Höchstes Durchschnittsalter Deutschland ist das "Altenheim der EU"

Brüssel (RPO). Deutschland ist das Altenheim der EU: Das Durchschnittsalter von 44,2 Jahren ist das höchste in der Gemeinschaft. Auch der Anteil von Menschen ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung liegt mit 20,7 Prozent an der Spitze. Das geht aus dem am Freitag vorgestellten Demografie-Bericht der EU-Kommission und des Europäischen Statistikamtes Eurostat hervor.

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Foto: AP

Der Trend wird sich in den kommenden Jahrzehnten sogar noch verschärfen, wie die Experten schreiben, weil in der Bundesrepublik die Geburtenrate nach wie vor am ganz unteren Ende liegt und die Einwanderungsbilanz ins Minus gerutscht ist. Die Bevölkerung in Deutschland werde bis 2050 um zehn Prozent schrumpfen, heißt es. Gleichzeitig werde der Anteil von Menschen im Alter von 65 Jahren und mehr bis 2060 auf 33 Prozent ansteigen, deutlich über dem EU-Durchschnitt von 30 Prozent.

Allerdings gibt es eine Gruppe von EU-Staaten in Zentral- und Osteuropa, deren Bevölkerungen noch schneller altern. Besonders dramatisch wird die Entwicklung in der Slowakei aussehen: Dort wird sich der Anteil der Menschen ab 65 Jahren von heute gut zwölf Prozent in den kommenden fünf Jahrzehnten verdreifachen.

2060 zwölf Prozent der Europäer 80 Jahre oder älter

In der gesamten EU wachse die Zahl der Übersechzigjährigen um zwei Millionen pro Jahr, erklärte Sozialkommissar Lásló Andor. Das hat vor allem zwei Ursachen: Zum einen erreichen die Jahrgänge der Baby-Boomer-Generation diese Altersschwelle. Zum anderen steigt die Lebenserwartung weiter an, um zwei bis drei Monate in jedem Jahr. Die Zahl der Menschen im Alter von 80 und darüber hinaus werde deswegen in den kommenden fünf Jahrzehnten von vier auf zwölf Prozent nach oben schnellen.

"Die Lebenserwartung steigt, die Zahl der Arbeitskräfte in Europa dagegen sinkt, in einigen Mitgliedstaaten sogar rasant", sagte Andor. "Wir müssen unsere Politik darauf abstimmen und dafür sorgen, dass Eltern Familie und Beruf besser miteinander in Einklang bringen können." Außerdem müssten die Menschen ermutigt werden, länger im Arbeitsleben zu bleiben.

Kindermüdigkeit lässt deutsche Bevölkerung schrumpfen

Als positiven Trend bezeichnete der Kommissar die steigende Geburtenrate in der EU, von 1,45 auf 1,6 Kinder pro Frau. Um die Bevölkerungsstärke zu halten, sei aber eine Geburtenrate von 2,1 notwendig. In der gesamten Union wird der Bevölkerungsschwund noch durch die Zuwanderung von ein bis zwei Millionen Nicht-EU-Bürgern pro Jahr verhindert.

In Deutschland gilt das aber schon nicht mehr. 189.400 Menschen verliert das Land jedes Jahr, ohne dass ein entsprechender Ausgleich zu verzeichnen wäre. Und die Kindermüdigkeit nimmt trotz Elterngeld-Einführung nicht ab: In der Bundesrepublik bringt eine Frau im Durchschnitt 1,36 Kinder zur Welt - 0,2 weniger als zu Beginn des Jahrtausends. Weniger sind es nur in Lettland, Ungarn und Portugal.

Geburten-Europameister bleiben die Iren mit einer Quote von 2,07. Die Folge: Die Bevölkerung der grünen Insel ist mit durchschnittlich 34,3 Jahren mit Abstand die jüngste - zehn Jahre jünger als die deutsche.

(apd/sdr)
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