Sport in der Schwangerschaft Radeln hält auch mit Babybauch fit

Düsseldorf (RPO) · Der dicke Bauch ist vielleicht manchmal etwas hinderlich, aus medizinischer Sicht dürfen Schwangere aber trotzdem sportlich aktiv sein. Schon zwei Trainingsheinheiten pro Woche auf Fahrrad oder Yogamatte helfen gegen Müdigkeit, Rückenschmerzen und beugen Thrombosen vor.

Sport in der Schwangerschaft - Das müssen werdende Mütter beachten
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Sport in der Schwangerschaft - Das müssen werdende Mütter beachten

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Foto: dpa, Kay Tkatzik

Mit der Vorfreude auf das Kind wächst auch der Schwangerschaftsbauch: Bewegungen werden schwieriger, das Kind drückt auf die Leiste und je näher die Geburt rückt, desto schwerer fällt es vielen Schwangeren, körperlich aktiv zu sein - und beispielsweise Fahrrad zu fahren. Aber auch sportliche Frauen halten sich oftmals zurück aus Angst, ihrem Baby könnte etwas passieren.

Dass werdende Mütter trotz dieser Sorge nicht auf den Drahtesel als Fortbewegungsmittel verzichten müssen, erklärt Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte in München: "Wenn die Schwangere gesund ist, ist grundsätzlich nichts gegen Radfahren einzuwenden." Schwangeren, die trotz flauem Gefühl im Magen aktiv sein wollen, empfiehlt der Gynäkologe sogar sanfte sportliche Betätigung. "Präsent sein sollte der Schwangeren allerdings die Unfallgefahr im Straßenverkehr. Das liegt nicht an der Schwangeren und ihren körperlichen Veränderungen, sondern an den anderen Verkehrsteilnehmern, die ja nicht immer rücksichtsvoll fahren."

Auch Ursula Jahn-Zöhrens, Vorsitzende der Hebammengemeinschaftshilfe in Karlsruhe hält das Pedaletreten für problemlos. "Wer normalerweise jeden Tag zur Arbeit mit dem Fahrrad fährt, kann dies auch weiter tun", sagt Jahn-Zöhrens. Es dürfe eben nur kein Downhill-Fahren oder Ähnliches sein: "Es macht Spaß, es ist gut für den Kreislauf und die Lungen, die Schwangere tut etwas zur Thromboseprophylaxe", sagt die Hebamme.

"Wir wissen auch, dass Frauen mit einer guten Kondition bei der Geburt oft besser klarkommen und nicht so schnell erschöpft sind." Zum Thema Sicherheit im Straßenverkehr gibt die Hebamme schwangeren Frauen zu bedenken, dass sie mit zunehmendem Bauchumfang nicht mehr so gelenkig seien wie zuvor, und deshalb in brenzligen Situationen nicht einfach vom Fahrrad abspringen könnten.

Mütter müssten außerdem darauf achten, nur auf schwangerschaftsgeeigneten Fahrrädern unterwegs zu sein. "Wir empfehlen, kein Herren- sondern ein Damenrad zu fahren, denn mit zunehmendem Bauch wird es schwieriger, auf- und abzusteigen", sagt Gynäkologe Albring. Die typische Rennrad-Position mit weitem Nach-vorne-Beugen sei eher zu meiden, damit der Bauch nicht eingeengt wird. Besonders wichtig wird die Wahl des Fahrrads auch dadurch, "dass der dickere Bauch den Gleichgewichtssinn der Mutter stören kann, und das Radfahren dadurch erschwert wird", so Albring weiter.

Gegen eine sportliche Betätigung wie Radfahren sprechen laut Albring vor allen Dingen Komplikationen während der Schwangerschaft. Dazu zählen ein hoher Blutdruck, Blutungen, und eine ungünstige Lage des Mutterkuchens (Plazenta) vor dem Gebärmutterhals. Auf einen Schwangerschaftsdiabetes hingegen könnte sich die Bewegung positiv auswirken, ebenso auf Wassereinlagerungen in den Beinen

Gerade für Frauen, die mit einem eher geringen Fitnessgrad in die Schwangerschaft gehen, ist Bewegung, während der neun Monate wichtig, so die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DSGP). Besonders übergewichtige Frauen könnten davon profitieren, da einer "exzessiven Gewichtszunahme" vorgebeugt werde. Als geeignete Sportarten nennen die Sportmediziner neben Radfahren in der Ebene auch Wandern, Walking, Jogging, Skilanglauf oder Gymnastik.

Nicht zu empfehlen sind laut DSGP hingegen Sportarten, mit einem erhöhten Sturzrisiko oder solche, die auf eine extrem hohe körperliche Belastbarkeit abzielen, wie Squash, Reiten, Kampfsport oder Inline-Skating. Sie bergen nicht nur eine erhöhte Verletzungsgefahr, die vielen Sprünge und körperlichen Erschütterungen führen auch zu einem verstärktem Druck auf die Gebärmutter.

Eine optimale Kombination zwischen Konditionstraining und sanftem Muskelaufbau bietet dagegen die indische Gymnastikvariante Yoga. Mit gezielten Stretching-Übungen werden vor allen Dingen Rückenmuskulatur und Beckenboden gestärkt, wodurch der Geburtsvorgang leichter zu verkraften ist. Die traditionellen Atemübungen sorgen zusätzlich für eine bessere Entspannungsfähigkeit der Mutter, und beugen so unter anderem Wochenbettdepressionen vor.

Wird der Bauchumfang beim Sport dann übermäßig störend, können Schwangere auf Schwimmen oder Aquagymnastik umsteigen. Durch den Auftrieb des Wassers, strengen die Bewegungen kaum an. Außerdem bleibt der Puls im Wasser niedrig, wodurch ein längeres Training möglich ist.

Bis zu sieben Stunden leichten Trainings sind für Schwangere, laut Sporthochschule Köln, pro Woche erlaubt. Allerdings müssten Schwangere dabei sehr genau auf ihren Körper achten und Pausen einlegen, sobald Erschöpfung aufkommt.

Wer es sich hier einfach machen will, sollte über die Anschaffung eines Pulsmessers nachdenken. Mit ihm können Mütter ihr Trainingsprogramm ganz leicht selbst kontrollieren und regulieren. Als Regel gilt: Die Herzfrequenz von Schwangeren sollte grundsätzlich nicht mehr als 140 Schläge pro Minute betragen. Bei Sportarten wie Radfahren kann man sogar von einer Obergrenze von 130 Schlägen pro Minute ausgehen.

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