Tipps wie das Durchschlafen besser klappt Babys haben keinen Schlafrhythmus

Berlin · Für Außenstehende ist mitunter amüsant, was verzweifelte Eltern unternehmen, um den Nachwuchs zum Schlafen zu bewegen. Bei den Betroffenen steigt der Leidensdruck mit jeder weiteren durchwachten Nacht. Sie wünschen sich nur eins: Das Baby soll Schlafen lernen.

Mia hat die stattliche Größe von 1,90 Metern. Doch wenn nachts der kleine Max nicht aufhören will zu schreien, weiß sie sich keinen anderen Rat. Sie zwängt sich neben das Baby ins Gitterbettchen und schläft dort oft selbst vollkommen übermüdet ein. Mike hingegen versucht seine Frau zu entlasten, indem er sich nachts aus dem Bett pellt, das kleine Töchterchen in die Babyschale schnallt und mit ihr im Auto umherfährt, bis sie durch das monotone Vibrieren in den Schlaf gefunden hat. Im Kampf um wertvolle Schlafminuten tun manche Eltern genau das, was sie auf Dauer noch weniger schlafen lässt. Sie gewöhnen die Kinder daran, immer wieder das einzufordern, was sie selbst ihnen unwissentlich antrainiert haben. Statt ruhig im eigenen Bett die Augen zu schließen, wollen sie ins Auto oder den Schleudergang der Waschmaschine pumpelnd unter der Autoschale spüren.

Doch die Meinungen darüber, ob Kinder auch mal weinen sollen oder in jedem Fall die Eltern sofort zur Stelle zu sein haben, gehen auseinander. Nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Ergo Direkt Versicherungen sind nur fünf Prozent der Befragten dafür das Baby schreien zu lassen. 37 Prozent plädieren hingegen dafür, dass die Eltern sich gemeinsam mit dem schreienden Knäuel schlafen legen sollten, um es zu beruhigen. Experten hingegen halten weder den einen noch den anderen Weg für die einzig wahre Lösung.

Selbst Fünfjährige werden regelmäßig wach

Die harte Wirklichkeit ist. Babys schlafen nicht durch. "Das ist nicht nur normal, sondern auch wichtig für ihr Überleben und ihre Entwicklung", informiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). In den ersten Lebensmonaten schlafen die Kleinen beinahe die ganze Nacht in einem leichten REM-Schlaf. Nur so haben sie die Chance, ihre eigenen Bedürfnisse wahr zu nehmen, dass sie Hunger haben, die Windel voll ist oder sie frieren. Selbst Kleinkinder werden noch regelmäßig in der Nacht wach.

Bis zu einem Alter von fünf Jahren ist das vollkommen normal, erklärt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Oft haben sie bis dahin aber dann bereits die Fähigkeit erworben, alleine wieder einzuschlafen. Das können manche Babys sogar schon. Sie beruhigen sich, zum Beispiel, indem sie an ihren Fäustchen lutschen.

Neugeborene können noch nicht zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Sie behalten erst einmal den Rhythmus, den sie im Mutterleib hatten. Diesen kennen ihre Mütter meist am besten. Während sie bei körperlicher Aktivität der Mutter oft schlafen, werden sie wach, wenn sich die Mutter zum Schlafen hinlegt und es im Bauch nicht mehr so schön schaukelt.

Auf der Welt muss das Kind zunächst einmal lernen, sich auf Schlaf- und Essenszeiten umzustellen. Dem Kind hilft es, wenn man ihm durch einen auf seine individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Tagesablauf einen festen rahmen gibt, an dem es sich orientieren kann, rät die BZgA.

Unsichere Eltern erzeugen selbst Teufelskreis

Hilfreich ist zudem die Erkenntnis, dass Babys nicht immer Hunger haben, wenn sie schreien. Manchmal wollen sie einfach nur körperliche Nähe spüren, ein bisschen herumgetragen werden oder haben die Windel voll. Nicht immer ist das, worauf das Baby aufmerksam machen möchte für die Betreuenden klar ersichtlich. Das macht es Eltern, die etwas unsicher sind, zusätzlich schwer. Sie fürchten, dass sie etwas falsch gemacht haben und werden durch das schreiende Kind immer unruhiger, probieren das eine und das andere aus und verbreiten eine solche Unruhe, dass sich aus der Fürsorge ein wachhaltender Teufelskreis ergibt.

Erst nach mindestens sechs Monaten ist der Nachwuchs überhaupt dazu in der Lage durchzuschlafen und ohne Nachtmahlzeit auszukommen. Bis dahin brauchen manche Babys sie auf jeden Fall, andere sogar darüber hinaus. Ein unterschiedliches Verständnis davon, was "Durchschlafen" überhaupt ist, führt mitunter zu Unzufriedenheit. Durchschlafen heißt nämlich, dass das Baby zwischen sechs du acht Stunden am Stück schläft. Wird das Kind also abends um 20 Uhr hingelegt und wacht dann um 3 Uhr in der Nacht wieder auf, dann hat es durchgeschlafen. Da aber die Eltern aber einen anderen Lebens- und Schlafrhythmus haben, holt ein dann schreiendes Baby sie selbstverständlich aus ihrem Schlaf.

Was den Schlafrhythmus durchkreuzen kann

"Die Unregelmäßigkeiten beim Schlafen sollte man als Teil der Entwicklung des Babys am besten einfach aushalten." Der Tag-Nacht-Rhythmus, erklärt der Mannheimer Kinderarzt Dr. Falko Panzer, beginne sich erst im Alter von vier bis sechs Monaten langsam zu entwickeln und sei bei den meisten Kindern dann im Alter von einem Jahr ausgeprägt. Als Hauptursachen für Schlafstörungen bei Babys nennt der Kinderarzt auch typische Beschwerden wie das Zahnen, die Drei-Monats-Kolik oder einen grippalen Infekt.

Das heißt, dass auch ein einmal gefundener Schlafrhythmus nicht dauerhaft fortbestehen muss. Oftmals ändern die Kinder ihre Schlafgewohnheiten nach für sie einschneidenden Ereignissen, wie zum Beispiel einer schweren Erkältung. Was ihnen aber auch dann Orientierung gibt, sind Dinge, die sich in ihrem Umfeld nicht verändern. Hilfreich sind so zum Beispiel gleichbleibende Einschlafrituale, empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Das sollte so gewählt sein, dass man es selber allerdings auf Dauer auch durchhalten kann. Nicht geeignet ist es zum Beispiel nach Anraten der BZgA, Babys regelmäßig an der Brust einschlafen zu lassen und sie erst dann ins Bettchen zu legen, ebenso wie dauerndes herumtagen.

Statt herumtollen ein bisschen Ruhe

Wer hingegen eine Stunde vor dem Schlafengehen langsam Ruhe einkehren lässt und die Zeit mit ruhigen Beschäftigungen, einer Geschichte, einem Lied oder dem täglichen Waschen füllt, der schafft eine Atmosphäre, in der das Kind sich auf den Schlaf vorbereiten kann. Nicht nur die Kleinen profitieren davon. Auch viele Eltern schätzen die intensive und ruhigere Zeit, die sie dann mit ihrem Nachwuchs verbringen können.

(wat)
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