängig, erklärte der Wissenschaftler von der Universität von Florida in Gainesville auf der Tagung der Society of Neuroscience in San Diego. Substanzen wie Fentanyl und Propofol, die zur Narkose verwendet werden, sind sehr starke Drogen. Sie sind teilweise um das tausendfache stärker als Heroin und können abhängig machen.

Anästhesisten sind ihnen während Operationen über einen langen Zeitraum ausgesetzt, da die Patienten die verabreichten Narkosemittel in geringen Dosen wieder ausatmen, auch wenn sie intravenös verabreicht werden. Da Anästhesisten am Kopf der Patienten sitzen, um die Narkose zu überwachen, atmen sie passiv die Wirkstoffe ein, erklärt Gold.

Der Wissenschaftler und seine Kollegen verwendeten für ihre Untersuchungen Sensoren, wie sie das Militär zum Aufspüren von Nervengas einsetzt, sowie Standardverfahren wie die Gaschromatographie und Massenspektroskopie. Sie testeten die Atemluft von Patienten während der klinischen Untersuchung und die Luft in den Operationssälen auf Fentanyl und Propofol.

Die Stoffe befinden sich in sehr geringer Konzentration überall im Operationsraum, ergaben die Messungen. Die höchste Konzentration ist dabei über dem Mund der Patienten zu verzeichnen. Laut Gold könnten diese geringen Dosen bei den Anästhesisten ähnlich wie beim Passivrauchen zu Gehirnveränderungen und einer Sensibilisierung führen.

(afp)
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