Kochen Hanf im Glück

Hanfsamen sind besser als ihr Ruf: Sie machen nicht high, sondern gesund. Denn in den kleinen Körnern stecken viele wichtige Nährstoffe.

 Selbstgebackenes Brot schmeckt auch mit Hanfmehl. Hanföl eignet sich gut für Salate (Symbolbild).

Selbstgebackenes Brot schmeckt auch mit Hanfmehl. Hanföl eignet sich gut für Salate (Symbolbild).

Foto: Thinkstock

Sie schmecken nicht nur wie Nüsse, sie sind biologisch gesehen auch welche: Hanfsamen. Die kleinen Körner, die an der Hanfpflanze wachsen, sind echte Kraftpakete und somit als Nahrungsmittel bestens geeignet. Wer hier nun an Joints und deren berauschende Wirkung denkt, liegt falsch. Denn handelsübliche Hanfsamen stammen von Pflanzen, aus denen das Rauschmittel Tetrahydrocannabinol (THC) herausgezüchtet wurde. Wer die Körner auf seinen Speiseplan setzt, muss sich also keine Sorgen machen. Und auch mit der aktuellen politischen Debatte rund um die Legalisierung von Marihuana haben die Körner rein gar nichts zu tun. Wer die Samen im Bioladen oder Reformhaus kauft und anschließend in leckeren Speisen verarbeitet, tut nichts Illegales.

Laut dem Verband für Ernährung und Diätetik (Vfed) ist Hanf eine der wenigen Pflanzenarten, die von der Menschheit schon seit Jahrtausenden als Nutzpflanze erkannt und offenbar auch sehr früh kultiviert wurde. Aus seiner Heimat Zentralasien habe Hanf die Menschen in beinahe alle Klimazonen begleitet und stets als Lieferant von Rohstoffen für Industrie und Handwerk sowie Lebensmittel und Pharmazeutika gedient.

Doch was macht die Hanfsamen überhaupt so gesund? "Die Zellen der Samen sind vollgepackt mit hochwertigem Öl, ideal zusammengesetztem Protein, Kohlenhydraten sowie allen wichtigen Mineralstoffen, Spurenelementen und wichtigen Vitaminen", so eine Sprecherin des Vfed. Sie punkten also mit hohen Anteilen an Vitamin B1, B2 und E, Calcium, Magnesium, Kalium und Eisen sowie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Wegen der ernährungsphysiologisch hochwertigen Fette und Öle eignen sich Hanfsamen so besonders auch für Vegetarier und Veganer. Nicht selten werden die kleinen Körner neben beispielsweise Goji-Beeren und Chiasamen daher auch als sogenanntes Superfood bezeichnet.

Während in der Vergangenheit vor allem wenig bekannte, nicht in den Läden des alltäglichen Bedarfs verfügbare Marken die Hanfsamen anboten, sind mittlerweile große Firmen auf den Trend aufmerksam geworden. So verkauft etwa der Drogeriemark dm Hanfsamen von seiner Eigenmarkte dmBio. Die Marken Rapunzel und Demeter bieten Hanföl in Bioqualität an. Und sogar das vor allem für Müsli und sehr einprägsame Radiowerbung bekannte Unternehmen Seitenbacher hat Hanföl im Sortiment. Auf der Website wird auf die Unbedenklichkeit des Verzehrs hingewiesen: "Durch die Nutzung von Hanfblättern und Harz als Rauschmittel hat die Pflanze einen zwielichtigen Ruf", heißt es dort. Aber jede angebaute oder eingeführte Saat werde durch den Staat vor Verwendung geprüft und jede produzierte Charge nochmals untersucht.

Neben Hanfsamen und Hanföl steht häufig auch Hanfmehl in den Regalen. Alle drei Darreichungsformen lassen sich mit den verschiedensten Lebensmitteln kombinieren. Am einfachsten ist es, die Samen oder das Mehl zu verbacken. So wird selbst gemachtem Brot oder selbst gemachten Müsliriegeln durch die Extrazutat ein leicht nussiger Geschmack verliehen. Ähnliches gilt für fruchtige Smoothies - hier die Samen einfach mitpürieren und genießen. Gut schmecken sie zum Beispiel in Kombination mit einem sämigen Mix aus Gurke, etwas Melone, frischen Minzblättern und Limettensaft. Stehen Joghurt oder Müsli auf dem Speiseplan, eignen sich die Samen als Topping. Hier bieten sie anstelle von oder aber in Kombination mit etwa Mandeln, Sonnen- oder Kürbiskernen ein abwechslungsreiches Aroma und etwas Biss.

Hanföl sollte nicht zu heiß erhitzt werden, verfeinert aber je nach Geschmack sämtliche warmen Speisen und eignet sich auch für Salatdressings. Linsen etwa passen gut zu dem nussigen Aroma, genauso aber auch grüne Salate wie Chicorée, Eisberg- oder Feldsalat.

Dem Einsatz von Hanf in der Küche sind keine Grenzen gesetzt. Die Samen können auch Marinaden und Aufstriche, Suppen, Snacks oder Süßigkeiten verfeinern. Zudem werden in manchen Läden mittlerweile auch Hanfgetränke wie Tee, Bier oder Limonade angeboten. Und Hanf-Protein-Pulver liefert Sportlern eine Extraportion Kraft.

Bei all den Vorzügen, die die Pflanze zu bieten hat, gibt es aber auch Nachteile. Zum einen haben Hanfsamen durch ihren hohen Fettgehalt eine relativ hohe Energiedichte. In 100 Gramm stecken rund 450 Kalorien. Zum anderen sind die Samen nicht günstig. 100 Gramm kosten je nach Anbieter im Schnitt zwei Euro.

Einen wichtigen Hinweis gibt zudem noch die Verbraucherzentrale: Bei Produkten aus dem Ausland ist Vorsicht geboten, da diese den hiesigen THC-Richtwert überschreiten können. Standardmäßige Kontrollen von importierten Produkten gibt es laut der Verbraucherzentrale nicht, die Verantwortung trägt der Importeur.

(sno)
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