Nach AOK-Krankenhausreport Wie Sie Ihren Arzt von Fehldiagnosen abhalten

Düsseldorf · Jedes Jahr kommt es zu 190.000 Behandlungsfehlern in deutschen Krankenhäusern. 19.000 der Patienten sterben sogar. Das ergab der aktuelle AOK-Krankenhausreport. An welchen Punkten Ärzte die meisten Fehler machen und wie Sie sich am besten gegen Fehldiagnosen schützen, erfahren Sie hier.

Medikamente - hier gibt es gefährliche Wechselwirkungen
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Medikamente - hier gibt es gefährliche Wechselwirkungen

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Foto: ABDA

Wenn am Körper etwas schmerzt oder plagt, vor allem dauerhaft, ist der Gang zum Arzt unerlässlich. Im schlimmsten Fall wird sogar eine Einweisung ins Krankenhaus nötig. Die "Götter in Weiß" sollen es dann richten. Vor lauter Hoffnung auf Linderung erhalten Ärzte so allzu leicht das blinde Vertrauen der Patienten - mit teils katastrophalen Folgen.

Wie die aktuelle AOK-Studie zeigt, kommt es in Krankenhäusern jährlich zu 190.000 Behandlungsfehlern. Eine Zahl, die es für jeden Patienten unerlässlich macht, den Diagnosen und verschriebenen Medikamenten von Ärzten zunächst einmal skeptisch gegenüber zu stehen.

Vorsicht vor gefährlichen Wechselwirkungen

Vor allem die Medikamentencocktails führen immer wieder zu problematischen Wechselwirkungen. Studien haben gezeigt, dass Patienten durchschnittlich fünf verschiedenen Medikamenten auf einmal nehmen. Die verbesserten Erkenntnisse über Krankheiten und die Vielzahl an Therapiemöglichkeiten sorgen zwar für eine bessere Gesundheitsversorgung. Aber die neuen Möglichkeiten führen auch dazu, dass die Behandlung der Patienten immer komplexer wird.

Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa Digitalis, Calciumkanalblocker oder Diuretika vertragen sich beispielsweise oftmals nicht mit Abführmitteln. Da die Herzmittel an Stellen im Körper andocken, die eigentlich für Kalium gedacht sind, Abführmittel aber zu Kaliumverlust führen können, verstärken sich die Herz-Kreislauf-Mittel in ihrer Wirkung.

Verschlimmert wird das Problem dadurch, dass es in Deutschland häufig zu einer Überbehandlung kommt. Es werden also mehr Medikamente verschrieben, als tatsächlich nötig wären. Grund dafür ist, dass zumeist prognosehemmend gearbeitet wird.

Schon bei einer leichten gesundheitlich bedenkliche Abweichung der Laborwerte, wird meist direkt ein Rezept ausgestellt. Selbst dann, wenn noch nicht von einer echten Gefahr ausgegangen werden kann. Gefährliche Überbehandlungen passieren vor allem mit Betablockern, Cholesterinsenkern, Antidepressiva, Angstlöser und bestimmten Diabetesmitteln.

Mitdenken ist der beste Schutz

Rund 39 Prozent aller Medikamente werden auf diese Weise unnötig verschrieben. Patienten sollten die Diagnose ihre Arztes also unbedingt kritisch hinterfragen. Dafür ist kein umfangreiches medizinisches Wissen nötig. Schon ein Verständnis für die wichtigsten Bluwerte und die gängigsten Medikamente helfen dem Patienten bei einem Arztgespräch besser mitdenken zu können.

Das Blutbild, ob groß oder klein, steht am Anfang jeder größeren Behandlung, denn es gibt Aufschluss über den Zustand des Immunsystems, darüber, ob Entzündungsherde im Körper vorhanden sind und, ob an irgendeiner Stelle eine Unterversorgung vorliegt, zum Beispiel von Eisen oder Vitamin D.

Wer die wichtigsten Werte und ihre Ober- und Untergrenzen kennt, kann etwa die obligatorische Frage nach den Vor- und Nachteilen einer Medikation beispielweise, kann dann auch vom Laien einigermaßen abgewogen werden. Auch die immer wiederkehrende Entscheidung, ob die Nebenwirkungen eines Medikaments seine präventive Einnahme für den Patienten rechtfertigt, wird so erleichtert.

Zudem muss bei kleineren Defizit nicht sofort ein Präparat eingenommen werden. Wer sich nicht sicher ist oder schon über eine längere Zeit einen Therapieansatz verfolgt, die nicht richtig anschlägt, sollte nicht zögern und eine zweite Meinung einholen. Auch kann es sich lohnen, einen Spezialisten aus einem anderen Blickwinkel eine Diagnose stellen zu lassen.

Das Krankenhaus prüfen

Steht ein größerer operativer Eingriff im Krankenhaus an, sollten sich Patienten unbedingt vorher nach der Einrichtung erkundigen. Gibt es in der Nähe oder nur wenige Kilometer entfernt eine Fachklinik? Gilt ein Krankenhaus in der Umgebung als führend auf dem relevanten medizinischen Gebiet? Oder kam es in der jüngsten Vergangenheit zu Medienberichten über mangelnde Hygiene oder andere Probleme? Die etwas aufwendigere Recherche vor einem stationären Aufenthalt lohnt sich.

Allzu oft kommt es inzwischen zu unnötigen Eingriffen und laut AOK-Bericht zählen mangelnde Hygienestandards zu einem der Hauptprobleme in Kliniken. Hinterfragt werden sollte vor allem die Entnahme von Blinddarm und Gallenblase. Auf beides kann der Körper verzichten, das bedeutet jedoch nicht, dass sie entnommen werden sollten, wenn es keine echten Beschwerden gibt.

(ham)
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