Herz Vorhofflimmern wird unterschätzt

Bis zu 25 Prozent aller Schlaganfälle sind auf Vorhofflimmern zurückzuführen. Das hohe Risiko, infolge der Herzrhythmusstörungen einen Schlaganfall zu erleiden, ist jedoch nicht allen Betroffenen bewusst.

 Das Herz zählt zu den wichtigsten Organen, die der Mensch hat. Funktioniert es nicht richtig, können sogar Schlaganfälle die Folge sein. Menschenkönnen vorsorgen und ihr Herz schützen, indem sie gesund leben.

Das Herz zählt zu den wichtigsten Organen, die der Mensch hat. Funktioniert es nicht richtig, können sogar Schlaganfälle die Folge sein. Menschenkönnen vorsorgen und ihr Herz schützen, indem sie gesund leben.

Foto: THINKSTOCK/TOLOKONOV

Rund 800 000 der Deutschen haben Vorhofflimmern. Das bedeutet, das Herz schlägt zu schnell und arrhythmisch. Dadurch können sich im Herzvorhof Blutgerinnsel bilden. Lösen sich diese, ist die Gefahr groß, dass sie Gefäße im Körper verstopfen. Am häufigsten gelangen sie über die Halsschlagader ins Gehirn. Dort blockieren sie ein Blutgefäß. Es kommt zu einem Schlaganfall. "Etwa jeder vierte Schlaganfall in der Bevölkerung ist auf Vorhofflimmern zurückzuführen", sagt der Kardiologe Dr. Gerold Mönnig, Oberarzt im Department für Kardiologie und Angiologie am Universitätsklinikum Münster.

Das Risiko hängt stark vom Lebensalter ab. "Es verdoppelt sich etwa ab dem 50. Lebensjahr", so Mönnig. Ein unregelmäßiger Puls, starkes Herzklopfen — auch in Ruhesituationen — sind erste Anzeichen. "Fühlen Sie einfach öfter am Tag mal ihren Puls", rät Mönnig als erste Maßnahme, um Herzrhythmusstörungen selbst zu erkennen. Eine andere Möglichkeit, sein Risiko abzuschätzen, sei der PROCAMSchlaganfalltest (www.assmann- stiftung.de/procamstudie/ procam-tests). Zeigt dieser an, dass ein erhöhtes Risiko vorliegt, müsse der Betroffene sich in ärztliche Behandlung begeben.

Risikofaktoren sind vor allem Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Rauchen. "Grundsätzlich empfehle ich aber allen über 65-Jährigen, sich regelmäßig auf Vorhofflimmern hin untersuchen zu lassen", rät der Kardiologe, "denn es ist vor allem eine Herzerkrankung älterer Menschen."

Liegen bereits Herzerkrankungen vor oder gibt es ein familiäres Risiko, sei schon ab dem 45. Lebensjahr eine Früherkennung nötig. Ein Elektrokardiogramm (EKG) beim Hausarzt kann Aufschluss geben. "Allerdings gibt es eine erhebliche Anzahl von Betroffenen, die genau zu dem Zeitpunkt der EKG-Aufzeichnung kein Vorhofflimmern haben.

Dann bleibt es zunächst unerkannt", schränkt Mönnig ein. In diesem Fall sei die Aufzeichnung durch ein Langzeit-EKG oder einen Ereignis-EKG-Rekorder sinnvoll.

Werden bei einem Patienten Herzrhythmusstörungen festgestellt, verschreibt der Arzt blutverdünnende Medikamente. Sie haben den Zweck, die Bildung eines Blutgerinnsels zu vermeiden. Diese Therapie war bisher jedoch mit erheblichen Risiken verbunden, denn Gerinnungshemmer selbst bergen das Risiko, innere Blutungen zu verursachen. Seit kurzem stehen jedoch drei neue Arzneimittel mit den Wirkstoffen Rivaroxaban, Dabigatran und Apixaban zur Verfügung. Sie schützen besonders gut und sind risikoärmer, bestätigt auch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG).

Patienten mit Vorhofflimmern erkranken auch häufiger an einem Herzinfarkt. Die Gerinnungshemmer können damit auch vor einem Herzinfarkt schützen. "Die neuen Präparate sind besser, weil sie ein geringeres Hirnblutungsrisiko haben und ihr Wirkspiegel unabhängig von der Ernährung des Patienten ist", beschreibt Mönnig die Vorteile. Leider wüssten jedoch immer noch zu wenige Patienten, wie wichtig diese Therapie zur Vermeidung des Schlaganfalls sei. "Patienten mit gefährlichem Vorhofflimmern, die ihre Gerinnungshemmer nicht oder nicht regelmäßig einnehmen, riskieren einen Schlaganfall — letztlich setzen sie ihr Leben aufs Spiel", warnt Mönnig eindringlich.

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