Kampf gegen das Virus Obama will aggressiver gegen Ebola vorgehen

Washington/Brüssel · Während EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg die Mitgliedstaaten der Europäischen Union aufruft, sich auf eine mögliche Ausbreitung des lebensgefährlichen Virus in Europa vorzubereiten, hat US-Präsident Barack Obama die Gefahr eines umfassenden Ebola-Ausbruchs in den USA als gering einschätzt, zugleich aber ein "viel aggressiveres" Vorgehen seiner Regierung bei neuen Erkrankungen angekündigt.

Unmittelbar vor dem Ebola-Sondertreffen der Gesundheitsminister der EU in Brüssel am Donnerstag unterstrich Borg, dass zu den Maßnahmen auch Untersuchungen für Reisende gehören, die aus den Krisengebieten nach Europa kommen. "Während der eigentliche Ebola-Krisenherd in Westafrika liegt, sollte es auch unsere Pflicht sein dafür zu sorgen, dass Europa darauf vorbereitet ist, richtig mit dem Virus umzugehen", sagte Borg der Tageszeitung "Die Welt". Ärzte und der öffentliche Gesundheitsdienst müssten in der Lage sein, zu reagieren, "um unsere Bürger schnell und effektiv zu schützen und die Verbreitung von Ebola zu stoppen, falls die Krankheit in Europa ankommen sollte".

Obama warnte vor einer weltweiten Verbreitung der lebensgefährlichen Epidemie. Sollte die Krankheit in Afrika außer Kontrolle geraten, könne sie sich wegen des Reiseverkehrs auf dem ganzen Globus verbreiten. In den USA soll ab sofort eine schnelle Eingreiftruppe der CDC dafür sorgen, dass auch schlecht vorbereitete Krankenhäuser bei neuen Ebola-Fällen richtig handeln. "Wir nehmen das auf höchster Regierungsebene sehr ernst", sagte Obama am Mittwoch nach einem Treffen mit dem Chef der US-Seuchenbehörde CDC, Tom Frieden, und seinen Top-Beratern beim Thema Gesundheit.

In den USA hat sich eine zweite Krankenschwester mit Ebola angesteckt. Sie habe sich - ebenso wie eine Kollegin zuvor - in einer Klinik in Dallas bei der Versorgung eines aus Liberia eingereisten Mannes infiziert, teilte die Gesundheitsbehörde von Texas am Mittwoch mit. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Der Fall sei sehr besorgniserregend, sagte Frieden. Wenige Stunden vor den ersten Symptomen hatte die Krankenschwester nach CDC-Angaben einen Inlandsflug von Cleveland nach Dallas absolviert. Alle 132 Passagiere sollen nun vorsichtshalber ausfindig gemacht werden.

Tausende Menschen in Westafrika, die Ebola überlebt und jetzt gegen das Virus immun sind, sollen im Kampf gegen die Seuche helfen. Entsprechende Pläne werden bei der ersten Konferenz von Ebola-Überlebenden erörtert, die an diesem Donnerstag und Freitag mit Unterstützung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) in Sierra Leone stattfindet.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zuvor eine neue Prognose veröffentlicht. Sie erwartet bis Dezember pro Woche zwischen 5000 und 10.000 neue Ebola-Fälle in Westafrika. Fast 9000 Menschen sind nach WHO-Angaben mittlerweile an Ebola erkrankt. Die Zahl der Todesfälle ist auf 4493 gestiegen, die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.

In einer Video-Konferenz berieten am Mittwoch Obama, der französische Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premierminister David Cameron und der italienische Ministerpräsidenten Matteo Renzi über die Ebola-Krise. Die Staats- und Regierungschefs sprachen sich dafür aus, die internationale Gemeinschaft bei der Unterstützung der betroffenen Länder zu mobilisieren.

(dpa)
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