Ratgeber-Gesundheit NGZ-Aktion klärt über Tinnitus auf

Neuss · Im Landestheater kamen mehr als 250 Menschen zusammen, um sich über die Ursachen und Risiken von Tinnitus zu informieren. Rund 400 verschiedene Krankheiten werden mit dem Piepsen im Ohr in Verbindung gebracht.

Ratgeber-Gesundheit: NGZ-Aktion klärt über Tinnitus auf
Foto: ola

Es ist keine Krankheit, sondern ein Symptom: Tinnitus. Dass dieses ständige Rauschen, Klingeln und Pfeifen im Ohr zahlreiche Menschen plagt, zeigte sich auch bei der gemeinsamen Ratgeberveranstaltung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein und der Rheinischen Post/Neuß-Grevenbroicher Zeitung. Mehr als 250 Menschen aller Altersgruppen waren am Mittwochabend ins Foyer des Landestheaters gekommen, um sich über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.

Die Gründe des Tinnitus sind vielfältig: Sie reichen vom Knalltrauma über Mittelohrerkrankungen bis hin zur Schwerhörigkeit. "400 verschiedene Erkrankungen werden mit dem Tinnitus in Verbindung gebracht", berichtete der Düsseldorfer Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO) Dr. Hans-Michael Strahl.

Daher sei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen wie Neurologie, Zahnmedizin, Orthopädie, Radiologie und Psychologie unabdingbar, so HNO-Arzt Dr. Joachim Wichmann. Denn die Folgen des andauernden Tons im Ohr können für die Betroffenen schwer erträglich sein. "Die einen können zwar damit umgehen", so Wichmann, "bei anderen aber hat der Tinnitus massive Auswirkungen auf alle Lebensbereiche." Sie reichen von Konzentrationsstörungen über Angstzustände und Depressionen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit.

Um derartige Folgen zu verhindern, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die - je nach Diagnostik des individuellen Tinnitus - eingesetzt werden können. Dazu zählen beispielsweise durchblutungsfördernde Maßnahmen wie beim Hörsturz, Entspannungstechniken, Habituationstraining, das den Patienten an den Ton gewöhnen soll, psychotherapeutische Ansätze, Einschlaf-Hilfen und Musiktherapie, die seriöse Ergebnisse erziele, so Wichmann.

Mit dem Psychologischen Immunisierungstraining (PIT), bei dem unter anderem Entspannungsmethoden gelehrt werden, sowie der auditiven Stimulationstherapie (AST), also einer Musiktherapie, haben die Tinnitus-Therapie-Zentren in Düsseldorf und Krefeld bereits vielen Betroffenen helfen können, berichtete Dr. Martin Kusatz. Die Behandlungserfolge seines "Krefelder Modells" seien erst jüngst in einer Studie an 5 389 Patienten belegt worden. Die Kosten der neuntägigen ambulanten Kurzzeittherapie werden von den Krankenkassen bei entsprechender Indikation übernommen.

Unabhängig von den unterschiedlichsten Therapiemöglichkeiten betonten aber auch alle drei Experten, wie bedeutsam die emotionale Fitness sei. Ausgeglichenheit, Stressreduktion und Hörgeräte bei Schwerhörigkeit tragen dazu bei, "dass der Feind zum Freund wird", so der Mediziner Strahl.

Und zur Prävention rät er: Bei lautem Disco-Lärm Ohrstöpsel tragen und den MP3-Player nicht auf die volle Lautstärke aufdrehen. Strahl: "Meiden Sie zudem Silvesterknaller und Spielzeugtröten!" Denn das Ohr sei das wertvollste Sinnesorgan des Menschen, das millionenfach empfindlicher als das Auge ist und obendrein als Warnsystem dient.

Gleichzeitig sei das Ohr ein lautes Organ, das eigene Geräusche erzeuge, die nicht zu hören sind. Strahl: "Jeder hat Tinnitus. Nur nicht jeder hört ihn."

Hier finden Sie alle Vorträge im PDF-Format zum Download

(NGZ)
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