Qualitätsbericht 2016 Experten sehen Licht und Schatten bei Pflege in Deutschland

Berlin · Der deutschen Pflegelandschaft wird in einem neuen Qualitätsbericht ein Zeugnis mit Licht und Schatten ausgestellt. Die Versorgung durch Heime und ambulante Dienste müsse dringend verbessert werden, das Versorgungsniveau insgesamt sei aber vergleichsweise gut.

 Viele Anbieter erfüllen die Anforderungen einer guten Pflege. Aber es gibt Mängel.

Viele Anbieter erfüllen die Anforderungen einer guten Pflege. Aber es gibt Mängel.

Foto: dpa, ppl;cse; fux

In dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten neuen Qualitätsbericht des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen und ihres Medizinischen Diensts (MDS) für 2016 geht hervor, dass viele Anbieter zwar die Anforderungen an gute Pflege erfüllen.

Es gebe generell allerdings "Mängel" bei Wundversorgung und sogenannter Schmerzerfassung. Defizite gebe es teils auch bei der Vorbeugung von Druckgeschwüren, der sogenannten Dekubitusprophylaxe. Dort gab es Verbesserungen, das Niveau reiche aber noch nicht aus.

"Weitere Verbesserungen sind notwendig"

"Die Berichtsergebnisse zur Versorgungsqualität zeigen, dass weitere Verbesserungen notwendig sind", erklärte Peter Pick, Geschäftsführer des MDS. Bei jedem vierten Pflegebedürftigen erfolge die Wundversorgung nicht nach aktuellem Wissensstand. Deshalb müsse die Personalausstattung ebenso verbessert werden wie die Umsetzung fachlich gebotener Maßnahmen im Tagesbetrieb.

 Die Berichtsergebnisse zur Versorgungsqualität würden zeigen, dass weitere Verbesserungen notwendig sind, sagt Peter Pick.

Die Berichtsergebnisse zur Versorgungsqualität würden zeigen, dass weitere Verbesserungen notwendig sind, sagt Peter Pick.

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Bei fast einem Fünftel aller Pflegebedürftigen erfolgte demnach keine systematische Schmerzeinschätzung. Diese liefere jedoch wichtige Informationen zur Steuerung der Schmerztherapie, etwa zur Anpassung von Medikamentengaben. "Der Bericht belegt aber dennoch, dass die Mehrheit der Pflegebedürftigen entsprechend der Anforderungen an eine gute Pflege versorgt wird", betonte Pick.

Der MDS der Krankenkassen prüft in der Regel einmal jährlich alle stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen, wobei er stichprobenartig die von ihnen versorgten Menschen untersucht. Alle drei Jahre werden die Ergebnisse dieser Qualitätsprüfungen ausgewertet und veröffentlicht, letztmalig war dies für 2013 der Fall. Die Daten für 2016 basieren auf mehr als 26.000 Prüfungen. Sie sind repräsentativ für die Pflege in Deutschland.

Anteil der Heimbewohner mit Demenz steigt

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, dass der Bericht zwar "zahlreiche Mängel" offenlege, diese sich aber nicht in offiziellen Behandlungs- und Pflegefehlerstatistiken des MDK fänden. Die Qualitätsberichte beschränkten sich "auf kalte Buchmacherei", erklärte Vorstand Eugen Brych. In Deutschland litten hunderttausende Menschen unter Pflegemängeln.

Nach Auffassung des Sozialverbands VdK belegte der Bericht Verbesserungen in der stationären und ambulanten Pflege. Es bleibe aber "noch viel zu tun", erklärte Präsidentin Ulrike Mascher. "Trotz der guten Ergebnisse erhalten immer noch zu viele Pflegebedürftige bestimmte Hilfen gar nicht oder nur eingeschränkt." Auch sei dringend mehr Personal notwendig.

Der Bericht verzeichnet unter anderem auch eine Anstieg des Anteils der Heimbewohner mit Demenz. Dieser stieg von 63,8 Prozent 2013 auf 70,7 Prozent für den Prüfzeitraum 2016.

Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte gefordert

Der GKV-Spitzenverband forderte bessere Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte. "Neben allen Qualitätskriterien sind die Menschen der Schlüssel für gute Pflege", erklärte Vorstand Gernot Kiefer. Zudem müsse die Transparenz bei der Ermittlung der Pflegequalität weiter verbessert werden. Insgesamt gehe Deutschland in diesen Feld aber "in die richtige Richtung".

Die Linksfraktion im Bundestag sah in den Ergebnissen des Berichts Belege für das Fehlen qualifizierter Fachkräfte in der Pflege. Die Versorgungsqualität habe sich in Bereichen verschlechtert, in denen eine professionelle Ausbildung sowie genügend Zeit erforderlich seien, erklärte die Abgeordnete Pia Zimmermann. Das sei etwa bei der Wundversorgung der Fall.

(gaa)
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