Eichenprozessionsspinner Die Raupe mit den brennenden Haaren

Düsseldorf · Er ist eine haarige, dicke Raupe und spinnt weiße Nester an den Stämmen von Eichen: Der Eichenprozessionsspinner befällt jedes Jahr im Sommer Bäume in der Region. Wer mit seinen Haaren in Berührung kommt, kann Hautausschlag und Fieber bekommen.

 Eine Raupe des Eichenprozessionsspinners.

Eine Raupe des Eichenprozessionsspinners.

Foto: Shutterstock.com/ Dennis van de Water

Wenn Bäume und Sträucher von feinen weißen Netzen, so genannten Gespinsten, bedeckt sind, können verschiedene Insekten die Ursache sein. Zum Beispiel die Gespinstmotte, für den Baum ein Drama, für den Menschen völlig harmlos. Anders verhält es sich mit dem Eichenprozessionsspinner, einer Nachtfalterart.

Denn der gesamte Körper der Raupen ist mit so genannten Brennhaaren übersät. 600.000 dieser nur 0.1 bis 0.25 Millimeter langen Haare hat eine einzige Raupe. Sie enthalten das Eiweißgift Thaumetopein, mit dem sich das Tier vor Fressfeinden schützt. Der Kuckuck ist der einzige Vogel, der den Eichenprozessionsspinner trotz seiner Haare fressen kann, erklärt Matthias Kaiser, Leiter des Fachbereichs Artenschutz beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW (Lanuv).

Kommt ein Mensch mit den Brennhaaren in Kontakt, kann das gesundheitliche Folgen haben. "Manche Menschen reagieren so heftig, dass sie ins Krankenhaus müssen. Andere zeigen gar keine Symptome", sagt Kaiser. Mögliche Reaktionen seien starke Reizungen und allergische Reaktionen der Haut und Atemwege (ähnlich denen nach dem Kontakt mit Brennnesseln), zusätzlich kann es zu Schwindel, Fieber und Müdigkeit kommen. Betroffene sollten einen Arzt aufsuchen.

Ein Nest von Eichenprozessionsspinnern an einem Baumstamm.

Ein Nest von Eichenprozessionsspinnern an einem Baumstamm.

Foto: Landwirtschaftskammer

Die Haare des Eichenprozesssionsspinners bleiben nach dem Schlüpfen des Falters am Baumstamm zurück. Deshalb können beispielsweise spielende Kinder oder auch Erwachsene bei der Gartenarbeit leicht mit ihnen in Berührung kommen. Außerdem können die Haare Kaiser zufolge durch die Luft fliegen und so an die Haut oder Schleimhäute gelangen. Lange Kleidung und Handschuhe schützen.

In Köln waren Mitte Juni sieben Eichen im Äußeren Grüngürtel und vier im Rodenkirchener Friedenswald vom Eichenprozessionsspinner befallen. Keine große Zahl, könnte man meinen, doch für die Stadt ein Anlass, die Bürger zu informieren. Der Stadt Neuss wurden in diesem Jahr bislang zwei Fälle gemeldet. In Düsseldorf gab es im laufenden Jahr bislang 36 Fälle, teilt die Stadt mit. Im gesamten Jahr 2016 habe es 88 Fälle gegeben. Größeren Befall gibt es häufig in Süddeutschland, weil es dort in Wäldern und Parkanlagen mehr Eichen gibt als in der Region. "In den letzten 15 bis 20 Jahren hat sich der Eichenprozessionsspinner aber auch im Rheinland bis hoch ins Ruhrgebiet ausgebreitet", sagt Kaiser.

Laien verwechseln den Eichenprozessionsspinner leicht mit anderen, harmlosen Raupen. Dass es sich um Eichenprozessionsspinner handelt, erkennt man nicht nur an den Gespinsten in der Krone oder an Astgabeln der Eiche, sondern auch an den Prozessionen der Tiere, denen sie ihren Namen verdanken, sagt Kaiser. 30 bis 40 Raupen kriechen hintereinander wie in einer Prozession den Baumstamm oder Ast entlang. Zudem kommen sie vor allem an alten Bäumen vor - und ausschließlich an Eichen.

Wer Eichenprozessionsspinner auf öffentlichen Grünflächen sieht, sollte sie der Stadt melden. "Das typische Beispiel ist: alte Eiche auf dem Grundstück eines Kindergartens, die muss auf jeden Fall gemeldet werden", sagt Kaiser. Finden sich ihre Gespinste auf einem Privatgrundstück, ist der Eigentümer der Stadt Köln zufolge verpflichtet, die Raupen zu beseitigen, sofern eine Gefahr für die Allgemeinheit besteht.

Die Raupen selbst bekämpfen, sollte man auf keinen Fall, rät Kaiser. "Ziehen Sie einen Schädlingsbekämpfer hinzu", sagt der Experte. Eine Methode, den Raupen zuleibe zu rücken, ist, sie mit einem speziellen Staubsauger abzusaugen. Allerdings ist es dem Experten zufolge schwierig, das Insekt restlos loszuwerden. "Meist bleibt irgendwo doch noch eine Raupe zurück", sagt Kaiser. Und diese kann der Ursprung sein für eine neue Population: "Ein Weibchen legt bis zu 300 Eier".

Bei einem starken Befall setzen die Raupen den Bäumen stark zu. Unter Umständen können sie die Eiche kahl fressen. "Dann ist vor allem der forstwirtschaftliche Schaden groß", sagt Kaiser. Die Bäume selbst erholen sich im nächsten Jahr zumeist wieder und treiben erneut aus. Allerdings werden sie geschwächt: "Der Eichenprozessionsspinner selbst ist in der Regel nicht tödlich für die Eichen. Aber sie werden anfälliger für Pilze und andere Schädlinge."

(lsa)
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