Psychische Probleme auf dem Vormarsch Mehr Frührentner wegen Burnout

Berlin · Seelische Krankheiten sind inzwischen die Hauptursache für einen vorgezogenen Ruhestand – vor Rücken- und Herzleiden. Die erwerbsgeminderte Rente beträgt im Schnitt nur 607 Euro pro Monat.

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Seelische Krankheiten sind inzwischen die Hauptursache für einen vorgezogenen Ruhestand — vor Rücken- und Herzleiden. Die erwerbsgeminderte Rente beträgt im Schnitt nur 607 Euro pro Monat.

Die Zahl der Männer und Frauen in Deutschland, die wegen psychischer Störungen im vergangenen Jahr erstmals eine Erwerbsminderungsrente erhielten, hat sich erneut erhöht. Sie umfasste im Jahr 2012 nach einer Statistik der Deutschen Rentenversicherung 74.460 Fälle. Das waren 1387 mehr als im Jahr davor. Damit gehen immer mehr Menschen wegen einer Erkrankung an Burnout oder anderer seelischer Leiden in den vorgezogenen Ruhestand.

Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen. So waren es fünf Jahre zuvor nur rund 57.000 Neuzugänge bei der Erwerbsminderungsrente aufgrund dieser Diagnose. Damit sind psychische Probleme in Deutschland inzwischen die mit Abstand häufigste Ursache für Erwerbsminderungsrenten.

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Frauen gehen häufiger wegen seelischer Leiden in die vorgezogene Rente als Männer. So waren es im vergangenen Jahr 32.516 Männer und 41.944 Frauen. Insgesamt erhielten in Deutschland im Vorjahr mehr als 177.000 Menschen erstmals eine Erwerbsminderungsrente. Anspruch auf eine solche Rente hat, wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder nur noch in sehr geringem Umfang arbeiten kann. Weitere medizinische Gründe sind außer psychischen Leiden häufig Rückenprobleme, Herz-Kreislauferkrankungen und langwierige Krebserkrankungen.

Vielfach ist die Erwerbsminderungsrente für die Betroffenen nicht auskömmlich. Ihre Höhe ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Während ein Frührentner im Jahr 2001 noch durchschnittlich 676 Euro monatlich erhielt, bekommen die Neuzugänge heute im Schnitt nur noch 607 Euro pro Monat. Der Chef der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, mahnt rasche Reformen bei der Bundesregierung an, die Erwerbsminderungsrentner wieder besserstellen sollen. "Wie groß der Handlungsdruck ist, zeigt die Entwicklung der Rentenzahlbeträge für Neurentner in den vergangenen Jahren", betonte Rische in einer Rede Anfang Dezember. Im Wahlkampf hatten Union und SPD eine Reform versprochen.

Zusätzliche Kosten durch Rentenreformen

Ursprünglich wollte auch die schwarz-gelbe Bundesregierung schon in der vergangenen Wahlperiode die Frührentner besserstellen. Diese Pläne sind allerdings im Streit um andere Rentenvorhaben wie etwa die Mütterrente untergegangen.

Mittlerweile müssten bei rund zwölf Prozent der voll erwerbsgeminderten Rentner die Altersbezüge durch Grundsicherung aufgestockt werden, betonte Rische. Zum Vergleich: Bei den normalen Altersrenten mit dem Eintrittsalter von 65 Jahren ist dies nur in 2,2 Prozent der Fälle notwendig. Dem Koalitionsvertrag zufolge strebt die Bundesregierung eine Besserstellung der Erwerbsgeminderten zum 1. Juli 2014 an. Zu diesem Zeitpunkt sollen auch die anderen großen Rentenreformen, die Erhöhung der Rente für Mütter, die ihre Kinder vor dem Jahr 1992 geboren haben, und die abschlagsfreie Rente ab 63 Jahren für langjährig Versicherte, in Kraft treten.

Die zusätzlichen Kosten für die Erwerbsgeminderten sind im Vergleich zu den anderen Rentenreformen eher bescheiden. Sie werden von Jahr zu Jahr wachsen und 2030 bei rund 1,7 Milliarden Euro liegen. Die geplanten Verbesserungen würden sich bei einem durchschnittlichen Frührentner mit einem Plus von rund 40 Euro brutto pro Monat bemerkbar machen.

(RP)
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