Chronisches Erschöpfungssyndrom Wenn der Stress zu viel wird

Düsseldorf (RPO). Das Gefühl, ausgelaugt und müde zu sein, kennen wohl viele. Wenn dieser Zustand länger andauert, spricht der Arzt von mentaler Erschöpfung. Die Steigerung von mentaler Erschöpfung ist das Burnout-Syndrom. Aus ihm können auch Depressionen entstehen. Ursache für solcherlei Erkrankungen ist Stress. Nicht wenige Prominente haben damit ihre Erfahrungen gemacht.

Was man über das Erschöpfungssyndrom weiß
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Foto: ddp

Der jüngste Fall: Ralf Rangnick. Der Trainer von Fußball-Bundesligist Schalke 04 trat am Donnerstag zurück. Begründung: Er sei ausgebrannt. Vereinsverantwortlich waren überrascht, hatten nichts von diesem Zustand geahnt. "Es kam für mich aus heiterem Himmel. Ich habe einen sehr engen Kontakt zu ihm. Bei mir hat sich nichts angedeutet", sagte S04-Boss Clemens Tönnies.

Müdigkeit, Abgespanntheit, Antriebslosigkeit - das sind Symptome für das chronische Erschöpfungssyndrom (CFS - Chronic fatigue syndrome), an dem schätzungsweise zwei Prozent der Weltbevölkerung leiden. Besonders gefährdet sind offenbar Menschen, die unter größtem öffentlichen Druck Höchstleistungen abliefern müssen, und das Tag für Tag.

Beim CFS beklagen die Patienten allgemeine körperliche, geistige und psychische Schwäche. Im Extremfall können sie nicht mal mehr ihr Bett verlassen. Das Krankheitsbild ist sehr komplex und noch wenig bekannt. Deshalb kann es oft viele Monate oder gar Jahre dauern, bis bei einem Patienten die Diagnose CFS gestellt werden kann. Neuste Ergebnisse amerikanischer Wissenschaftler lassen auch den Schluss zu, dass eine Virusinfektion für die Krankheit mit verantwortlich sein könnte.

Die Grundlage der Therapie bilden eingehende Gespräche, in denen ein individueller Aktivitätsplan aufgestellt wird. Der Patient hat den Behandlungserfolg somit weitgehend selbst in der Hand. Er muss sich aber Tag für Tag aufs Neue überwinden, die bleierne Müdigkeit zu ignorieren. Kampfgeist und Durchhaltevermögen sind schon aufgrund der Therapiedauer notwendig, denn spürbare Erfolge stellen sich meist erst nach einigen Monaten ein. Das jedenfalls haben Studien belegt.

Prominente Beispiele

Aus dem Sport sind diverse Fälle bekannt: Erst kürzlich hat Hannover-96-Torwart Markus Miller bekannt gegeben, dass er sich wegen mentaler Erschöpfung in Behandlung begibt. Mike Wunderlich vom FSV Frankfurt teilte ebenfalls mit, dass er am Burnout-Syndrom leidet. Er wurde vorerst in die fünftklassige NRW-Liga ausgeliehen, um sich regenerieren zu können.

Vor zwei Jahren hatte sich der Tennisprofi Florian Mayer wegen Burnouts eine Auszeit genommen. Er ist mittlerweile wieder zurück im Profitennis. Ex-Skispringer Sven Hannawald wurde vor einigen Jahren ebenfalls deswegen behandelt.

Die Medienwissenschaftlerin Miriam Meckel schrieb ein Buch über ihren Klinikaufenthalt nach einem Zusammenbruch. Ebenfalls ein Buch veröffentlichte Fernsehkoch Johann Lafer. Er beschreibt darin, wie er es schaffte, den Burnout noch einmal abzuwenden.

Auch sein Kollege Tim Mälzer kennt das Gefühl totaler Erschöpfung. Dem "Spiegel" sagte er einmal über seinen Zusammenbruch vor einigen Jahren: "Ich war komplett überarbeitet. Totaler Burnout." Es könne sich "keiner vorstellen, wie das ist, wenn man beim Bäcker steht, fassungslos auf die Brötchen glotzt und sich total nackt fühlt vor der ganzen Welt".

Erst kürzlich sprach auch Rosenstolz-Sänger Peter Plate über seinen Burnout im Jahr 2009. "Ich war in der schwersten Krise meines Lebens", sagte er dem "Stern". "Unser Erfolg mit Rosenstolz war so groß, und ich fühlte mich trotzdem so klein."

(DAPD/chk)
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