Tipps gegen Uni-Stress Wenn das Studium über den Kopf wächst

Bochum · Der Druck auf Studierende ist oft hoch. Prüfungsangst, Lernblockaden und Zweifel gehören zu den größten Hindernissen im Studium. Eine Expertin gibt Tipps, wie man in solchen Fällen zurück in die Spur findet.

 Eine Studentin ist in ihre Bücher vertieft (Symbolfoto).

Eine Studentin ist in ihre Bücher vertieft (Symbolfoto).

Foto: ESB Professional / Shutterstock.com

Die vielen losen Betonplatten auf dem Bochumer Campus brachten zwei Kollegen aus dem Team der Studienberatung an der Ruhr-Uni auf die Idee: Genau, wie man über die klappernden Platten auf dem Weg zur Vorlesung schon mal stolpert, genauso kann einem das eben auch im Verlauf des Studiums passieren. Doch was sind die häufigsten Stolpersteine? Wie belasten sie die Studierenden? Und welche Wege führen dann über die Hürden und zum Studienabschluss? Wir haben mit Ranja Kaiser gesprochen, sie ist Psychologin im Team der Zentralen Studienberatung an der Ruhr-Universität Bochum und bietet unter anderem einen Workshop zum Thema Stolpersteine an.

Was sind häufige Hürden?

Immer wieder kämpfen die Studierenden mit Lern- und Schreibblockaden, Zweifeln am Studium und Prüfungsangst, so Ranja Kaiser. "Außerdem klagen viele über Motivationsverlust - wobei dieser die Folge anderer Stolpersteine ebenso sein kann wie die Ursache, wenn beispielsweise das Fach nicht stimmt." Auch Zukunftsängste sind ein Stolperstein - wer unsicher ist, was nach dem Abschluss kommt, neigt dazu, diesen immer weiter aufzuschieben. "Die Studierenden machen sich viel Druck, vor allem seit der Bologna-Reform", hat Ranja Kaiser beobachtet. "Viele meinen, sie müssten in der Regelstudienzeit fertig werden, um gegen die größer gewordene Konkurrenz überhaupt Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Der Leistungsanspruch an sich selbst ist unglaublich hoch - und auch eine Stolperfalle."

Wie äußern sich die Probleme?

Wenn das Erledigen von Aufgaben besonders schwerfällt, man sich einer riesigen Arbeitsmasse gegenübersieht, die man nicht mehr bewältigen kann; wenn man das Gefühl hat: Ich komme nicht mehr hinterher. "Dann wird der Druck zu groß - und viele Studierende ziehen daraus die Konsequenz, dass sie Veranstaltungen nicht mehr regelmäßig besuchen oder gar nicht mehr", sagt Psychologin Kaiser. "Der Kontakt zur Uni und zu den Kommilitonen geht verloren, man lenkt sich mit Jobs oder Freizeitaktivitäten ab." Die Hauptaufgabe, das Studium, verlören die Betroffenen dann aus den Augen. "An der Uni gibt es eben keine festen Strukturen, niemand kontrolliert einen, und Fehlen hat erst einmal keine Konsequenz. Es ist verlockend, den Problemen dann aus dem Weg zu gehen, indem man der Uni aus dem Weg geht", sagt die Psychologin. "Doch das klappt eben nicht dauerhaft: Im Hintergrund spüren die Studierenden eben doch den Druck, die Überforderung und Selbstzweifel - zum Teil äußert sich das auch in körperlichen und psychischen Symptomen.

Welche Lösungen gibt es?

Scham, Angst - egal, was zur Entfernung von der Uni führt: Der Weg zurück stellt für die Studierenden eine hohe Hürde da. "Für viele ist es peinlich, auf die Dozenten zuzugehen", sagt Ranja Kaiser. "Je länger man nicht mehr an der Uni war, desto schlimmer ist es für die Betroffenen." Die Expertin rät, sich zunächst Freunden und Kommilitonen anzuvertrauen. "Zu denen sollte man den Kontakt nicht abbrechen lassen und zugeben, dass man das Pensum nicht mehr schafft." Auch die Fachberater sind erste Ansprechpartner, ebenso wie Tutoren, Fachschaft oder eben die Studienberatung. "Wir suchen dann die Ursache für die Probleme: Wie bin ich zum Beispiel auf mein Studium gekommen? War es mein eigener Wunsch? Oder der der Eltern? Wie stark ist das Studienziel?", sagt Ranja Kaiser. So könne man herausfinden, wie es mit der Motivation um das Studienfach bestellt sei. "Wenn ich nicht weiß, wie ich den Studienausstieg planen soll, dann hilft der Career Service. Er kann bei Bewerbungen für Praktika oder erste Stellen unterstützen."

Auch zum Thema Prüfungsangst gebe es an den Hochschulen viele Angebote. "In Bochum haben wir beispielsweise eine semesterbegleitende Gruppe, in der wir die eigenen Stärken in den Blick nehmen, die eigenen Gedanken- und Verhaltensmuster analysieren lernen, nicht schon die Misserfolge zu erwarten." Wer Schwierigkeiten mit dem Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten hat, für den gibt es die Schreibberatungen, außerdem gibt es Angebote zu Lernstrategien oder wie man Vorträge hält. Und für diejenigen, die den Bachelor oder Master seit vielen Semestern vor sich herschieben, gibt es ein "Abschluss"-Coaching. "Man muss sich eingestehen, dass man Hilfe braucht," sagt Kaiser. "Wir haben mit unseren Beratungsangeboten an den Hochschulen nun mal eine ,Komm'-Struktur. Die Studierenden müssen uns aufsuchen - und dann gibt es viele Möglichkeiten."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort