Was den Beckenboden so sexy macht Mehr Lust – Workout für den Liebesmuskel

Düsseldorf · Straffe Bauchmuskeln und feste Oberschenkel finden viele attraktiv. Neben ihnen gibt es einen Muskel, den man zwar nicht sieht, der aber entscheidend ist für das sexuelle Lustempfinden. Lesen Sie hier, wo der Liebesmuskel sitzt und warum man ihn trainieren sollte.

Das trainiert den Orgasmusmuskel
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Foto: Shutterstock/Piotr Marcinski

Sind die Bauchmuskeln gut trainiert, zieht das spätestens in der Freibadsaison neidische Blicke auf den wohlgeformten Körper und auch der Wunsch nach straffen Oberarmen und einem knackigen Po ist für manche Frau Grund genug zu den Hanteln zu greifen oder einen Pilates-Kurs zu absolvieren.

Während auf diese Muskelgruppen mitunter viel Augenmerk gelegt wird, schlummert unterhalb des weiblichen Beckens ein Muskel, dem mindestens genauso viel Bedeutung beigemessen werden sollte. Denn er fördert die Lust und sorgt für ein intensiveres sexuelles Erleben.

So steigert der Muskel die Lust

Allerdings lange nicht bei allen Frauen, wie eine englische Studie offen legte: Rund die Hälfte der Frauen erreiche keinen Orgasmus, weil ihr Beckenbodenmuskel zu schlapp ist. Eine starke Muskulatur an dieser verdeckten Stelle sorgt hingegen dafür, dass beim Geschlechtsverkehr der Penis fester umschlossen wird und so die Stimulation auch für die Frau größer wird.

Durch das Anspannen und Lockern des Liebesmuskels lässt sich die Lust und auch Orgasmusfähigkeit steigern. Wie bei jeder anderen Muskulatur gilt also auch in Sachen Beckenboden: "Use it or lose it."

Nicht gerade sinnlich klingt hingegen der Begriff, der den dafür verantwortlichen Muskel bezeichnet: Beckenboden. Mit Orgasmen bringen viele ihn gar nicht in Verbindung. Besser bekannt ist die Beckenbodenmuskulatur vielen Frauen vor allem nach Schwangerschaft und Entbindung in Zusammenhang mit Problemen beim Wasser lassen. Und auch seine medizinische Definition als bindegewebig-muskulöser Boden des kleinen Beckens macht ihn nicht unbedingt anziehender.

So spüren Sie ihn auf

Unbekannt ist zudem vielen, wo sie den umschließenden Muskel überhaupt finden. Denn bei den meisten funktioniert er automatisch. Bei einer Hustenattacke zieht er sich reflexartig zusammen und auch bei einem plötzlichen Niesanfall hält er nach unten dicht. Sofern er trainiert ist, sorgt er zudem dafür, dass Organe wie Blase, Gebärmutter und auch der Darm in ihrer richtigen Position bleiben.

Hier schlummern die erogenen Zonen
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Foto: Shutterstock.com/ MJTH

Aufspüren kann man ihn, wenn man beim Toilettengang versucht, den Urinfluss zu stoppen. Der Muskel der dabei angespannt wird, ist der Beckenboden. Durch starkes Übergewicht, der Neigung zu schlaffem Bindegewebe, Schwangerschaft und Geburt oder die hormonelle Umstellung im Alter hingegen kann es passieren, dass er so schlapp wird, dass es zum Beispiel nicht mehr gelingt, die Harnröhre nach unten zu verschließen.

Die Betroffenen bemerken das häufig daran, dass beim Husten oder dem Heben schwerer Gegenstände ein paar Tropfen Urin abgehen. Im schlimmeren Fall resultiert daraus sogar eine richtige Inkontinenz - und mehr.

Wenn der Beckenboden zu schlapp ist

Es kann zur Senkung der Scheide kommen. Damit ist eine Art Kettenreaktion in Gang gebracht. Denn mit dem weiblichen Organ senken sich auch alle weiteren Organe im kleinen Becken. Harnröhre, Blase und auch der Darm können dann betroffen sein. Rund die Hälfte aller Frauen erlebt das im Laufe ihres Lebens.

Die Probleme, die das mit sich bringt, reichen von einer gestörten Darmentlehrung, über Blasenentzündungen bis zur Inkontinenz. Manche Frauen bemerken ein Fremdkörpergefühl in der Scheide. Ist das der Fall, sollten sie sich schnellstens auf den Weg zum Gynäkologen oder Urologen machen.

Denn ein schlapper Beckenbodenmuskel kann die Ursache dafür sein, ebenso wie für Druckgeschwüre in der Scheide. Belastend und schambesetzt ist es, wenn beim Sex nichts mehr zu spüren ist. Wenn auch die Libido der Betroffenen unverändert ist, nehmen Sie den Geschlechtsverkehr weniger wahr. Sein reflexartiges Zusammenziehen hat der Beckenboden dann nicht nur beim Hustenanfall aufgegeben, sondern auch beim Orgasmus.

Beschwerden durch Verkrampfung

Fakten und Vorurteile beim Sex
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Foto: Shutterstock/oneinchpunch

Beschwerden kann darüber hinaus auch ein verkrampfter Beckenbodenmuskel machen: Rückenschmerzen, ziehende Beckenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder dauernde Dranggefühle in der Blase können Zeichen für die innere Verkrampfung sein. In beiden Fällen also bei Verkrampfung und Erschlaffung – sollten sich die betroffenen Frauen nicht der besten Freundin, sondern auch einem Arzt anvertrauen.

In speziellen Beckenboden-Zentren, wie sie sich an vielen deutschen Kliniken befinden, kann ganz genau getestet werden, wie stark ein Beckenbodenmuskel ist und wie er sich unter Belastung verhält. Wer zuvor im Schutz der eigenen vier Wände dem Zustand des eigenen Beckenbodenmuskels nachspüren möchte, der kann mit einer einfachen Methode herausfinden wie fit dieser ist.

Dazu können Sie zwei Finger in die Scheide einführen und fühlen dann, ob die Vagina diese deutlich umspannt, ohne dass Sie hilfsweise die Muskulatur von Beinen, Bauch oder Po unterstützend anspannen. Ist das nicht der Fall, sollten Sie sich ärztliche Hilfe einholen.

Das macht ihn wieder fit

Wer das gleich bei den ersten Anzeichen tut, hat gute Chancen durch ein gezieltes Muskeltraining einer weiteren Senkung und Erschlaffung entgegenzuwirken. Anleitung dazu bekommen Frauen zum Beispiel bei speziell dafür ausgebildeten Physiotherapeuten. Adressen solcher kann man bei jedem Beckenbodenzentrum erfragen oder bei der eigenen Krankenkasse.

Vorsicht sollte man beim Training auf eigene Faust mit Hilfe von so genannten Vaginalkonen walten lassen. Das sind unterschiedlich schwere Gewichte, die sich mit einem Rückholbändchen – ähnlich wie ein Tampon in die Scheide einführen lassen und dort gehalten werden sollen. Experten warnen davor, sie länger als fünf Sekunden zu halten. Denn das dauerhafte Festhalten sorgt nicht für einen Trainingseffekt des Beckenbodens, sondern für eine Verkrampfung desselben.

Geeignet sind hingegen spezielle Biofeedbackgeräte, die ganz genau anzeigen, wie stark der Beckenboden gerade angespannt wird. Trainiert man den unsichtbaren Muskel schon frühzeitig, kann man Komplikationen verhindern und zudem etwas für ein intensiveres Sexerleben tun. Neben gymnastischen Übungen für den Beckenboden, kann auch eine osteopathische Behandlung, in schweren Fällen hingegen nur eine Operation helfen.

(wat)
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