Sprechstunde Wenn Speichel versteinert

In der HNO-Praxis sind Speichelsteine nicht selten. Verschwinden sie nicht mit Hausmitteln, muss operiert werden.

Heidi K. (42) aus Viersen fragt: "Ich habe einen Speichelstein, der schmerzt und wie ein Fremdkörper wirkt. Mein HNO-Arzt meint, er sei zu groß und müsse operiert werden. Ist das nötig?"

Bernhard Robbers Ein Speichelstein misst oft nur wenige Millimeter, kann aber bis zu zwei Zentimeter groß werden. Speichelsteine findet man am häufigsten in den Unterkieferspeicheldrüsen, da dort die größte Speichelproduktion stattfindet. In den Ohrspeicheldrüsen kommen sie eher selten vor. In Deutschland erkranken 5000 Menschen jährlich an einem Speichelsteinleiden. Betroffen sind meist Patienten zwischen 20 und 50 Jahren. Durch die Speichelsteine kommt es zu einer Blockade des Ausführungsganges der Speicheldrüse, so dass der Speichel staut, eindickt und dadurch eine meist einseitige Schwellung der Speicheldrüse entsteht.

Als Folge kann es durch eine Keimbesiedlung mit Bakterien und Viren zu einer schmerzhaften Rötung kommen; das kann zur Speicheldrüsenentzündung führen. Die Symptome nehmen bei Nahrungsaufnahme zu, da sie den Speichelfluss verstärkt und der Speichelstau zunimmt. In schweren Fällen ist das Allgemeinbefinden erheblich gestört. Oft entleert sich eitriges Sekret aus dem Ausführungsgang.

Eine Hauptursache liegt an der zu geringen Trinkmenge pro Tag. Dadurch verändert sich die Konsistenz des Speichels, und der Speichel dickt extrem ein. Es entstehen kleine Steinkonkremente, die nicht abfließen können und sich im Speicheldrüsengang festsetzen.

Andere Auslöser, die zur Eindickung des Speichels führen, können Infektionen wie Mumps sein. Auch flüssigkeitsreduzierende Medikamente wie Wasser- und Herztabletten, Medikamente gegen Allergien sowie Antidepressiva können Speichelsteine entstehen lassen. Zudem können Autoimmunerkrankungen (Sjögren-Syndrom), Stoffwechselerkrankungen (Mukoviszidose) oder Bestrahlungen bei Tumoren im Kopf- und Halsbereich Speichel eindicken. Manchmal ist auch die Zusammensetzung des Speichels verändert. Häufig finden sich bei Patienten mit Speichelsteinen auch Gallen- oder Nierensteine.

In jedem Fall sollte der Arzt aufgesucht werden. Oft müssen weitere Untersuchungen wie Ultraschalluntersuchung, Kontrastmitteldarstellung oder Endoskopie erfolgen. Bei geringen Beschwerden kann man zunächst mit Speichel produzierenden Substanzen (Zitrone, saure Drops oder Kaugummis) versuchen, kleinere Steine auszuschwemmen.

Hilft das nicht, kann eine Gangschlitzung, eine Steinzertrümmerung durch eine Stoßwellentherapie oder die operative Entfernung der Speicheldrüse erforderlich sein.

(RP)
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