Zahnreinigung, Akupunktur & Co Was IGel-Leistungen wirklich taugen

Düsseldorf · Wer zum Arzt geht, bekommt oft eine zusätzliche Leistung aufgedrückt, die er am Ende selbst bezahlen muss. Patienten machen das, weil sie nicht an ihrer Gesundheit sparen wollen. Sie wissen nicht, dass viele dieser IGel-Leistung nur wenig sinnvoll sind. Ein Überblick.

IGel-Leistungen: Sinnvoll oder nicht?
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Sinnvoll oder nicht? - Was die gängigsten IGel-Angebote bringen

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Foto: Shutterstock.com/ Pop Paul-Catalin

IGel, das sind Diagnostik- und Behandlungsangebote, die nicht zum Leistungskatalog der Krankenkassen gehören. Der Patient muss sie also aus eigener Tasche bezahlen. Besonders bekannt ist professionelle Zahnreinigung (PZR). Was für einen Vorteil genau diese und andere Selbstzahler-Angebote beim Arzt mit sich bringen, wissen allerdings die wenigsten Patienten.

Und das obwohl jeder zweite Patient in Deutschland schon einmal eine IGel-Leistungen von seinem Arzt angeboten bekommen hat. Das ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) unter 2000 Erwachsenen.

Trotzdem informiert sich nur jeder Vierte (39 Prozent) neben den Empfehlungen des Arztes. Die meisten Patienten schauen bei der Suche nach Informationen ins Internet (51 Prozent). Ein Viertel sucht einen anderen Arzt auf, um eine zweite Meinung einzuholen.

Doch der Markt ist riesig und zumindest für die Mediziner profitabel. Allein 2012 gaben Versicherte für solche Leistungen insgesamt 1,3 Milliarden Euro aus, schätzt das wissenschaftliche Institut der AOK.

Damit Patienten besser verstehen, welche IGel-Leistungen sinnvoll sind und welche nicht, betreibt der Medizinische Dienst (MDS) des GKV-Spitzenverbandes den IGel-Monitor.

Auf der Internetseite werden die am häufigsten genutzten Angebote bewertet. Nach drei Jahren gibt es nun ein Fazit: Beim überwiegenden Teil der bewerteten Methoden ist der Nutzen unklar oder der Schaden überwiegt sogar.

Letzteres trifft auf immerhin 16 von 37 getesteten Selbstzahler-Leistungen zu. Angezweifelt wird der Nutzen von 13, nur bei vier IGel-Leistungen ist ein geringfügiger Nutzen laut MDS zu verzeichnen.

Einen regelrechten Markt sehen die Tester in gynäkologischen Zusatzleistungen. Sie belegen bei den Verkäufen den ersten Platz. Es Folgen die Angebote bei Zahnärzten und Augenärzten. Peter Pick, Geschäftsführer des MDS, rät Patienten, sich nicht von Ärzten zum Kauf von medizinischen Leistungen drängen zu lassen.

"IGeL sind nie dringend", sagt er. Das bedeutet der Patient hat immer genug Zeit, um sich die Vor- und Nachteile einer Selbstzahler-Leistung genau erklären und durch den Kopf gehen zu lassen. Tipps sind sowohl beim IGel-Monitor als auch bei den Verbraucherzentralen zu finden.

(ham )
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