Junge oder Mädchen - der Bauch zeigt's Zwölf Schwangerschaftsmythen und die Wahrheit

Neukölln · Die Form des Bauches einer Schwangeren deutet auf das Geschlecht des Kindes hin, stillende Frauen können nicht wieder schwanger werden und jedes Kind kostet einen Zahn. Um Schwangerschaft und Geburt ranken sich viele Mythen. Welche stimmen und welche sind reine Ammenmärchen?

Jede werdende Mutter kennt es: Überall erreichen sie gut gemeinte Ratschläge oder dubiose Einschätzungen zum Thema Schwangerschaft. Einige Empfehlungen steckt man vielleicht mit einem Achselzucken weg, andere Tipps oder Warnungen lassen einen nicht mehr los. Sie geistern nachhaltig im Kopf herum. Wir haben zwölf populäre Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft und mit Medizinern, einer Hebamme und weiteren Fachleuten drüber gesprochen.

Eine sich hartnäckig haltende Legende betrifft das Auto fahren. Schwangere müssen sich nicht anschnallen, lautet die Annahme. Mit der Zeit wächst in der Schwangerschaft der Bauch der werdenden Mama auf mitunter beachtliche Ausmaße. Autofahrten werden beschwerlicher: Einsteigen und Aussteigen klappen nicht mehr mit einem kecken Hüftschwung, sondern nur noch im Zeitlupentempo. Der Sicherheitsgurt ist nicht jeder Schwangeren angenehm am Bauch. Manche fürchten sich davor, dass im Falle eines Aufpralls das Ungeborene durch den Gurt zu Schaden kommen könnte. Fast wie eine Ausrede scheint da die Aussage, man unterliege als Schwangere nicht der Anschnallpflicht.

Das aber ist nicht richtig. "Nur in medizinischen Ausnahmefällen kann sich eine Schwangere mit ärztlicher Bescheinigung beim Straßenverkehrsamt von der Gurtpflicht befreien lassen", erklärt Andre Hartwich, Pressesprecher der Polizei Düsseldorf. Grundsätzlich gilt jedoch auch für Schwangere: Der Gurt rettet Leben. Studien haben gezeigt, dass Mutter und Kind angeschnallt eine weitaus höhere Überlebenschance haben als ohne Sicherheitsgurt.

Um optimal geschützt zu sein, sollte die werdende Mutter den Schultergurt nicht quer über den Bauch führen, sondern zwischen Brust und Bauch legen. Der Beckengurt sollte zwischen Oberschenkel und Bauch verlaufen. So hält er am besten das Becken zurück, was unabhängig von einer Schwangerschaft immer Sinn dieses Gurtteils ist. Wer sich durch den Gurt nachhaltig eingeengt fühlt, dem bleibt es offen gestellt, sich eine Gurtverlängerung für die Zeit der Schwangerschaft ins Auto bauen zu lassen. Für Normalgewichtige Frauen aber ist das eigentlich nicht notwendig, da die serienmäßige Gurtlänge ausreicht.

Darf man dem Volksmund Glauben schenken, kostet jedes Kind einen Zahn. Das ist nicht richtig, sind sich Gynäkologen und Zahnärzte einig, vorausgesetzt es wird eine gründliche Mundhygiene betrieben. Richtig ist: Hormonumstellungen führen in der Schwangerschaft dazu, dass sich das Zahnfleisch lockert und besser durchblutet wird. Durch die bessere Durchblutung kann es bei Schwangeren leichter zu Zahnfleischblutungen kommen, sagt Dr. Babett Ramsauer, Geburtsmedizinerin am Vivantes-Klinikums in Neukölln. Außerdem sind die Gefäße des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut vergrößert. Dadurch werden sie durchlässiger für die von den Plaquebakterien produzierten Giftstoffe. Es kann zu einer Überbesiedelung mit Bakterien kommen", wie der gynäkologische Chefarzt des Klinikums in Neukölln, Prof. Dr. Klaus Vetter erklärt.

Zahnärzte raten im Idealfall bereits in der Zeit der Kinderplanung einmal das Gebiss gründlich durchchecken zu lassen, um auszuschließen, dass sich später in der Schwangerschaft Probleme ergeben. So lässt sich auch im Vorfeld unter anderem überprüfen, ob eine Parodontitis vorliegt. Die erhöht nämlich in der Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt auf das Vier- bis Siebenfache gegenüber einer gesunden Schwangeren.

Wer mit einem gesunden Gebiss in die Schwangerschaft startet, während der neun Monate eine solide Mund- und Zahnhygiene betreibt und auch mindestens einen Check beim Zahnarzt wahr nimmt, der muss um seine Zähne nicht fürchten.

(RPO)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort