Studie zu Anästhesie gegen den Geburtsschmerz PDA verlängert Geburtsprozess um Stunden

San Francisco · Eine Studie aus den USA hat errechnet, dass Geburten mit einer sogenannten Peridural-Anästhesie (PDA) deutlich länger dauern als solche ohne PDA. Geburtshelfer wissen das – für sie ist die PDA auch ein therapeutisches Mittel.

Eine Studie aus den USA hat errechnet, dass Geburten mit einer sogenannten Peridural-Anästhesie (PDA) deutlich länger dauern als solche ohne PDA. Geburtshelfer wissen das — für sie ist die PDA auch ein therapeutisches Mittel.

Bei der Frage nach der Profession eines gewissen Herrn Fidel Pagés Miravé würde bei Günther Jauch der Jackpot ungeknackt bleiben; selbst ausgewiesene Fachleute unter den Telefonjokern werden mit diesem Spanier wenig anfangen können. Dabei hat er 1921 der Menschheit eine elegante und komfortable medizinische Lebenshilfe für gewisse Situationen beschert: die Peridural-Anästhesie.

Sie kommt als spezielle Form der Betäubung bei urologischen, orthopädischen oder gynäkologischen Eingriffen zum Einsatz — und gern auch in der Geburtshilfe. Gebärende, die sich die Schmerzen einer Geburt nicht antun wollen, wählen nach Absprache mit Geburtshelfern und Anästhesisten das Verfahren. Die PDA, wie die Peridural-Anästhesie im Fachjargon genannt wird, kommt auch bei geplantem Kaiserschnitt zum Einsatz.

Zwei bis drei Stunden länger

Dass eine Peridural-Anästhesie die Austreibungsphase verlängern kann, haben Geburtshelfer immer schon gewusst — aber dass sie im Schnitt zwei bis drei Stunden länger dauert, ist überraschend. Dies geht aus einer retrospektiven Studie hervor, die jetzt im Journal "Obstetrics & Gynecology" publiziert wurde.

Yvonne Cheng von der Universität von Kalifornien in San Francisco hatte die Geburtsdauern von 42 268 Frauen ermittelt. Mit einer Peridural-Anästhesie dauerte es fünf Stunden und 36 Minuten, bis 95 Prozent der Erstgebärenden die Austreibungsphase der Geburt überstanden und mit eigener Wehentätigkeit ihr Kind zur Welt gebracht hatten. Ohne Peridural-Anästhesie hatten die Gebärenden (und ihr Kind) die Geburtsarbeit zwei Stunden und 19 Minuten schneller erledigt: 95 Prozent der Frauen hielten ihre Kinder bereits nach drei Stunden und 17 Minuten im Arm.

Bei den Multipara (also Frauen, die nicht zum ersten Mal gebaren) ging die Geburt schneller. Ohne PDA hatten es 95 Prozent der Frauen nach einer Stunde und 21 Minuten geschafft. Mit Peridural-Anästhesie benötigten sie vier Stunden und 15 Minuten. Der Unterschied betrug hier zwei Stunden und 54 Minuten.

Die meisten Erstgeburten duaern zu lang

Bislang gingen die US-Leitlinien davon aus, dass die Peridural-Anästhesie die Geburtsdauer nur um etwa eine Stunde verlängert. Nach der geltenden Definition des American Congress of Obstetricians and Gynecologists (ACOG) müssten 31 Prozent aller Geburten bei Erstgebärenden als zu lang eingestuft werden. Bei den Multipara wären es 19 Prozent.

Sprechen diese Daten gegen die PDA? Wird der positive Effekt eines deutlich geringeren Geburtsstresses dank der Schmerzfreiheit durch die deutlich längere Austreibungsphase nivelliert? Professor Tanja Fehm, Direktorin der Düsseldorfer Universitäts-Frauenklinik, verneint das: "Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht überraschend. Wir setzen die PDA nicht nur zur reinen Schmerzerleichterung, sondern auch therapeutisch ein — etwa bei verzögertem Geburtsverlauf oder wenn sich die Öffnung des Muttermunds verzögert." Auch in der PDA-Gruppe der Studie dürften viele Frauen gewesen sein, bei denen sich die Geburt schwierig gestaltete oder die Schmerzen zermürbend waren und dann die PDA gewählt wurde. Fehm: "Daher sollten sich werdende Mütter nicht verunsichern lassen. Durch eine gut sitzende PDA kann auch ein drohender Kaiserschnitt vermieden und eine Spontangeburt ermöglicht werden."

Beste PDA kommt von erfahrenem Anästhesisten

Für einen erfahrenen Anästhesisten ist die PDA ein medizinischer Routineeingriff, täglich geübt. Marion Auweiler, anästhesiologische Oberärztin am Maria-Hilf-Krankenhaus in Bergheim, bestätigt das: "Die Qualität einer PDA hat viel mit der Qualität des Anästhesisten zu tun, aber nicht nur. Bei einer eher beleibten Frau ist es etwas schwieriger, die Dornfortsätze zu tasten, als bei einer schlanken Frau. Auch die Körpergröße der Gebärenden spielt eine Rolle." Schließlich ist das Team von Bedeutung: "Bei einer erfahrenen Hebamme, die die Gebärende gut führt, habe ich eine PDA in sehr kurzer Zeit gelegt."

Zur Anlage dieser PDA muss die Schwangere vornüber geneigt sitzen, oder sie muss sich auf der Seite zusammenrollen. Der Anästhesist führt eine Hohlnadel zwischen zwei Dornfortsätzen auf Höhe der Lendenwirbelsäule ein, dann schiebt er einen sehr dünnen Katheter bis in den Bereich über der harten Rückenmarkshaut (Dura mater) vor — das ist der sogenannte Periduralraum; er enthält die Wurzeln der schmerzleitenden Nervenfasern.

Diese Punktion ist für die Patientin in der Regel nicht sonderlich schmerzhaft. Anschließend kann ein Betäubungsmittel unmittelbar in die Nähe der Nerven gespritzt werden. Das Rückenmark wird dabei nicht verletzt.

(RP)
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