Revolutionäres Verfahren Wie Blinde mit ihrer Zahnwurzel wieder sehen können

Düsseldorf · Eine der häufigsten Ursachen für Blindheit und starke Sehbehinderungen zählen Eintrübungen oder Verletzungen der Hornhaut, durch die nicht genügend Licht ins Auge gelangt. Nun haben Ärzte des Düseldorfer Uni-Klinik ein Verfahren entwickelt, bei dem aus einem Zahnnerv eine künstliche Hornhaut präpariert, und Blinde wieder sehend gemacht werden können.

Wie Blinde mit ihrer Zahnwurzel wieder Sehen können
Foto: Ljupco Smokovski/ Shutterstock.com

Für diese seltene Knochen-Zahn-Hornhautprothese (Osteo-Odonto-Keratoprothese) kommen hauptsächlich schwer sehbehinderte oder erblindete Patienten in Frage, bei denen Netzhaut und Sehnerv intakt sind, aber eine herkömmliche Hornhauttransplantation wenig erfolgversprechend ist.

Um das Augenlicht wieder herzustellen setzt die Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf unter Leitung von Prof. Dr. Gerd Geerling in Zusammenarbeit mit der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, geleitet von Prof. Dr. Dr. Norbert Kübler, in ganz speziellen Fällen ein künstliches Hornhautimplantat ein, das aus einer Zahnwurzel angefertigt wird.

Bei dem Eingriff wird dem Patienten ein Zahn zusammen mit Wurzel und Kieferknochen entnommen. Nachdem die Zahnkrone entfernt und die Zahnwurzel der Länge nach halbiert wurden, durchbohren die Mediziner das Implantat in der Mitte, so dass in das Loch eine Plexiglasoptik festgeklebt werden kann. Danach nähen sie die Prothese auf der eingetrübten Hornhaut des Patienten auf und bedecken sie mit Mundschleimhaut. "Die Herausforderung bei künstlichen Hornhautimplantaten besteht darin, das nicht biologische Material mit dem körpereigenen Gewebe zu verbinden, damit das Implantat langfristig in den Körper integriert wird", sagt Prof. Dr. Gerd Geerling, Direktor der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf.

"Mit der Osteo-Odonto-Keratoprothese erreichen wir eine dauerhafte und dichte Verbindung zwischen der künstlichen Optik, die die durchsichtige Hornhaut ersetzt, und der mineralischen Zahnsubstanz, die wiederum fest im Knochengewebe verankert ist." Am Universitätsklinikum Düsseldorf konnte mit dieser Methode bereits erstmalig im Rheinland erblindeten Patienten geholfen und die Lesefähigkeit wiederhergestellt werden.

Entwickelt und erstmals beschrieben wurde die Osteo-Odonto-Keratoprothese (OOKP) von dem italienischen Augenarzt Benedetto Strampelli in den 1960er Jahren. Die Idee basiert auf einer in der zahnärztlichen Praxis täglich erlebten Erfahrung, dass am mineralischen gerüst des Zahns Füllungen und Kronen dauerhaft befestigt werden können.

(ham)
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