In der Arztpraxis Viele Patienten sagen ihren Arzttermin gar nicht oder erst spät ab

Berlin · Mehr Patienten als früher sagen kurzfristig ihren Termin in der Arztpraxis ab oder erscheinen nicht, obwohl sie einen Termin fest vereinbart haben. Vor allem Fachärzte nehmen diese problematische Haltung ihrer Patienten neuerdings wahr.

Viele Patienten sagen ihren Arzttermin gar nicht oder erst spät ab
Foto: dpa, dbo axs ent

Ein Problem in der Praxisorganisation entsteht dadurch 16 Prozent der Hausarztpraxen und 37 Prozent der Facharztpraxen. Das hat eine telefonische Befragung von Infas bei niedergelassenen Ärzten zur Termintreue ihrer Patienten ergeben, wie das Deutsche Ärzteblatt in seiner neuen Ausgabe berichtet.

Für die Umfrage wurden die Ärzte gebeten, sich genau zu erinnern, wie viele Patienten am zurückliegenden Sprechtag kurzfristig einen Termin abgesagt hatten oder ohne Absage nicht erschienen waren und wie viele dies durchschnittlich tun. 81 Prozent der befragten Ärzte gaben an, kurzfristig würden aufgrund von Absagen bis zu zehn Prozent der Termine nicht zustande kommen. 74 Prozent berichteten, eine ebenso große Zahl an vergebenen Terminen würde gar nicht wahrgenommen, weil die Patienten nicht erschienen.

Rund die Hälfte der Arzttermine wird demnach ein bis zwei Tage vorher abgesagt, ein Viertel drei Tage bis eine Woche vorher, ein Sechstel am Tag selbst. Infas wollte auch wissen, ob die Terminuntreue in den letzten zwei Jahren zugenommen hat. Dies bejahten mehr Fach- als Hausärzte: 45 Prozent der Fachärzte fanden, dass mehr Patienten als früher einfach nicht zum Termin erscheinen, 37 Prozent, dass sie Termine eher kurzfristig absagen. Bei den Hausärzten bestätigten dies 26 beziehungsweise 17 Prozent.

Mit den Terminausfällen gehen die Praxen sehr unterschiedlich um. Fast alle vergeben frei gewordene Termine kurzfristig an andere Patienten (92 Prozent) oder ziehen Kranke im Wartezimmer vor (77 Prozent). Die große Mehrheit der Haus- und Fachärzte vermerkt in der Akte, dass der Patient den Termin nicht wahrgenommen hat (79 Prozent). Nur ein Teil der Praxen plant von vornherein mit einer höheren Termindichte, um Patientenabsagen zu kompensieren (22 Prozent), oder unternimmt gar nichts (14 Prozent). In einzelnen Fällen gehen Ärzte anwaltlich gegen säumige Patienten vor, etwa wenn teure Untersuchungen geplant waren; dies ist aber eher die Ausnahme.

Andreas Gassen,Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: "Wenn es um schnelle Termine in den Praxen geht, tragen sowohl die niedergelassenen Ärzte als auch die Patienten Verantwortung. Es kann vorkommen, dass ein Patient einen Termin absagen muss. Aber mit zunehmender Tendenz werden Termine gar nicht oder sehr kurzfristig abgesagt. Eine Gesetzesvorlage, die nur Ärzte weiter in die Pflicht nehmen will, ist nicht nur aus diesem Grund unangemessen."

Gassen bezog sich auf die Absicht der Bundesregierung, Wartezeiten auf Arzttermine im Fall einer Überweisung auf vier Wochen zu begrenzen. Bundesgesundheitsminister Gröhe will diese Frist mit Hilfe von Servicestellen bei den Kassenärztlichen Vereinigungen durchsetzen.

(RP)
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