Weinprobe: So machen Sie es richtig

Überall klirren Gläser, Wein wird leise gluckernd ausgeschenkt. Ein Wein-Event wie die ProWein ist ein riesiger Probierstand – schon morgens um 10 Uhr. Die Besucher sind allesamt Weinprofis, betrinken tut sich hier niemand. Wie schaffen die das?

Wein probieren wie ein Profi auf der ProWein 2015
Foto: racorn / Shutterstock.com

Überall klirren Gläser, Wein wird leise gluckernd ausgeschenkt. Ein Wein-Event wie die ProWein ist ein riesiger Probierstand — schon morgens um 10 Uhr. Die Besucher sind allesamt Weinprofis, betrinken tut sich hier niemand. Wie schaffen die das?

Die Weinwelt ist für viele nach wie vor mit vielen Mythen verbunden. Vor allem abseits der Anbauregionen gibt es oft Berührungsängste, wenn es darum geht, tiefer in die Materie einzusteigen. Zwar zählt Wein zu den Produkten, bei denen es völlig normal ist, sie vor dem Kauf zu testen. Aber schon eine Weinprobe wirft für Laien einige Fragen auf: Mit welchen Weinen fange ich an? Wie werde ich nicht so schnell betrunken? Warum stehen da überall solche Näpfe?

Experten probieren oft dutzende Weine allein an einem Vormittag. Warum ist keiner betrunken?

Sie spucken den Wein wieder aus. "Konsequent nichts runterschlucken", rät Experte Dirk Würtz. Da dennoch Alkohol über die Schleimhäute resorbiert wird, sollte man zusätzlich literweise Wasser trinken. Die "Master of Wine" Anne Krebiehl verkostet als Profi 50 bis 60 Weine pro Tag. "Einige schlucke ich schon, es wäre eine Sünde, gewisse Weine auszuspucken." Auch sie rät zum Wassertrinken "und Essen nicht vergessen, vor der Messe gut frühstücken".

Überall diese Spucknäpfe. Wie benutzt man die so, dass es nicht peinlich aussieht?

Am Anfang sei das immer etwas peinlich, gesteht Würtz. Wichtig sei unter anderem, nicht über den halben Tisch zu spucken sondern den Napf dicht vor den Mund zu halten. Um nicht unangenehm aufzufallen, sollte man den Wein nur im dünnen Strahl wieder von sich geben und dabei die Lippen zusammenformen wie beim Kirschkernspucken, sagt Sommelière Christina Fischer. "Ich übe das zu Hause in der Badewanne und versuche, den dicken Zeh zu treffen."

Wie teilt sich ein Profi so einen Messetag ein, um bei tausenden Weinen nicht den Überblick zu verlieren?

"Ich probiere nicht querfeldein, ich mache mir einen genauen Plan für die drei Tage", erklärt Krebiehl. Die Messe diene schließlich der Kommunikation, da sollte man nicht zu alkoholisiert sein. Würtz testet am liebsten vormittags. Es gebe sogar Studien, die besagten, dass Menschen um 10 Uhr morgens sensorisch am fittesten seien. "Ich richte mich beim Probieren auch nach den Mondphasen", erklärt Würtz und zückt sein Smartphone, auf dem er einen speziellen Kalender installiert hat. Ausgerechnet zur ProWein steht da allerdings ein "Nein".

Manche Weine kosten fünf Euro, manche 50 Euro. Schmecken den Laien überhaupt den Unterschied?

Sommelière Fischer sagt: "Wenn man die nebeneinanderstellt, dann schmeckt man den Unterschied." Das sei wie bei Tomaten, da erkenne auch jeder Laie was aus der Nährlösung und Massenproduktion kommt — oder aus dem Biogarten. Das Preisgefüge hänge damit zusammen, wie teuer es sei, einen bestimmten Weinberg zu bewirtschaften, erklärt Krebiehl. Natürlich bezahle man für gutes Handwerk, aber auch für Namen und Marken. "Es kommt auch darauf an, ob ein Weingut 150 Hektoliter aus einem Hektar holt — oder nur 35 Hektoliter." Wenn es einem nur um den Alkohol geht, dann gebe es keine Notwendigkeit, mehr als fünf Euro auszugeben, sagt Würtz.

In Restaurants wird Wein vorher zum Probieren eingeschenkt. Kommt es oft vor, dass der Tropfen zurückgeht, etwa weil der Gast sagt, er korke?

Dieser Ritus stamme aus einer Zeit, in der die Weine mehr Fehler gehabt hätten, sagt Krebiehl. Das könne nicht nur ein Korkgeschmack sein. Aber auch heute könnte es vorkommen, dass der Wein nicht fehlerfrei sei. Das Problem mit dem Korkgeschmack habe sich allerdings verringert, seitdem viele Flaschen mit anderen Verschlüssen etwa aus Glas geliefert würden. Der Ritus mit dem Probieren sei übrigens nur dafür gedacht, den Wein auf Fehler zu prüfen. "Er ist nicht dazu gedacht, ob der Wein dem Gast individuell schmeckt oder nicht."

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