Der letzte Eindruck bleibt

Wie Besitzer von ihren Haustieren mit Tierbestattungen Abschied nehmen können.

Hund, Katze und Kaninchen sind für viele heute nicht mehr nur Haustiere, sondern Partner. Sterben sie, ist die Bestürzung groß. Mittlerweile gibt es für Halter viele Angebote, wie sie ihrem Vierbeiner das letzte Geleit geben können.

Friedlichliegt der Hund auf der Seite in einem Weidekörbchen, die Pfoten von sich gestreckt. Man wartet auf ein Zucken von ihm, ein Schnaufen. Oder dass er aufspringt. Doch der Bearded Collie ist tot. Sein Besitzer wartet darauf, ihn bestatten zu können. Wer möchte, kann Katze, Hund oder Wellensittich auf einem Tierfriedhof bestatten lassen. Beispielsweise auf dem Tierfriedhof Düsseldorf. Den hat Magret Doege vor mittlerweile 16 Jahren gegründet, weil es damals kaum eine Möglichkeit gab, Haustiere zu bestatten. Seither ist die Resonanz enorm: Aus der ganzen Region und sogar darüber hinaus kommen Menschen nach Düsseldorf, um ihre Tiere zu beerdigen.

Insgesamt gibt es in Deutschland 24 Tierkrematorien, circa 120 Tierfriedhöfe und etwa 150 Tierbestatter. Laut Schätzungen des Bundesverbands der Tierbestatter werden jährlich etwa 80 000 bis 100000 Tiere verbrannt. 6000 bis 10 000 kommen in ein Grab. Viele entscheiden sich nach dem Einschläfern beim Tierarzt aber auch dafür, das Tier auf dem eigenen Grundstück zu bestatten.

Das geht aber nur, wenn es sich um Kleintiere wie Hund, Katze und Vogel handelt. Sie dürfen nicht aneiner meldepflichtigen Krankheit gestorben sein, heißt es imTierkörperbeseitigungsgesetz. Außerdem dürfen Halter sie nur mit einer Genehmigung der zuständigen Behörde im eigenen Garten begraben. Dazu müssen sie einen Antrag auf Hausbestattung beim zuständigen Veterinäramt der Stadt oder des Kreises stellen. Das Grundstück darf nicht in einem Wasserschutzgebiet liegen, und der Abstand zu öffentlichen Wegen muss mindestens einen Meter betragen. Außerdem muss das Tier einen halben Meter unter der Erde begraben sein. Gerade in Städten ist es für Halter oft gar nicht möglich, ihren Dobermann oder Bernhardiner auf eigenem Grund unter die Erde zu bringen. Sie machen sich auf die Suche nach einem Tierbestatter. Gerd Buttgereit, Leiter der Geschäftsstelle beim Bundesverband der Tierbestatter, meint: "In der Regel sollte es möglich sein, auf Wunsch bei der Verbrennung dabei zu sein."

Reden bei der Beerdigung, aufwendig bemalte Urnen, Seebestattung oder zum Diamant geschliffene Asche: Die Vielfalt der Bestattungsformen zeigt, dass Tiere immer mehr zum gleichberechtigen Partner des Menschen werden. "Für viele nehmen siedenselben Stellenwert einwie Oma oder Opa", sagt Detlev Nolte, Generalsekretär des Forschungskreises Heimtiere in der Gesellschaft. Eine enge, persönliche Beziehung zwischen Vierbeiner und Mensch sei gesellschaftlich akzeptiert. "Tiere sind berechenbar und für viele eine Kontinuität in ihrem Leben." Zu Magret Doege kommen Kunden aus der ganzen Umgebung auf das rund 4000 Quadratmeter große Grundstück am Aderräuscher Weg im Stadtteil Bilk. "90 Prozent davon sind Hunde und Katzen. Aber auch Vögel und Kleinnager finden bei uns ihre letzte Ruhe", sagt sie.

Der Tod von Kaninchen oder Kanarienvogel ist für viele deshalb ein herber Schlag. "Dann ist ein ritualisierter Prozess wie eine Beerdigung wichtig. Er hilft dabei, die Trauer zu verarbeiten", sagt Nolte.

Auch Daßler kennt die emotionalen Tiefs der Herrchen und Frauchen gut. "Da muss man mit sehr viel Fingerspitzengefühl ran", sagt er. Stirbt ein Familienhund, kommt häufig die ganze Verwandtschaft zur Beisetzung. Einmal habe er eine Grabrede halten müssen: "Da hab ich acht eng bedruckte Seiten vorgelesen."

"Der letzte Eindruck bleibt", glaubt Buttgereit. Wer seine Katze nach dem Einschläfern leblos auf dem Behandlungstisch des Tierarztes zurücklassen muss, hadert vielleicht mit dieser Erinnerung. Beim Tierarzt werden Vierbeiner lediglich in eine Tierbeseitigungsanlage gebracht und ohne viel Aufhebens entsorgt. "Das ist für viele keine schöne Vorstellung." In aller Ruhe Abschied zu nehmen und die Urne vielleicht mit nach Hause zu nehmen, sei tröstlich. So erklärt sich wohl die Reaktion, die Tierbestatter von den meisten Besitzern erfahren - Dankbarkeit.

(DPA-TMN)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort