Saisonale Depressionen So bekämpfen Sie den Winterblues

Freiburg/Leipzig · Sind die Tage kürzer und grauer, schlägt das vielen Menschen auf die Stimmung. In den lichtarmen Monaten packt nach einer Forsa-Umfrage rund jeden dritten Deutschen der Winterblues oder gar eine Winterdepression. Ein Trip in den Süden kann medizinischen Nutzen bringen.

Tipps gegen den Winterblues
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Foto: Sara Kühn

Wenn sich morgens die Familie aus dem Bett pellt, dann ist in den Wintermonaten vom hellen Tag noch nicht viel zu sehen. Erst gegen acht Uhr in der Früh zeigt sich so langsam die Sonne. Wären die Kinder nicht, würde Anne doch lieber im Bett bleiben. Da aber die Pflicht ruft, quält sie sich aus dem Bett und schleppt sich antriebslos durch den Tag. Sie hätte viel zu erledigen, aber anpacken mag sie eigentlich nichts. Lieber würde sie schlafen. Der Winterblues hat sie gepackt.

Winterblues und -depression schwer zu unterscheiden

"Meist mit dem Beginn des Monats November kommen die Symptome des Winterblues bei den Menschen zu Tage, die dafür anfällig sind. Mit dem Frühling und den länger werdenden Tagen geht das von selbst wieder vorbei", erklärt Prof. Dr. Jürgen Zulley, Psychologe und Chronobiologe an der Uni Regensburg.

Der Übergang zur so genannten Saisonal abhängigen Winterdepression (SAD) ist fließend und schwer vom Winterblues zu unterscheiden. Man spricht nach Informationen von Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorsitzendem der Stiftung Deutsche Depressionshilfe von einer SAD, wenn sie mindestens zwei Jahre hintereinander ausschließlich in der entsprechenden Jahreszeit aufgetreten ist. In vielen Fällen hilft eines: Licht.

Damit der Mensch sich wohl fühlt, benötigt er Tageslicht. Das nehmen Sommer wie Winter die Augen auf. Im Winter, der lichtärmeren Jahreszeit, aber deutlich weniger. "Dadurch produziert der Körper verstärkt das Schlafhormon Melatonin. Es macht uns müde und antriebslos, vor allem aber drückt es die Stimmung", erläutert der Regensburger Mediziner. Hier finden Sie Tipps gegen Winterdepressionen.

Symptome einer Saisonal abhängigen Depression

Die Menschen, die wie Anne unter Winterblues oder auch unter SAD leiden, sind traurig und niedergeschlagen. Sie haben wenig Interesse an Dingen und Unternehmungen, würden am liebsten den ganzen Tag nur schlafen, sind antriebsschwach und essen gerne Süßes oder Reis, Kartoffeln - schlicht Kohlehydrate. In schwerer Ausprägung können die Symptome sogar bis zu Selbstmordgedanken reichen.

In den achtziger Jahren entdeckten Mediziner, dass sich sowohl der Winterblues — eine reine Befindlichkeitsstörung - als auch die Saisonal abhängige Depression als Krankheitsbild mit hellem weißem Licht erfolgreich behandeln lässt. Nimmt das Auge mehr Licht auf, wird das Melatonin abgebaut und der Trübselige wird wieder munter. "Dass Rentner in den Wintermonaten also nach Mallorca reisen oder Menschen aus dem Norden der USA in den Süden ziehen, hat seine Berechtigung", sagt Chronobiologe Prof. Dr. Zulley.

Licht hilft vielen

Das beschreibt die Therapie der ersten Wahl: Eine Lichttherapie. Nach Informationen der Deutschen Depressionshilfe reicht ein täglicher ausgedehnter Spaziergang im Freien aus. "Selbst an trüben Tagen entspricht der Lichteinfall draußen etwa dem einer Therapielampe", informiert Prof. Dr. Ulrich Hegerl.

Bei den Therapielampen handelt es sich um eine 10.000 Lux starke, speziellen Leuchte. Diese Luxstärke entspricht der des Tageslichts. Bei den Lichttherapiegeräten wird das UV-Licht, das für die Augen schädlich wäre herausgefiltert. "In künstlich beleuchteten Räumen haben wir zwischen 500 und 600 Lux", zieht Prof. Dr. Jürgen Zulley den Vergleich. Sowohl die Bewegung an der frischen Luft, als auch eine Therapielampe können auch vorbeugend eingesetzt nutzen.

Kostenübernahme vorher klären

Manche Kliniken bieten diese Lichttherapie an. Ob die Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt, sollte man besser im Vorfeld klären. Ebenso auch, wenn man selbst eine solche Lampe anschaffen möchte. Zwischen 300 und 1200 Euro muss man dafür zahlen, je nach Lux-Stärke des Geräts. Als Faustregel gilt: Je niedriger die Luxzahl, desto länger muss man vor der Lampe ausharren. Bei den 100.000-Lux-Geräten ist eine tägliche Therapieeinheit von 30 Minuten ausreichend. Sollte neben dieser Therapieform eine medikamentöse oder psychologische Therapie notwendig sein, kommt die Gesetzliche Krankenversicherung dafür allerdings auf.

Immer den Facharzt ins Boot holen

Bei schweren Saisonal abhängigen Depressionen reicht eine Lichttherapie allerdings nicht aus. Zusätzlich müssen dann oft medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlungen erfolgen. Darum ist in jedem Fall geraten, sich beim Verdacht einer SAD an einen Psychiater oder Neurologen zu wenden. Auch Angehörige sind hier gefragt, bei den typischen Symptomen einer SAD zu Handeln und den Betroffenen zu ermuntern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier finden Sie Tipps, die Ihnen bei Winterdepressionen zusätzlich helfen können.

(wat)
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