Stallpflicht für Geflügel in NRW Wie gefährlich ist die Vogelgrippe für den Menschen?

Düsseldorf · Eine gefährliche Variante der Vogelgrippe breitet sich in Deutschland aus. In NRW werden deshalb erste Schutzmaßnahmen getroffen. Tatsächlich kann die Krankheit auch auf den Menschen übergehen und lebensgefährlich sein. Was Sie wissen müssen.

Vogelgrippe - Wie verhalte ich mich richtig?
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Foto: AP

Die Vogelgrippe (H5N1) ist eine Tierseuche, die durch Vogel-Influenzaviren verursacht wird. Sie wird auch als Geflügelpest oder aviäre Influenza bezeichnet. Betroffen sind alle Arten von Geflügel wie Hühner, Enten und Puten. Man unterscheidet zwischen wenig krankmachenden Virustypen und stark krankmachenden. Aktuell grassiert der extrem aggressive Erreger H5N8 in Deutschland. Er ist für Nutzgeflügel hochansteckend und verläuft mit heftigen Krankheitssymptomen.

Das Virus verbreitet sich über wildlebende Wasservögel, die das Virus auf ihren Flugrouten ausbreiten. Nutzgeflügel kann sich bei ihnen direkt und indirekt anstecken, etwa indem sie in Kontakt mit dem Kot der Tiere kommen. Dies soll mit der Stallpflicht unterbunden werden, die ab Dienstag in NRW eingeführt wird. Aber auch über das Aufpicken von virushaltigem Material, über verseuchtes Trinkwasser oder durch kontaminiertes Einstreu, kann die Infektion in den Stall gelangen. Ebenso können Menschen die Infektion in den Stall tragen - beispielsweise an Schuhsohlen, durch verunreinigte Fahrzeuge, Geräte oder Verpackungsmaterial.

Ob die Vogelgrippe für den Menschen gefährlich ist oder nicht, hängt vom Virustypen ab. Grundsätzlich gehen Forscher aber davon aus, dass Säugetiere sehr große Mengen des Virus aufnehmen müssen, um daran zu erkranken. Typischerweise treten dann nach zwei bis fünf Tagen starkes Fieber, Husten und Atemnot auf. Etwa die Hälfte der Patienten leidet außerdem an Magen-Darm-Problemen wie Durchfall und Erbrechen.

Laut Weltgesundheitsorganisation sind seit 2003 etwa 850 Menschen an dem hochpathogenen (stark krankmachenden) Erreger erkrankt. Rund 450 von ihnen erlagen den Symptomen. Beobachtet wird vor allem der Subtyp H7N9. Er ist zwar wenig krankmachend, hält sich aber lange unerkannt im Geflügel und kann für den Menschen lebensgefährlich sein. 2013 kam es zu etwa 800 Krankheitsfällen und 300 Toten wegen H7N9. Über den aktuellen Erreger H5N8 ist bislang nichts bekannt.

Eine Übertragung des Erregers H5N8 über infizierte Lebensmittel ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) "theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich". Für die Übertragung der Erreger H5N1 und H7N9 waren in der Vergangenheit fast ausschließlich der direkte Kontakt mit infiziertem lebendem Geflügel verantwortlich.

Die Vogelgrippe selbst kann nur kurz nach der Infektion behandelt werden. Dann verhindern die Ärzte mit antiviralen Medikamenten, dass sich die Krankheit im Körper ausbreitet. Ist die Ansteckung schon zu lange her, können nur noch die Symptome gelindert werden, etwa durch fiebersenkende Mittel.

Laut BfR gibt es für die Möglichkeit einer Infektion des Menschen durch rohe Eier oder Rohwursterzeugnisse mit Geflügelfleisch von infizierten Tieren bisher keine Belege. Bei der Verarbeitung sollten die allgemein geltenden Hygieneregeln (Händewaschen, rohe Geflügelprodukte getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahren, gründliches Durchgaren von Geflügel) beachtet werden.

Zudem gilt: Ist die Vogelgrippe in einem Bestand ausgebrochen, wird als Vorsichtsmaßnahme der gesamte Bestand getötet. Damit soll neben einer weiteren Ausbreitung auch verhindert werden, das kontaminiertes Fleisch oder Tierprodukte in den Handel geraten. Infektionen des Geflügels mit Viren der aggressiven Subtypen H5 und H7 sind anzeigepflichtig und werden bekämpft, indem Geflügel des betroffenen Betriebes getötet und fachgerecht beseitigt wird.

Um gar zu werden, benötigt die Weihnachtsgans eine Kerntemperatur von 90 Grad. Wird die Gans rosa gebraten, braucht es eine Kerntemperatur von 75 bis 80 Grad. Bei diesen Temperaturen ist der Vogelgrippe-Erreger - sollte das Fleisch tatsächlich infiziert sein - abgestorben, denn das Virus reagiert ausgesprochen empfindlich auf hohe Temperaturen.

Nach Angaben des BfR sollten Geflügelspeisen grundsätzlich gründlich durchgegart werden. Das bedeutet, dass im Geflügel für mindestens zwei Minuten eine Kerntemperatur von 70 Grad erreicht werden muss.

Halter von Katzen und Hunden müssen sich keine Sorgen machen. Bislang ist keine Übertragung der Vogelgrippe auf die beliebten Haustiere bekannt.

(ham)
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