Sprechstunde: Heribert Brück Wenn der Blutdruck beim Arzt zu hoch ist

Unter der "Weißkittel-Hypertonie" leiden viele Menschen. Die 24-Stunden-Messung gibt Sicherheit.

Unsere Leserin Heide F. (64) aus Wassenberg fragt: "Mein Hausarzt hat mehrfach bei mir einen zu hohen Blutdruck gemessen. Es wurden schon verschiedene Medikamente eingesetzt, die ich aber alle nicht vertragen habe. Komisch ist aber, dass ich zu Hause auch ohne Medikamente einen normalen Blutdruck habe. Muss ich dann überhaupt Medikamente einnehmen?"

Heribert Brück Der Bluthochdruck, den wir Ärzte arterielle Hypertonie nennen, ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die im Anfangsstadium in der Regel keine Beschwerden macht. Deshalb wissen viele Patienten lange nicht, dass sie einen zu hohen Blutdruck haben. Aus diesem Grund sollte bei einem Arztbesuch auch immer der Blutdruck gemessen werden. Die Werte sollten dabei unter 140/90 mmHg liegen. Unbehandelt können sonst nämlich Organe wie Herz, Nieren und Gehirn geschädigt werden. Am Herzen kann sich mit der Zeit eine Herzschwäche entwickeln, im Gehirn droht ein Schlaganfall. Die korrekte Diagnose des Bluthochdruckes ist jedoch nicht ganz einfach. Wir wissen heute, dass nicht wenige Menschen bei der Messung in der Arztpraxis zu hohe Werte haben, obwohl sie gar keinen Bluthochdruck haben. Die neuesten Leitlinien der Fachgesellschaften haben deshalb die Bedeutung der Praxismessung herabgestuft. Die häusliche Messung hat dagegen an Einfluss gewonnen. Die exakteste Methode ist aber die sogenannte Langzeitblutdruckmessung. Wenn Sie schreiben, dass Ihr Blutdruck zu Hause immer normal ist, könnten Sie zu der Gruppe der Patienten mit einem sogenannten "Praxishochdruck" (oder Weißkittel-Hypertonie) gehören, das sind immerhin 25 bis 30 Prozent. Unter der medikamentösen Behandlung sinkt der Blutdruck dann in einen Bereich, der Ihnen Beschwerden macht. Ich würde deshalb vor der Einleitung einer medikamentösen Behandlung immer eine Langzeitblutdruckmessung empfehlen. Dazu muss man noch erwähnen, dass für diese Messung andere Normalwerte gelten. Insgesamt aber können durch eine solche Vorgehensweise dem Arzt und dem Patienten manche Enttäuschung und dem Patienten zusätzlich sogar, wie auch Ihr Fall zeigt, unangenehme Beschwerden erspart werden.

Heribert Brück ist niedergelassener Kardiologe in Erkelenz.

(RP)
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