Sexualität Was tun, wenn das Kondom nicht passt?

Düsseldorf · Nicht alle Männer sind von Kondomen begeistert. Viel zu oft drücken, rutschen oder reißen sie. Woran das liegt und was zu tun ist.

 Eine größere Rolle als die Farbauswahl eines Kondoms spielt seine Entscheidung.

Eine größere Rolle als die Farbauswahl eines Kondoms spielt seine Entscheidung.

Foto: Otto Kasper

Eins gleich vorweg: Es kommt auf den Umfang an. 52 Millimeter - das ist die Breite des Standardkondoms, das in deutschen Supermärkten, Drogeriemärkten, Apotheken oder Discountern zu finden ist. Weil es viel angeboten wird, wird es viel verkauft. Das Problem dabei: Nicht jedem Mann passt der Überzieher in dieser Standardgröße. Die Folge: 82 Prozent der Männer verwenden die falsche Größe, sagt Kondomberater und Kondom-Shop-Betreiber Jan Vinzenz Krause. Das Ergebnis: Unzufriedenheit bei der Verwendung von Kondomen.

Ist das Kondom zu eng, schnüre es ein, drücke extrem auf den Penis und verderbe so die Lust, sagt Kondomexperte Krause. Die Durchblutung des Penis sei eingeschränkt. Betroffene Männer klagen darüber, ihre Partnerin nicht zu spüren. Bei manchen Männern führt ein zu enges Kondom zudem zum vorzeitigen Samenerguss, sagt Nussbaum.

Ist es zu weit, liegt es nicht gut am Glied an und rutscht beim Sex hin und her. Für den Mann ein ungutes Gefühl, weil er es dann die ganze Zeit festhalten müsse, sagt Krause. Weitaus gravierender jedoch: Es sei vor allem ein Sicherheitsrisiko. Bereits ausgetretener Samen kann durch die Bewegung beim Geschlechtsverkehr an der Innenseite des Latex entlanglaufen und am Schaft des Penis austreten und zu einer Schwangerschaft führen. Rutscht es gar ganz ab, riskiert man nicht nur den Verhütungsschutz, sondern auch den vor infektiösen Geschlechtskrankheiten.

Die Top 3 der häufigsten Kondomfehler

Dementsprechend zählen laut Manfred Nußbaum folgende drei Dinge zu den häufigsten Kondompannen:

Das müsste so nicht sein, sagen die Experten. Doch viele wissen weder von der Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Kondomgrößen, noch haben sie jemals exakt den Umfang ihres besten Stücks bestimmt. Was beim Kauf von Schuhen oder Hosen selbstverständlich ist, spielt offenbar beim Erwerb von Verhüterlis kaum eine Rolle. Mit Maßbändern, die man zum Beispiel kostenlos bei pro familia bekommt oder auch bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung downloaden kann, lässt sich der Penisumfang ermitteln und im Anschluss klar feststellen, welche Kondombreite die passende wäre.

Weiteres Problem: Nur, wer genau auf die Verpackung schaut, findet den meist kleinen Aufdruck, der Auskunft über die Breite des Kondoms gibt. "Bekommen kann man Kondome zwischen 47 und 69 Millimetern", sagt Sexualpädagoge Manfred Nußbaum von pro familia in Düsseldorf.

Die Penislänge hingegen spielt bei der Wahl des richtigen Kondoms keine Rolle. Das Maß der Dinge liegt dort bei 17 Zentimetern. "Man rollt es einfach so weit ab, wie es nötig ist", sagt Krause. Ist das Kondom ein Lustkiller?

Das schmälert die Lust

"Reibung und Druck auf den Penis fördern die männliche Erregung", sagt Sexualtherapeut Michael Petery. Sei das Kondom hingegen zu eng, zu schlabbrig oder zu dick gewählt, könne das das Lustempfinden beeinträchtigen. Auch in seiner Praxis hört er von Paare immer wieder den Klassiker: "Sex mit Kondom macht weniger Spaß." Das Klagen darüber, dass das Kondom das Gefühl "es sei etwas Trennendes zwischen den Liebenden" erzeugen kann, kennt auch Sexualpädagoge Nußbaum. Bei vielen Paaren sei es jedoch eine Frage der Gewöhnung.

Alles Quatsch, sagt hingegen eine Studie der School of Public Health in Bloomington aus dem Jahr 2013, an der 4000 heterosexuelle Männer und Frauen zwischen 18 und 59 teilgenommen haben. Sie ergab, dass sowohl Sex mit als auch ohne Kondom von Männern und Frauen als gleichermaßen befriedigend empfunden wurde.

Auch Umfrageergebnisse der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2016 legen denselben Schluss nahe: Demnach ist das Kondom im Laufe der letzten Jahre zur wichtigsten Verhütungsmethode außerhalb fester Partnerschaften geworden. 59 Prozent der alleinlebenden Frauen und 71 Prozent der alleinlebenden Männer benutzen es, sagt Sexualtherapeut Petery. Das spreche nicht gerade dafür, dass sie ungern benutzt werden. Die Experten sind sich sicher: Nur ein der Größe nach falsches Kondom erzeugt Luststörungen.

(wat)
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