Biowetter Warmer Winter schlägt auf die Gesundheit

Düsseldorf · Der Winter zeigt sich von seiner wärmsten Seite. Mancherorts kletterte das Thermometer in den vergangenen Tagen auf bis zu zehn Grad. Der Gesundheit tut das nicht immer gut. Lesen Sie hier, was uns am meisten zusetzt.

 Kopfschmerzen, Schwindel und sogar Migräneattacken beschert vielen der Wechsel zwischen warm und kalt.

Kopfschmerzen, Schwindel und sogar Migräneattacken beschert vielen der Wechsel zwischen warm und kalt.

Foto: Shutterstock/Image Point Fr

Schnee und Eis — davor bleiben weite Teile Deutschlands bislang auch im neuen Jahr verschont. Schnell hat sich die weiße Pracht vor dem Jahreswechsel wieder verzogen, und die Temperaturen haben sich im Plusbereich eingependelt. Über die milden Tage aber freuen sich nicht alle, denn einigen bescheren sie gesundheitlich unangenehme Auswirkungen.

Der Ping-Pong zwischen nächtlichen Minusgraden und Tag-Temperaturen im Plusbereich und auch der schnelle Wechsel von Warm- und Kaltfronten schlägt vielen auf den Kreislauf. Bemerkbar macht sich das vor allem im Osten, Westen und Süden Deutschlands bei manch einem mit Bluthochdruck.

Migräne, Kopfschmerz und Schwindel haut viele um

Wer empfindlich auf die wechselnden Wetterereignisse reagiert, der merkt das durch allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit und auch Kopfschmerzen. Das ist vor allem für Migränepatienten übel, denn ihr Risiko für die hämmernden Kopfschmerzattacken ist für die nächsten Tage höher. Denn Wetterwechsel sind neben Stress besonders häufig Auslöser dafür. Je heftiger der Wetterwechsel ausfällt und je schneller sich das Wetter verändert, desto größer ist der Einfluss, den Medizin-Meteorologen beobachten können. Schuld an den Schmerzattacken hat dabei weniger der Luftdruck, sondern der Luftmassenwechsel.

Das zwingt den Organismus in die Knie, der sich an die neuen Bedingungen nicht schnell genug anpassen kann. Schon eine Temperaturerhöhung um rund zwei Grad Celsius führt zu einem Anstieg der Migränefälle um zwölf Prozent. Das ergab ein Projekt der Hochschule Hof, die vor zweieinhalb Jahren mit dem Online-Portal migraene-radar.de an den Start ging. Über das können Migräne-Patienten anonym den Zeitpunkt und die Stärke ihrer Schmerzattacke melden. Die dort gesammelten Angaben werden mit den Daten vom Deutschen Wetterdienst verglichen. Berücksichtigung finden dabei die Wetterparameter Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck.

Wetterfühlige Menschen neigen zudem zu Reizbarkeit und Atemwegserkrankungen, zumal Erkältungen aller Art und grippale Infekte weiter um sich greifen. Vereinzelt klagen Rheumatiker über Schmerzen in Gelenken, Muskeln und Gliedern. Solche Probleme treten vor allem in Gebieten auf, in denen es zu Nebel oder Hochnebel kommt, denn solche Wetterlagen fördern asthmatische Beschwerden und Bronchitis.

Wie Wetterfühlige vorbeugen können

Am besten sehen sich Wetterfühlige vor, indem sie den Körper abhärten. Das heißt: Bei jedem Wetter sollten Sie täglich zumindest für eine halbe Stunde an die frische Luft gehen. Dabei sind körperliche Höchstleistungen nicht gefragt. Es reicht, entspannt und dem Wetter angemessen gekleidet für diese Zeit spazieren zu gehen. So hat der Organismus die Chance, sich an die Temperaturänderungen anzupassen und sie künftig besser auszugleichen, ohne dass Sie gleich körperliche Symptome überrennen. Wer mag, kann das Körpertraining zu Hause mit Wechselduschen fortsetzen.

Das könnte frühen Pollenflug noch stoppen

Das allerdings hilft wenig gegen andere Beschwerden, die durch die durchschnittlich wenig winterlichen Temperaturen nicht mehr lange auf sich warten lassen werden. Warme Temperaturen können dazu führen, dass sehr frühzeitig die Pollen wieder fliegen. Zu den ersten Plagen für Pollenallergiker zählen der Blütenstaub der Haselnuss, der Erle und in geringerem Maße auch der Esche.

Die Pollenflugstatistik des Deutschen Wetterdienstes aus den vergangenen Jahren weist für Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und viele andere Bundesländer sowohl um den Jahreswechsel und auch bereits im Januar Belastungen aus. Wenn auch bislang in diesem Jahr noch keine Pollen gemessen wurden, wird das bei dem soften Winter nicht mehr lange auf sich warten lassen. Nur ein plötzlicher Kälteeinbruch kann das noch verhindern.

Warme Temperaturen wecken Zecken

Weiterer gesundheitlich unangenehmer Nebeneffekt des warmen Winters: Blutsauger wie Zecken überleben und werden früher aktiv. Schon eine relativ konstante Temperatur um die sechs bis acht Grad Celsius reicht aus, um sie wieder aktiv werden zu lassen. Im vergangenen Jahr war das ähnlich. Das Robert-Koch-Institut meldete schon im März 2014 zahlreiche Borreliose-Fälle.

Auch wenn es das Wetter nicht erforderlich macht, heißt es also, sich im übertragenen Sinne warm anzuziehen.

(wat)
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