Warnung aus Genf WHO befürchtet 10.000 neue Ebola-Fälle pro Woche

Genf · Die Weltgesundheitsorganisation schlägt in der Ebola-Krise immer dramatischere Töne an: Jede Woche könnten bis zu 10 000 neue Infektionen hinzukommen, sollte der Kampf gegen das tödliche Virus nicht binnen zwei Monaten verstärkt werden.

So sieht die Sonderisolierstation in Düsseldorf aus
9 Bilder

So sieht die Sonderisolierstation in Düsseldorf aus

9 Bilder
Foto: dpa, fg

Das erklärte der stellvertretende WHO-Generaldirektor Bruce Aylward am Dienstag in Genf. Die WHO mahnte drastische Gegenmaßnahmen an, um einen noch dramatischeren Anstieg der Infizierten zu vermeiden. In den vergangenen vier Wochen seien jeweils rund 1000 neue Fälle registriert worden, sagte Aylward. Bislang sind an der gefährlichen Infektionskrankheit nach jüngsten Daten der WHO 4447 Menschen gestorben, die meisten in den am stärksten betroffenen Ländern in Westafrika. Die Sterberate sei auf 70 Prozent gestiegen. Die Zahl der Verdachtsfälle summiere sich auf 8914, teilte die WHO weiter mit.

US-Präsident Barack Obama drang am Montag auf ein schnelleres Tempo bei internationalen Hilfsbemühungen für die von der Seuche geplagten Länder, allen voran Guinea, Sierra Leone und Liberia. Alle UN-Mitgliedsstaaten stünden nun in der Pflicht, Fachpersonal, Ausrüstung und Versorgungsgüter bereitzustellen, um die Epidemie zu stoppen, sagte er nach Angaben des Weißen Hauses in einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, die mit am aktivsten die Kranken vor Ort versorgt, teilte am Dienstag mit, neun von 16 infizierten Mitarbeitern seien an Ebola gestorben. Auf einer Pressekonferenz in Johannesburg kritisierte Sprecherin Sharon Ekambaram, medizinische Helfer hätten von der internationalen Gemeinschaft nur unangebrachte Hilfe bekommen.

In Leipzig starb der 56-jährige UN-Mitarbeiter, der als dritter Ebola-Patient nach Deutschland ausgeflogen worden war. Er sei trotz "intensiver medizinischer Behandlung der Krankheit erlegen, teilte das Klinikum St. Georg in Leipzig mit.

In den USA kämpften Ärzte unterdessen weiter um das Leben der 26-jährigen Krankenschwester, die in Dallas den inzwischen an dem Virus verstorbenen Patienten Thomas Eric Duncan betreut hatte. Nina Pham habe eine Transfusion mit Blut des US-Arzts Kent Brantly erhalten, der die gefährliche Infektion überlebt hat, teilte die Hilfsorganisation Samaritan's Purse mit. Ihre Mutter sagte, der Frau gehe es den Umständen entsprechend gut, die beiden hätten per Skype miteinander gesprochen. Das Krankenhaus selbst machte keine Angaben zu ihrem Zustand.

Diese erste Ebola-Infektion auf US-Gebiet setzte die Behörden weiter unter Druck, die Quelle der Ansteckung auszumachen. Das Virus wird durch Körperflüssigkeiten der Patienten übertragen, sobald diese Symptome der Krankheit zeigen. Allerdings trug Pham nach Angaben der Klinik in Dallas vollständige Schutzbekleidung, als sie sich um Duncan kümmerte.

Ein US-General warnte mit Blick auf die bald beginnende Reisesaison auf Inseln in die Karibik und lateinamerikanische Länder vor einer weiteren Ausbreitung der Seuche. Urlauber könnten auf Inseln fliegen und von dort zurückkehren, oftmals ohne die derzeit geltenden Gesundheitskontrollen zu passieren, sagte General John Kelly bei einer Tagung lateinamerikanischer Verteidigungsexperten in Peru.

An Europas größtem Flughafen Heathrow haben am Dienstag Ebola-Kontrollen begonnen. Die ersten Passagiere, die mit indirekten Flugverbindungen aus Westafrika in Großbritannien landeten, mussten Fragen zu ihren Reisedaten und Kontakten beantworten. Außerdem wurde die Temperatur von Ankömmlingen aus Liberia, Guinea und Sierra Leone gemessen. Im Laufe der nächsten Woche wollen die Behörden das Ebola-Screening auf Passagiere am Flughafen Gatwick und Reisende, die mit dem Eurostar aus Frankreich ankommen, ausweiten. Was passiere, wenn jemand die Maßnahme gegen die Ausbreitung des tödlichen Virus verweigere, war zunächst nicht klar.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort