Leberzellkrebs-Forschung Am Anfang eines langen Weges

Der deutsche Professor Tim Greten forscht für einen Impfstoff gegen Leberzellkrebs am bedeutendsten Krebsforschungsinstitut der Welt, den "National Institutes of Health" in den USA.

Den Krebs verhindern, bevor er entsteht — das ist die Mission von Professor Tim Greten. Die Vision des deutschen Wissenschaftlers ist die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Leberzellkrebs. Infektionserreger können Krebs auslösen. Wie sie das tun, erforscht er am "National Cancer Institute" (NCI) im US-amerikanischen Bethesda. Die Forschungseinrichtung gehört zu den bedeutendsten Krebsforschungsinstituten der Welt und ist ein Teil der "National Institutes of Health" (NIH).

Mit weltweit fast 700 000 Sterbefällen pro Jahr ist das Leberzellkarzinom die dritthäufigste Ursache für einen Tod durch Krebs. Es entsteht in fast 90 Prozent der Fälle bei Patienten, die an einer Leberzirrhose leiden. Ursache dafür sind Infektionen mit Hepatitis B und C, Alkohol und verschiedene genetisch bedingte Erkrankungen. Aktuelle Daten legen nahe, dass die sogenannte Fettleber in der westlichen Welt eine weitere, ernstzunehmende Ursache für das Leberzellkarzinom sein wird. "Diese Daten sind insofern von großem Interesse, als dass die Fettleberhepatitis häufig bei Patienten mit Übergewicht und Diabetes auftritt", erläutert Greten.

Bisher gibt es indes keine wirksame medikamentöse Therapie, um die Fettleberhepatitis unmittelbar zu behandeln. "Interessanterweise erhöht der Diabetes mellitus das Risiko für die Entstehung eines Leberzellkarzinoms unabhängig von der Lebergrunderkrankung", stellt der Wissenschaftler fest.

Erstaunlicherweise kann die Einnahme von Statinen, einem Arzneistoff, der bei koronaren Herzerkrankungen erfolgreich eingesetzt wird, das Leberkrebsrisiko reduzieren. "Der Leberzellkrebs stellt im Hinblick auf Vorsorge und Früherkennung eine besonders interessante Tumorform dar," sagt Greten. Bereits heute kann durch eine Impfung gegen Hepatitis B das Risiko, an Leberzellkrebs zu erkranken, gesenkt werden.

Personengruppen, die ein erhöhtes Krebsrisiko der Leber haben, etwa wegen einer Hepatitis B- oder C-Infektion oder Alkoholiker, sind außerdem klar einzugrenzen. Zudem könnten Vorsorgeuntersuchungen zukünftig zur Früherkennung und sogar zur Heilung von Leberzellkrebs führen. Ähnlich wie bei dem Impfstoff gegen Humane Papillomviren (HPV) könnten Menschen mit einem hohen Risiko für Leberzellkrebs in Zukunft gezielt geimpft werden, ist Greten überzeugt.

"Wir befinden uns aber noch am Anfang eines langen Weges", so der Forscher. Bis es möglich sei, einen Impfstoff gegen den Leberzellkrebs zu entwickeln, müsse der Prävention die größte Aufmerksamkeit gelten. So sei eine Hepatitis- B-Impfung Menschen zu empfehlen, die sich häufig im Ausland aufhielten.

Auch eine regelmäßige Überprüfung der Leberwerte durch eine Blutuntersuchung beim Hausarzt sei äußerst wirkungsvoll. Würden dabei Auffälligkeiten bei den Leberwerten erkannt, müssten diese engmaschig in sechsmonatigen Abständen per Bluttest kontrolliert werden. Denn eine Erkrankung der Leber verläuft für den Patienten lange Zeit ohne Beschwerden.

Der Grund: Die Leber schmerzt erst, wenn die Krankheit weit fortgeschritten ist. Der Früherkennung auffälliger Leberwerte kommt daher eine besonders wichtige Rolle zu. "Ergibt die Abklärung der auffälligen Leberwerte Hinweise für eine chronische Lebererkrankung, sollten die Patienten zudem regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen mittels Ultraschall zugeführt werden", so Gretens Empfehlung. Warum es bisher nicht gelungen ist, das Risiko an Leberkrebs durch Prävention und Früherkennung zu reduzieren, dafür führt der Gastroenterologe und Onkologe mehrere Gründe auf.

Einer davon ist, dass die Maßnahmen zur Prävention zu spät greifen. Sie dürften nicht erst bei den über 40-Jährigen beginnen: "Ein großes Problem in diesem Zusammenhang ist das Übergewicht bei Kindern. Je länger ein Organismus einem Risikofaktor ausgesetzt ist, desto stärker wirkt er. Ein gesunder Lebensstil muss also schon im Kindesalter starten", fordert der Wissenschaftler.

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