Sprechstunde Übel nach Cannabis

Wer häufig Cannabis raucht, muss mit heftigen Nebenwirkungen rechnen. Beispielsweise kann es zu häufigem Erbrechen kommen.

Sven K. (23) aus Düsseldorf fragt: "Ich rauche wegen meines stressigen Studiums fast täglich Cannabis und habe jetzt abgenommen. Vor allem morgens ist mir ständig übel. Kann das zusammenhängen?"

Walter Frasch Die Abklärung von Bauchschmerzen und Übelkeit gehört zu den täglichen Aufgaben des Gastroenterologen. Dabei ist in den letzten Jahren ein neues Krankheitsbild aufgefallen,das auch häufiger in der medizinischen Fachliteratur beschrieben wird: Im Englischen wird es als "cannabinoid hyperemesis syndrome" bezeichnet. Im Deutschen könnte es man es "Cannabis-Bauch" nennen. Als Hyperemesis wird verstärktes Erbrechen bezeichnet. Bei medizinischem Cannabisgebrauch wird ein eher appetitsteigernder und die Übelkeit vermindernder Effekt beobachtet; manche Patienten mit einer chronischen Darmentzündung glauben zudem, sich mit Marihuana helfen zu können. Leider werden bei regelmäßigem Cannabisrauchen auch unerwünschte Effekte beobachtet. So stellen sich jetzt öfters meist jüngere Patienten vor, die über anhaltende Übelkeit klagen, oft verbunden mit Bauchschmerzen und Gewichtsverlust, und bei denen auch eine umfangreiche Untersuchung keine weiteren Probleme zeigt. Der Arzt sollte dann immer auch die Lebensumstände, Ernährungsgewohnheiten und einen eventuellen Drogenkonsum erfragen. Wenn dann über einen regelmäßigen, womöglich täglichen Konsum von Marihuana berichtet wird, muss das besprochen werden.

Das erwähnte "cannabinoid hyperemesis syndrome" ist ein schweres Krankheitsbild, das oft zur Krankenhausaufnahme führt, wenn Erbrechen und Bauchschmerzen so heftig sind. Typischerweise werden diese Menschen oft wiederholt untersucht, ohne dass bei Magen- oder Darmspiegelungen, Ultraschall oder Computertomografie eine Ursache gefunden wird. Den Cannabis-Konsum hält der Patient oft nicht für erwähnenswert. Auffällig ist bei diesen Patienten, dass sie ständig frieren und mehrfach am Tag heiß duschen. Die Beendigung des Drogenkonsums führte zur Gesundung. Deshalb empfiehlt sich auch bei milder Ausprägung ein Cannabis-Verzicht.

Unklar ist bisher, wieso Cannabis diese Beschwerden verursacht. Vermutlich spielt dabei der ständige Konsum eine Rolle, der dazu führt, dass sich die Abbauprodukte im Körper sammeln. So ist Cannabis nach Dauerkonsum acht Wochen im Urin nachweisbar. Wird die Droge vom Händler "gestreckt", können Beimischungen zu Vergiftungserscheinungen führen.

(RP)
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