Epidemie Wie der Wirkstoff gegen Ebola in Tabak reift

New York · Ein bislang nicht an Menschen erprobtes Mittel kommt in Westafrika gegen Ebola zum Einsatz. Es wird auf der Basis biotechnisch veränderter Tabakpflanzen hergestellt.

 Ein mögliches Gegenmittel gegen Ebola wird derzeit in Tabakpflanzen hergestellt.

Ein mögliches Gegenmittel gegen Ebola wird derzeit in Tabakpflanzen hergestellt.

Foto: dpa, bse pzi

Auf ZMapp werden im Kampf gegen Ebola große Hoffnungen gesetzt. Dabei ist das biotechnologisch hergestellte Mittel bisher nur an Tieren erprobt worden. Zur Produktion von ZMapp werden Pflanzen benutzt, in diesem Fall Tabakpflanzen. "Pharming" nennt man das Verfahren. Bisher hat diese pflanzenbasierte Produktionsweise allerdings noch nicht besonders viele für den Markt zugelassenen Präparate hervorgebracht.

Beim "Pharming" werden Proteine produziert, die in Medikamenten gegen bestimmte Erkrankungen eingesetzt werden. Seit gut 20 Jahren wird in diesem Bereich geforscht, auch wenn die Methode bisher in der pharmazeutischen Industrie keine große Rolle spielt. Im Visier der Forschung sind Präparate beziehungsweise Impfstoffe gegen Krankheiten wie Krebs, HIV oder eben auch Ebola.

Tabakpflanzen werden als Basis gerne genutzt, weil sie schnell wachsen und gut erforscht sind, wie Ben Locwin, Experte für pharmazeutische Biotechnologie in Portsmouth im US-Staat New Hampshire, berichtet. Etwa einen Monat lang werden sie im Treibhaus gezogen, bis sie eine Größe von gut 30 Zentimetern haben. Dann sind sie für die Weiterverarbeitung bereit. Nicht im üblichen Sinn - "es ist mit Sicherheit nichts, was man rauchen könnte", sagt Jean-Luc Martre, Sprecher der Firma Medicago, die Tabakpflanzen für die Herstellung von Impfstoffen gegen Grippe testet.

Das Unternehmen hat gerade eine neue Produktionsstätte in einem Forschungspark in North Carolina eröffnet. Hier sollen, sobald die offizielle Genehmigung erteilt worden ist, pro Jahr 30 Millionen Impfstoffdosen gegen die saisonale Grippe hergestellt werden. Im Falle einer Pandemie könnten es sogar 120 Millionen Dosen sein.

Beim pflanzenbasierten "Pharming" wird in die etwa 30 Zentimeter großen Tabakpflanzen die Information zur Vervielfältigung des für die Herstellung des jeweiligen Medikaments benötigten Proteins eingebaut.
Später werden die Eiweiße aus der Pflanze extrahiert. Es muss nicht unbedingt Tabak sein, auch Distel- oder Kartoffelpflanzen bieten sich an.

Es wird derzeit über eine Reihe von Impfstoffen und Medikamenten gegen Ebola geforscht; ZMapp kommt von der Firma Kentucky BioProcessing in Owensboro. Das Mittel enthält Antikörper, die die Ebola-Viren außer Gefecht setzen sollen. Für den Einsatz beim Menschen ist es bislang nicht zugelassen, in Tierversuchen hat es vielversprechende Erfolge gezeigt. Deshalb wurde es jetzt drei an Ebola erkrankten Menschen verabreicht. Einer von ihnen, ein spanischer Missionar, ist inzwischen gestorben. Zwei amerikanische Entwicklungshelfer haben bislang überlebt.

Eine gewisse Anzahl von Dosen des Mittels befindet sich jetzt in Liberia. Größere Mengen zu produzieren wird nach Angaben von Kentucky BioProcessing mehrere Monate dauern. Man arbeite daran, den Produktionsprozess zu beschleunigen.

Derweil wird darüber diskutiert, inwieweit ein nicht zugelassenes Mittel eingesetzt werden darf. Bislang hat die US-Arzneimittelbehörde FDA erst ein Medikament zugelassen, das mit Hilfe von "Pharming" produziert wurde, und zwar ein Präparat gegen die genetische Gaucher-Krankheit, das in Karottenzellen produziert wird.

Aus diesem Grund engagiere sich die Industrie in den USA nicht sehr für diesen Produktionsweg, obwohl er kostengünstiger sei als andere, erklärt Locwin. "Pharming" sei sehr vielversprechend, habe aber offenbar nicht den Segen der FDA. Dies lasse die Unternehmen zögern, zumal die Umstellung auf diese Herstellungsweise zunächst mit hohen Kosten verbunden sei.

(ap)
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