Mehrbedarf an Nährstoffen Richtig essen in der Schwangerschaft

München/Bonn (RPO). Doppelt so gut, statt doppelt so viel, das raten Ernährungsfachleute werdenden Mütter. Sich gesund zu ernähren, das ist besonders in der Schwangerschaft wichtig, damit auch das Baby mit den Nährstoffen versorgt wird, die es für eine gesunde Entwicklung braucht. Doch oft nehmen Schwangere zum falschen Zeitpunkt oder in falscher Dosierung Nahrungsergänzungsmittel ein.

Diese Nährstoffe brauchen Schwangere
Infos

Diese Nährstoffe brauchen Schwangere

Infos
Foto: DAK

In der Schwangerschaft kommen zusätzliche Kilos auf die Waage, denn Fruchtwasser, Mutterkuchen und Kind bringen mit der Zeit immer mehr Kilos zum Grundgewicht der Mutter hinzu. Außerdem legt sich der Körper zusätzliche Fettdepots zu. Ca. ein bis zwei Kilo kommen zusätzlich auf die Hüften, die als Energiespeicher dienen und während der Stillzeit mobilisiert werden. Schwangere nehmen also auf Grund dessen zu. Das erfreuliche an der Sache: Nach der Geburt ist ein Großteil dieses Mehrgewichts mit einem Knall wieder verschwunden. Die schlechte Nachricht: Das, was noch immer auf den Hüften sitzt oder in den nächsten Wochen durch Nervennahrung hinzukommt, muss meist mühsam abgehungert und wegtrainiert werden.

So viel dürfen Schwangere zunehmen

Darum ist es sinnvoll, den Zeiger der Waage auch in der Zeit der Schwangerschaft im Blick zu haben. Denn entgegen hartnäckiger Gerüchte muss die werdende Mutter nicht für Zwei essen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt übergwichtigen Frauen mit Kinderwunsch bereits vor der Schwangerschaft abzunehmen.

Liegt der Body-Mass-Index über dem Wert 30 oder mehr, spricht man von einer adipösen Veranlagung. Das kann den Verlauf einer Schwangerschaft beeinflussen und gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für Frühgeburten berichtet die Central-Krankenversicherung. Mehr als neun bis 16 Kilogramm sollte eine Schwangere nicht zunehmen.

Nur leicht erhöhter Kalorienbedarf

Zwar ist der Energiebedarf einer Schwangeren nach Information des Deutschen Ernährungsberatungsnetzes ab dem vierten Monat im Durchschnitt um etwa 255 Kilokalorien pro Tag erhöht, doch ist das weniger als sich manch einer wünschen würde. 250 Kilokalorien stecken zum Beispiel in nur einer Puddingbrezel oder einer Laugenstange.

Der Kalorienmehrbedarf ist auf das Wachstum des Föten und der Plazenta zurückzuführen. Im Vergleich zum erhöhten Nährstoffbedarf ist der Mehrbedarf an Energie gering. Rund die Hälfte der täglich aufgenommenen Nahrung sollte darum nach Empfehlung der Ernährungsexperten des Deutschen Ernährungsberatungsnetzes wie bei Nicht-Schwangeren aus Kohlenhydraten bestehen. Die finden sich vor allem in Getreide, Brot, Reis, Nudeln, Kartoffeln, aber auch in Obst und Gemüse.

Vorsicht bei Süßem

Naschkatzen sollten sich ein wenig auf die Finger schauen: Nicht mehr als zehn Prozent der gesamten Kohlenhydrate sollten auf Süßigkeiten entfallen. Das entspricht nach Informationen der Ökotrophologen etwa 40 Gramm Zucker und weniger als einem halben Liter Limonade oder Fruchtsaftgetränken.

Der Eiweißbedarf von Schwangeren liegt über dem Normalwert, denn der Körper benötigt das zusätzliche Eiweiß zum Aufbau von Körpersubstanz - also damit der Fötus wachsen kann. Ab dem vierten Monat sollte eine 60 Kilogramm schwere Frau rund 78 Gramm Eiweiß mehr zu sich nehmen. In 100 Gramm Erdnüsse sind zum Beispiel 26 Gramm Eiweiß enthalten, in der gleichen Menge Edamer-Käse rund 24 Gramm.

Welche Nährstoffe Schwangere brauchen

Auch Mineralien, Spurenelemente und Vitamine benötigt der Körper in dieser Zeit in erhöhter Menge. Besonders sollten Schwangere auf die Aufnahme von Folsäure, Vitamin B12 und der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHS) achten.

"Schwierig kann es bei Nähstoffen wie Folat, Jod und Eisen und unter Umständen auch Calcium, Magnesium und Vitamin D werden", erklärt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Eine Studie der Technischen Universität München schließt eine Mangelversorgung Schwangerer mit diesen Nähstoffen ebenfalls nicht aus. Deshalb empfehlen verschiedene Fachgesellschaften eine Nahrungsergänzung mit Jod, Folsäure und bei Eisenmangel zusätzlich die Einnahme von niedrig dosierten Eisenpräparaten. Diese sollten aber nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.

Das Problem allerdings ist - so brachte die Studie des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin in München ans Licht -, dass Schwangere diese Nahrungsergänzungspräparate teilweise zu spät oder gar nicht einnehmen. Andere Mikronährstoffe dosieren sie hingegen zu hoch. 97 Prozent der Befragten hatten in der Schwangerschaft mindestens ein Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. Die Mengen variierten dabei jedoch enorm: Die Folsäureeinnahme, die Neuralrohrdefekte, also einen offenen Rücken beim Ungeborenen verhindern kann, schwankte zwischen 0,2 und 5 Milligramm pro Tag. Empfohlen werden 0,4 Milligramm, die am besten auch schon vier Wochen vor der Schwangerschaft eingenommen werden sollten. Daran aber halten sich nur ein Drittel der Frauen.

Einnahme immer mit Arzt besprechen

Bei den Eisenpräparaten lagen die Schwankungen bei der Einnahme sogar zwischen 4 und 600 Milligramm am Tag. "Dieser unkritische Umgang mit Eisenpräparaten ist nicht nur unsinnig, sondern könnte dem Ungeborenen wegen der teilweise sher hohen Doesen sogar schaden", erklärt Prof. Dr. Hans Hauner von der TU München. Wichtig ist, dass sich Frauen mit ihren behandelnden Ärzten besprechen und zusätzliche Nährstoffe nicht blind verordnet oder aufs gerade Wohl eingenommen werden. Hier finden Sie eine Übersicht darüber, welche Nähstoffe Schwangere zusätzlich benötigen und warum.

(wat)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort