Gelsenkirchen Viele Kliniken sparen am aktuellen Facebook-Profil

Gelsenkirchen · Kaisergeburt nennt sich eine neuartige Form des Kaiserschnitts. Die Mutter bekommt dabei eine besonders schonende Narkose und darf zuschauen, wie das Kind aus ihr gehoben wird und der Vater die Nabelschnur durchtrennt. Wenn eine werdende Mutter eine solche Kaisergeburt wünscht, kann sie diese jetzt im Bethesda-Krankenhaus in Mönchengladbach vornehmen lassen.

Die Klinik informiert darüber auf ihrer Facebook-Seite und nennt auch den Namen der ersten Frau, die so ihr Kind zur Welt gebracht hat. Ob eine Kaisergeburt auch in der Uniklinik Regensburg möglich ist, erfährt der Facebook-Nutzer nicht - ebenso wenig, was die Klinik überhaupt anbietet. Der letzte Eintrag ist vom Juli 2011.

Beide Krankenhäuser stehen beispielhaft für den Umgang deutscher Krankenhäuser mit Facebook: Während einige Kliniken die Nutzer fast täglich versorgen, finden andere in dem sozialen Netzwerk nicht statt - sogar dann nicht, wenn sie eine Seite haben. Dass die Mehrzahl der Einrichtungen Facebook bestenfalls stiefmütterlich behandelt, haben Forscher des Instituts Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen bemerkt.

Laut ihrer Studie unterhalten lediglich 15 Prozent der bundesweit 2045 Krankenhäuser ein Facebook-Profil. Nur 6,4 Prozent, also 125 Häuser, nutzen es aktiv - wobei das nach den Kriterien der Wissenschaftler bedeutet: mindestens 25 Beiträge zum Erhebungszeitpunkt sowie ein Impressum. Den Grund für die bescheidenen Zahlen sieht Projektleiter Sebastian Merkel in fehlendem Geld: Die Arbeit an einem Facebook-Auftritt sei aufwendig. "Das hält Kliniken ab", sagt er. Die Klinik benötige einen Social-Media-Manager, oder sie müsse eine Agentur bezahlen. Daran sparen die Häuser - und das sei dann am Ergebnis zu sehen.

Jene Kliniken, die sich heranwagen, sind meist große oder private Krankenhäuser: Beide verfügen öfter über einen Facebook-Account und kommunizieren auch mit der Öffentlichkeit - wobei die Kommunikation generell oft nicht ausgereift ist. "Die Kommunikation ist häufig einseitig, es gibt wenige richtige Dialoge", sagt Merkel.

(EPD)
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