Studie Forscher warnen vor Mückenplage

Frankfurt · 2017 könnte ein "Mücken-Jahr" werden. Darüber hinaus warnen Forscher vor der Tigermücke, die allerhand gefährliche Krankheiten überträgt und sich wegen milder Witterungsbedingungen in Nordeuropa ausbreitet.

 Die Tigermücke profitiert von milden Wintern.

Die Tigermücke profitiert von milden Wintern.

Foto: AFP FILES, AFP

Die auch für Menschen gefährliche Tigermücke breitet sich nach Untersuchungen der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und der Frankfurter Goethe-Universität immer weiter in Europa aus. "Wir haben uns angeschaut, welche Lebensräume sich künftig klimatisch für diese Art eignen", erklärt der für die Studie verantwortliche Professor Sven Kimpel.

Ursprünglich aus Asien stammend, haben sich die Tigermücken im Zuge der Globalisierung sehr schnell in Europa ausgebreitet. Die Mückenart gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten im Mittelmeerraum. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das potenzielle Verbreitungsgebiet der Tigermücke in Europa durch den Klimawandel nach Norden und Nordosten ausdehnen wird", sagt Kimpel.

Diese Entwicklung lässt aufhorchen. Schließlich gehört das Insekt den Wissenschaftlern zufolge zu den 100 stechfreudigsten Mückenarten weltweit. Zudem sei es möglicher Überträger exotischer Krankheiten wie Dengue- und Gelbfieber sowie des Zika-Virus. Ein Grund zur Panik ist das allerdings nicht. Nicht jede Mücke ist infiziert. Um einen Krankheitserreger weiterzugeben, müssen die Insekten zunächst selbst an einem infizierten Menschen Blut saugen und die Erreger aufnehmen - die Chance in Mitteleuropa an Dengue oder Zika zu erkranken, ist also nach wie vor gering.

Der wichtigste Faktor für die erfolgreiche Etablierung der Mücke in den gemäßigten Breiten ist die Temperatur in den Wintermonaten. Die Mücken seien zwar bis zu einem gewissen Grad an kältere Temperaturen angepasst, heißt es in der Studie. Lägen die Temperaturen aber unter dem Gefrierpunkt, überlebten ihre Eier nicht.

"Durch den projizierten Klimawandel werden sich die Grenzen der potentiellen Verbreitungsgebiete wegen milderer Winter weiter nach Norden verschieben", erläutert Klimpel. "In Südeuropa werden wir die Tigermücke dagegen aufgrund der zunehmenden Sommertrockenheit nicht mehr so häufig antreffen, denn die Tiere sind unter anderem für ihre Fortpflanzung auf stehende Gewässer angewiesen."

Indes könnte 2017 unabhängig vom Erfolg der Tigermücke auch für die heimischen Arten ein gutes Jahr werden - zum Leidwesen vieler Menschen. "Bleibt es so sonnig und warm wie bisher, dann gibt es für Mücken eine gute Saison", sagt Biologin Doreen Walther, Mückenexpertin im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) im brandenburgischen Müncheberg. "Es wird spannend". Voraussetzung sei allerdings, dass jetzt noch einige niederschlagsreiche Wochen hinzukämen. "Stimmen die Bedingungen, könnte es 2017 viele Generationen von Mücken geben", sagt die 48-jährige Wissenschaftlerin, die sich als Expertin inzwischen europaweit einen Namen gemacht hat und mit ihren Mitarbeitern das Internetportal "Mückenatlas" betreibt.

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Foto: Wikimedia Commons

Die seit 2012 im Aufbau befindliche Internetseite soll wertvolle Hinweise auf die Verbreitung der heimischen Stechmückenarten und über zuwandernde exotische Arten liefern. Dazu wertet das Zalf zusammen mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) stichprobenartig Mückenpopulationen aus.

Im vergangenen Jahr wurden dabei bereits 25 Exemplare der Tigermücke gezählt. In diesem Jahr sei sie allerdings noch nicht gefangen wurden, sagt die Biologin. "Es bleibt abzuwarten, ob die in Baden-Württemberg und Thüringen entdeckten Populationen den teilweise doch sehr kalten Winter überstanden haben."

(th/dpa)
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